zum Hauptinhalt
Neuauflage. Julia Görges rechnet sich gegen Serena Williams diesmal Chancen aus.

© Toby Melville/Reuters

Duell gegen Serena Williams: Julia Görges ist keine Fremde mehr in Wimbledon

In der dritten Wimbledon-Runde kommt es für Görges zur Neuauflage des Vorjahres-Halbfinals gegen Serena Williams. Chancenlos sieht sie sich nicht.

Julia Görges und Wimbledon – das war lange Zeit keine Liebesbeziehung. Bei ihren ersten zehn Teilnahmen gewann die Deutsche insgesamt nur fünf Matches. Diese Bilanz verdoppelte sie im Vorjahr urplötzlich und erreichte das Halbfinale. Dort unterlag sie Serena Williams, auf die US-Amerikanerin trifft sie am Samstag erneut, diesmal bereits in der dritten Runde. „Grundsätzlich möchte ich gar nicht so viel über den großen Namen Williams nachdenken, sondern einfach meine Leistung bringen. Das ist es, was ich in der Hand habe“, sagte die 30-Jährige am Donnerstag nach ihrem lockeren Zweitrundensieg gegen die Russin Varvara Flink.

Görges wirkt in diesen Tagen entspannt, zuletzt hat sie beim Vorbereitungsturnier in Birmingham das Finale erreicht. Entsprechend selbstbewusst ist sie weiter nach London gereist. „Ich habe mich in diesem Jahr zum ersten Mal richtig gefreut auf Wimbledon“, sagte sie. Das hänge natürlich wesentlich mit ihrem Abschneiden 2018 zusammen, denn: „Zu wissen, dass man hat hier schon erfolgreich war, nachdem man davor richtig bescheiden hier gespielt und so viel Anlaufzeit gebraucht hat, das gibt einem einen zusätzlichen Schub.“

Dass sie mit Wimbledon und Rasen lange Jahre so gefremdelt hat, ist dabei kaum nachzuvollziehen. Görges ist eine der besten Aufschlägerinnen im Frauentennis, dazu ist der Bereich am Netz für sie auch keine verbotene Zone wie das bei vielen anderen Kolleginnen auf der Tour der Fall ist. Letztlich ist alles wie so oft im Sport reine Kopfsache.

„Der mentale Aspekt auf Gras spielt eine große Rolle. Früher war ich immer sehr frustriert und deswegen habe ich versucht, da anders heranzugehen“, erzählte Görges. Dass sie in Wimbledon nach dem Aus von Angelique Kerber die letzte Deutsche in der Einzelkonkurrenz der Frauen ist, ändert für sie nichts. „Es ist keine andere Rolle als vorher weil ich auf mich schauen muss“, sagte sie.

Im Halbfinale 2018 war Görges nahezu chancenlos

In diesem Jahr konnte das Görges allerdings längst nicht immer. Bei den Australian und French Open scheiterte sie jeweils in der ersten Runde, es gab in Auckland allerdings auch den insgesamt siebten Turniersieg in ihrer Karriere und zuletzt den Finaleinzug in Birmingham. Die bisher eher wechselhafte Saison ist auch mit Problemen an der Halswirbelsäule zu erklären, von denen ist in Wimbledon allerdings derzeit nichts zu bemerken. Sie tritt dominant auf, fühlt sich wohl auf dem Platz, auch wenn sie bisher nur auf den kleinen und oft sehr unruhigen Außencourts spielen durfte.

Auf dem Platz Nummer 14 suchte sie im Match gegen Flink immer wieder Blickkontakt zu ihrem Coach Sebastian Sachs. Mit dem 27-Jährigen arbeitet sie erst seit ein paar Wochen zusammen, nach dreieinhalb Jahren trennte sie sich nach den French Open von Michael Geserer. „Manchmal ist es an der Zeit, etwas Neues zu machen. Und der Zeitpunkt nach Paris war für mich genau richtig“, erzählte sie.

Nun aber wartet auf beide mit dem Match gegen Williams eine äußerst knifflige Aufgabe. „Das wird eine große Herausforderung, aber ich freue mich darauf“, sagte Görges. In vier Duellen mit der mittlerweile 37-Jährigen konnte sie bisher keinen Satz gewinnen, im Vorjahreshalbfinale war sie beim 2:6 und 4:6 nahezu chancenlos. „Vielleicht hat mir da einfach ein bisschen die Erfahrung gefehlt, in dieser Hinsicht hat sie natürlich Vorteile“, sagte die Deutsche. Tatsächlich hat sie in ihrer Karriere kaum große Matches auf großen Plätzen bestritten, ihre Gesamtbilanz bei den Grand Slams ist mit 48 Siegen bei 45 Niederlagen nicht besonders eindrucksvoll. Insgesamt hat sie es nur einmal weiter als ins Achtelfinale geschafft – eben 2018 in Wimbledon.

Chancenlos sieht sie sich gegen die US-Amerikanerin trotzdem nicht. Dazu müsse sie es vor allem schaffen, ruhig zu bleiben: „Wenn man nicht zu viele Emotionen mit auf den Platz nimmt, hat man es leichter.“ Dass sie mit dem Rasen in Wimbledon inzwischen Freundschaft geschlossen hat, dürfte ihr dabei zusätzlich helfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false