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Lange ist’s her. Vor elf Monaten traf Philipp Hosiner gegen Sandhausen zum bis heute letzten Mal für Union Berlin. Gegen Regensburg soll es beim früheren österreichischen Torschützenkönigs endlich wieder etwas werden.

© dpa

Duell mit Regensburg: Union hofft auf Hosiner - ausgerechnet

Der 1. FC Union braucht gegen Regensburg dringend mehr Torgefahr. Ausstrahlen soll sie der zuletzt so erfolglose Philipp Hosiner.

Viele Fußballer haben die Angewohnheit, sich Aufnahmen vergangener Spiele anzuschauen, wenn es gerade nicht gut läuft. Eigene Tore, schöne Pässe oder erfolgreiche Zweikämpfe. Das kann helfen, die Blockade im Kopf zu lösen und Zweifel an den eigenen Qualitäten zu beseitigen. Philipp Hosiner sollte sich lieber eine alte Pressekonferenz anschauen. Vor ziemlich genau einem Jahr besiegte der 1. FC Köln Hertha BSC mit 4:2 und Anthony Modeste erzielte drei Treffer. Auf die Frage, ob er jemals einen so abgezockten Stürmer trainiert habe, antwortete der damalige Kölner Trainer Peter Stöger wie selbstverständlich „ja“. Hosiner habe bei ihm 2012/13 mehr als 30 Tore für Austria Wien geschossen. „Ich weiß, es ist Österreich“, sagte Stöger. „Aber die Tore sind dort auch gleich groß.“

Es ist in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten, dass Hosiner durchaus weiß, wo das Tor steht. Als Profi hat der Österreicher mehr als 100 Treffer erzielt und sogar schon in der Champions League getroffen. Beim 1. FC Union könnten sie den alten Philipp Hosiner gerade gut gebrauchen. Denn außer Steven Skrzybski strahlt derzeit kein Berliner ernsthaft Torgefahr aus, Sebastian Polter fällt nach seinem Achillessehnenriss noch lange aus. Also liegen die Hoffnungen von Trainer André Hofschneider vor dem Heimspiel am Samstag im Stadion An der Alten Försterei (13 Uhr, live bei Sky) gegen den überraschend starken Aufsteiger Jahn Regensburg vor allem auf Hosiner.

Nur, viel erinnert momentan nicht an den österreichischen Torschützenkönig von einst. „Ich muss mehr Torgefahr ausstrahlen“, weiß auch Hosiner nach fast elf Monaten ohne Treffer. Sein letztes Tor erzielte der 28-Jährige am 28. April 2017 gegen den SV Sandhausen. Es war sein sechster Treffer für den 1. FC Union und besonders viele Chancen, diese Bilanz aufzubessern, hatte er seitdem nicht. An Polter war für Hosiner kein Vorbeikommen und so stand er seitdem in Pflichtspielen nur 802 Minuten auf dem Platz. Es ist keine einfache Situation – gerade für einen Stürmer. Ohne den Rhythmus regelmäßiger Einsätze wirkte Hosiner nach seinen Einwechslungen oft wie ein Fremdkörper.

"Ich habe auch meine Qualitäten"

Das hat sich auch in den zwei Spielen seit der Verletzung von Polter nur bedingt geändert. Hosiner ist im Sturmzentrum zwar gesetzt, das Zusammenspiel mit seinen Nebenleuten ist aber noch lange nicht ideal. „Hosi ist ein Strafraumspieler, da müssen wir ihn in Szene setzen, damit er seine Stärken einbringen kann“, sagt Hofschneider, dem in Kaiserslautern und gegen Aue noch zu oft mit hohen Bällen operiert wurde. Die Umstellung auf einen ganz anderen Spielertyp ist für die Mannschaft nicht einfach. Während Polter weite Bälle mit seiner imposanten Physis alleine behaupten konnte, ist Hosiner auf gute Kombinationen mit seinen Mitspielern angewiesen. „Ich kann Polti nicht eins zu eins ersetzen“, sagt Hosiner. „Aber ich habe auch meine Qualitäten.“

Es ist ein Satz, den auch Hofschneider nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Aue fast wortgleich gesagt hat. Dabei wirkte der Trainer aber bereits deutlich genervt, dass immer wieder über Polters Ausfall geredet wird. „Das darf keine Ausrede sein und es ist das letzte Mal, dass ich zu dem Thema etwas sage“, betonte Hofschneider. Alibis soll es für das Team nicht mehr geben, die einsatzfähigen Spieler müssen es richten. Und Hosiner will seine Chance nutzen. „Jetzt ist vielleicht die Zeit gekommen, auf die ich lange gewartet habe“, sagt Hosiner. „Es war gut, nicht aufzustecken.“

Aufgeben, das passt auch nicht zu ihm. In seiner Karriere hat er schon härtere Proben überstanden als Monate auf der Reservebank. 2015 musste ihm ein Nierentumor operativ entfernt werden und verzögerte seinen Wechsel nach Köln um ein halbes Jahr. Im Winter 2016 kollabierte dann seine Lunge und warf ihn im Kampf um einen Stammplatz bei Union zurück.

Nun ist Hosiner fit und im Sturm gesetzt. Sein Vertrag läuft noch bis 2019 und bessere Werbung in eigener Sache als Tore gibt es schließlich nicht. Es wäre mal wieder Zeit nach mehr als 800 Minuten. Vielleicht sollte sich Hosiner einfach an Stögers Worte erinnern. Denn auch wenn der Rasen im Stadion An der Alten Försterei neu ist, die Tore sind immer noch genauso groß wie in Österreich.

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