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Goalgetter: Robert Lewandowski (links) und Erling Haaland sind echte Tormaschinen.

© Christof Stache/Ina Fassbender/AFP

Duell der Topstürmer im Spitzenspiel: Erling Haaland – der Erbe des Robert Lewandowski?

Dortmunds Erling Haaland könnte als Angreifer bald die Liga dominieren. Im Spitzenspiel gegen Bayern trifft er erstmals auf Platzhirsch Robert Lewandowski.

Dass Robert Lewandowski der beste Stürmer der vergangenen Jahre in der Fußball-Bundesliga ist, steht außer Frage. Auch in dieser Saison spielt der Münchner grandios auf. In 25 Ligaspielen hat er sagenhafte 27 Tore erzielt. 

Im Duell um die Torjäger-Kanone mag ihn zwar Leipzigs Timo Werner piesacken (24 Tore in 27 Spielen). Doch ein anderer Konkurrent dürfte ihn seit der Winterpause deutlich mehr beschäftigen, denn er rüttelt an Lewandowskis Sonderstatus als prägender Stürmer der Liga in den nächsten Jahren: Erling Braut Haaland.

Der Norweger von Borussia Dortmund war zwischenzeitlich auf die sagenhafte Quote von fünf Toren in zwei Spielen gekommen (im ersten stand er nur 35 Minuten auf dem Feld und traf dreimal), liegt mittlerweile bei zehn Treffern in zehn Ligaspielen, wirft mit seiner Art zu spielen aber die Frage auf, ob die Bundesliga seit seiner Ankunft eine andere ist. An diesem Dienstag, beim Spitzenspiel zwischen dem BVB und Bayern München (18.30 Uhr/Sky), stehen sich Haaland und Lewandowski nun zum ersten Mal gegenüber.

So viele Bestmarken Lewandowski in der Bundesliga hält – vier Mal Torschützenkönig, bester ausländischer Torschütze der Bundesligageschichte, schnellster Hattrick, schnellster Viererpack, schnellster Fünferpack –, seit Haaland im Winter für rund 20 Millionen Euro Ablöse aus Salzburg nach Dortmund wechselte, beherrscht er hierzulande die Stürmer-Schlagzeilen. Und dass nicht nur wegen seines Grinsens, das sich nach Toren in seinem Gesicht mindestens so lang und breit erstreckt wie ein Fjord an Norwegens Küste.

Erling Haaland: Prinzip Wucht

Haaland ist eine Attraktion auf dem Spielfeld, er zieht die Blicke der Zuschauer durch einen Kontrast auf sich. Er trägt ein Babyface, lächelt viel und verkörpert gleichzeitig mit seinen breiten Schultern und seinen 1,94 Metern und 87 Kilogramm das Prinzip Wucht. Er ist eine Brechstange auf zwei Beinen. Auch rennt er schnell, mit großen Schritten. Er bringt rugbyhafte Elemente in den Fußball ein.

Fragte man vor seinem Wechsel die Scouts, was Haaland kann, sagten die nur eins: Tore schießen. In Österreichs Liga traf er 16 Mal in 14 Spielen. Seinen internationalen Durchbruch erlebte er am 17. September 2019. Bei seinem Debüt in der Champions League gelang dem 19-Jährigen ein Hattrick gegen Genk. Rekord für einen Teenager. Insgesamt erzielte er in den sechs Vorrundenspielen acht Treffer und dann noch zwei für Dortmund gegen Paris, eben nur Lewandowski traf öfter (elf Mal), Lionel Messi und Cristiano Ronaldo nicht.

Der Killer mit dem Babyface: BVB-Stürmer Erling Braut Haaland hat in zehn Bundesliga-Spielen zehnmal getroffen.
Der Killer mit dem Babyface: BVB-Stürmer Erling Braut Haaland hat in zehn Bundesliga-Spielen zehnmal getroffen.

© Laci Perenyi/Imago

In Dortmund machte er mit den Rekorden weiter. Ein Hattrick beim Debüt gegen Augsburg, als Einwechselspieler – das gab es noch nie in der Bundesliga. Und auch fünf Tore in den ersten zwei Spielen hatte vor ihm noch keiner in der Liga hinbekommen. Es ist klar, warum Haaland als kommender Weltstar gilt. Dieses große Kind ist offenbar wirklich ein Fabelwesen, eine unwirkliche Erscheinung, an deren Existenz man fast zweifeln könnte.

Problem für Verteidiger: Wegdrücken können sie Haaland nicht

Es ist speziell seine Physis, die ihm seine Tore ermöglicht. Gegenspieler haben in Laufduellen das Nachsehen, wegdrücken können sie ihn oft nicht mal zu zweit. Dann zieht er mit seinem starken linken Fuß ab, aus dem Strafraum, aber auch mal aus der Entfernung. Natürlich kann er auch Kopfball, wobei er an seinem Timing arbeiten sollte, und Elfmeter.

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Haaland hat aber auch eine andere Seite. Es gibt feinere Fußballer als ihn. Sein erster Kontakt fällt oft etwas grob aus, dann führt er den Ball nicht sehr eng und wird schon mal weggegrätscht. Wenn Gegner mit vielen Spielern im Strafraum verteidigen und er nicht alleine vor dem Torwart steht, tut er sich schwerer. Zwar kann er schnell in Lücken und Räume stoßen, aber er ist kein Spieler, der durch Nadelöhre schlüpft.

Auf jeden Fall ist Haaland ein typischer Einkauf für die Borussia, die sich als Drehkreuz für dreiviertelfertige Talente versteht. Man spricht jetzt schon darüber, ob er als Nächstes zu Real Madrid gehen und welchen Gewinn er dem Verein bescheren wird. Zumal sein prominenter wie umstrittener Berater Mino Raiola, der auch Paul Pogba, Zlatan Ibrahimovic und Mario Balotelli betreut, ihn bei den allerersten Adressen Europas anbieten dürfte.

Dazu hat wiederum Lewandowski nun schon seine Meinung geäußert. Von einem schnellen Weiterziehen gen Spanien rät er Haaland ab: „Es wäre gut für ihn, wenn er noch länger in der Bundesliga bleiben würde, ehe er den nächsten Schritt macht“, sagte der 31-Jährige kürzlich bei einer Videokonferenz.

Haaland habe „riesiges Potenzial, aber auch noch Zeit“, betonte Lewandowski. „Ich will ihm mit meinen Aussagen keinen Druck auferlegen. Wenn er hart arbeitet, kann er ein besserer Spieler werden und irgendwann das Top-Level erreichen.“ Demnach sieht sich Lewandowski derzeit also noch auf einem höheren Niveau.

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