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Es bleibt dabei: Die Olympischen Spiele 1936 werden auf lange Sicht die ersten und letzten in Berlin gewesen sein.

© picture alliance / dpa

Ein Jahr nach der Niederlage: Berlin braucht kein Olympia, aber viel mehr Sport

Vor genau einem Jahr verlor Berlin die Olympiaausscheidung gegen Hamburg. Eine große Chance, die die Stadt noch nicht genutzt hat. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Hurra, wir haben verloren! So ging es vielen in Berlin vor genau einem Jahr. Da schickte der Deutsche Olympische Sportbund Hamburg ins Rennen um Olympische Spiele – und nicht Berlin. Selbst wenn in einer Umfrage die Olympiabewerbung in Berlin eine Mehrheit hatte, im Volksentscheid wäre sie sicher durchgefallen, so ehrlich müssen wir sein.

Also, alles gut? Nein. Denn es war eben doch eine Niederlage, und sie hat zumindest Teile des organisierten und verwalteten Sports in Berlin in eine Identitätskrise gestürzt. Über Jahre hinweg hatte die Stadt Meisterschaften olympischer Kleinstsportarten subventioniert. Immer auch mit dem Ziel, aus dieser Sportart vielleicht einmal die entscheidende Stimme bei der Vergabe der Spiele zu bekommen. Und jetzt? Kann sich die Stadt langsam mal aus ihrer Veranstaltungsfixierung lösen. Eine Olympiabewerbung wäre auch nur sinnvoll gewesen, wenn sie in ein jahrelanges Konzept zur Sportförderung eingebettet gewesen wäre. Alles andere ist Party.

Die Niederlage gegen Hamburg ist für Berlin eigentlich die große Chance, den Sport noch einmal neu vom Kopf auf die Füße zu stellen. Sport in Berlin, das muss neben erfolgreichen Profimannschaften und einem funktionierenden Olympiastützpunkt eben mehr Sport für alle sein. Mit guten Sportmöglichkeiten im öffentlichen Raum, gut geförderten Übungsleitern und guten Sportanlagen.

Da ist die Stadt der Bevölkerung noch vieles schuldig, auch wenn sie jetzt immerhin mal ein Parksportkonzept umsetzt. Gerade war noch die Rede davon, mit Olympia auch den Breitensport hochzuziehen. Neue Sportstätten zu bauen oder wenigstens alte zu sanieren. Statt mehr gibt es jedoch im Moment weniger als bisher. Einige Sporthallen sind erst einmal weg, weil dort Flüchtlinge untergebracht sind. Integration kann jedoch am besten durch Sport gelingen, weil die Körpersprache der Bewegung eben international ist.

Sport kann eine Stadt sozialer machen, aber er wird leider oft nur als weicher Faktor wahrgenommen. Es sieht gerade nicht danach aus, als hätte der Breitensport in der in Berlin eine besonders starke Stimme. Daran müssen Sportverbände und Sportverwaltungen arbeiten. Für saubere Sporthallen und ein Integrationsprogramm durch Sport wird sich auch viel leichter einer Mehrheit finden lassen als für eine Olympiabewerbung.

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