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Sport: Ein bisschen Testosteron darf sein

Sportverbände definieren, wer als Frau antreten darf

Berlin - Auch zwei Jahre nach der Leichtathletik-WM in Berlin beschäftigt der Fall Caster Semenya die Sportwelt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) haben nun neue Regeln im Umgang mit Athletinnen vorgestellt, die erhöhte Werte männlicher Sexualhormone aufweisen. Demnach sollen zukünftig Frauen mit erhöhten Testosteronwerten im Blut an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfen, solange die Werte nicht im Bereich männlicher Level liegen. „Normalerweise haben Frauen einen Testosteronwert, der weniger als ein Zehntel von dem von Männern ist“, sagt Andreas Pfeiffer, Leiter der Endokrinologie an der Berliner Charité. Es gebe aber viele Gründe, die zu einem erhöhten Wert führen könnten, von einer Vergrößerung der Nebennierenrinden bis zu einem Tumor der Eierstöcke.

Frauen, deren Testosteronwerte im männlichen Bereich liegen, dürfen nach den neuen Regeln nur dann als Frauen antreten, wenn sie von dem erhöhten Hormonlevel nachweisbar nicht profitieren. Das zielt auf eine Gruppe von Menschen, die zwar ein X- und ein Y-Chromosom haben, deren Testosteronrezeptor aber verändert ist. Weil das Hormon bei ihnen keine Wirkung entfalten kann, wachsen sie häufig als Mädchen auf und profitieren auch sportlich nicht von den höheren Testosteronwerten.

Die neuen Regeln wurden gestern von der IAAF beschlossen und sollen ab Mai für alle internationalen Wettbewerbe gelten. Anfang Juli will auch das IOC die neuen Regeln verabschieden. Sie sollen bereits bei den Olympischen Spielen 2012 in London Anwendung finden.

„Jetzt haben wir zum ersten Mal klare Regeln, wer als Frau antreten darf und wer nicht“, sagt Arne Ljungqvist, Chef der Medizinischen Kommission des IOC. Unklar ist allerdings noch, ab welchem Testosteron-Wert eine medizinische Untersuchung erfolgen soll. Während die IAAF zehn Nanomol Testosteron pro Liter Blut anpeilt, hat das IOC die Frage zunächst offengelassen. Auch der strenge Schutz der Privatsphäre der Sportler, den IAAF und IOC betonen, könnte sich schwierig gestalten. Das hat nicht zuletzt der Fall Caster Semenya gezeigt. Die junge Südafrikanerin war 2009 Weltmeisterin über 800 Meter geworden. Ihre männliche Erscheinung hatte aber zu Diskussionen über ihr Geschlecht geführt. Die daraufhin von der IAAF angeordneten Tests erregten weltweites Aufsehen und Empörung in Südafrika.

 Kai Kupferschmidt

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