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Für Jake Daniels, der seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, war es eine erfolgreiche Saison.

© IMAGO/News Images

Ein mutiger Schritt: Warum das Coming-Out eines Profifußballers immer noch politisch ist

Jake Daniels vom FC Blackpool hat öffentlich gemacht, schwul zu sein. Einige finden das unnötig. Dabei nimmt er eine wichtige Vorbildrolle ein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Viel besser hätte diese Saison für den Fußballprofi Jake Daniels vom britischen Zweitligisten FC Blackpool kaum laufen können: Erst erzielte er 30 Tore für die U18, dann unterschrieb er im Februar seinen ersten Profivertrag, und nun gab er vor wenigen Tagen dort sogar sein Debüt.

Er könne kaum glücklicher sein, schrieb der 17-Jährige auf Instagram, und legte nun noch eine Schippe Glücklichsein obendrauf: Als erster Spieler in der britischen Profi-Liga seit über drei Jahrzehnten sprach er öffentlich über seine Homosexualität. „Ich wusste mein Leben lang, dass ich schwul bin und jetzt fühle ich mich bereit dazu, mein Coming-Out öffentlich zu machen.“

Vor allem in den sozialen Medien bekam Daniels viel Zuspruch. Auch der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger schrieb: „Gut gemacht, Jake Daniel“ und lobte den Verein für seine Unterstützung. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Kommentare eintrudelten wie „Na und?“ oder "Das geht niemanden etwas an und ist unwichtig“ oder „So etwas bedarf keiner Meldung“.

Natürlich ist es jedem selbst überlassen, offen mit der sexuellen Orientierung umzugehen, niemand ist dazu verpflichtet. Und natürlich wäre es wünschenswert, dass ein Coming-Out gar nicht erst notwendig erscheint, weil es so selbstverständlich ist. Das ist aber nicht der Fall, schon gar nicht im Fußball. Deshalb ist es ein mutiger Schritt von Daniels, insbesondere am Idahobit, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.

Heteronormative Rollenbilder im Sport

Dieser verdeutlicht, warum das Coming-Out einer bekannten Person keinesfalls „unwichtig“ ist, sondern eine politische Dimension hat: Bis heute steht Homosexualität in elf Ländern unter Todesstrafe, gleichzeitig ist ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung in gerade einmal elf Ländern in der Verfassung verankert – Deutschland gehört nicht dazu.

Vor allem im Fußball stehen Sportler unter enormem Druck, heteronormativen Rollenbildern und stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit gerecht zu werden.

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In seinem Statement sagte Daniels, dass Sportler wie der australische Fußballer Josh Cavallo oder der britische Wasserspringer Tom Daley ihn inspiriert hätten. Cavallo, der bei Adelaide United in der A-League unter Vertrag steht, hatte als erster aktiver Fußballprofi im vergangenen Jahr öffentlich gemacht, schwul zu sein.

Das zeigt: Es braucht Sportler, die andere ermutigen, die ihnen ein Vorbild sind und die ihnen - um es mit Daniels Worten zu sagen - zeigen, „dass man nicht ändern muss, wer man ist“. Wir dürfen daher gespannt sein, welchen Sportler*innen Daniels zukünftig ein Vorbild sein wird.

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