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Bau um, bau um. Am Sonntag finden innerhalb weniger Stunden gleich zwei Spiele unterschiedlicher Sportarten am Ostbahnhof statt.

© dpa

Doppelspieltag in der Arena am Ostbahnhof: Die schnellste Mehrzweckhalle im Land

Umbau in fünf Stunden: Erstmals finden in der Arena am Ostbahnhof ein Eishockey- und ein Basketballspiel am selben Tag statt.

Die Basketballer von Alba Berlin haben in dieser Saison schon mehrfach die enorme Belastung beklagt, der sie regelmäßig ausgesetzt sind – und das bei rund 80 Spielen von Oktober bis Juni völlig zu Recht. Momentan sind die Berliner Sportler aber nicht mal die strapaziertesten Arbeitnehmer in der Arena am Ostbahnhof. Denn der Halleneigner Anschutz Entertainment Group (AEG) und dessen Dienstleister stehen vor einer der anstrengendsten Phasen seit der Eröffnung im Jahr 2008.

Vom vergangenen Freitag bis zum kommenden Dienstag ist die Arena ausgebucht mit sechs Veranstaltungen an fünf Tagen, die sich noch dazu alle sehr deutlich unterscheiden und damit große Umbauarbeiten erfordern. Den Höhepunkt bildet der Doppelspieltag von Alba Berlin und den Eisbären am Sonntag. „Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte der Arena die Situation, dass wir an einem Tag erst ein Eishockey- und dann ein Basketballspiel haben“, sagt Mathias Zentner, der Produktionsmanager der Halle. „Das stellt uns alle vor eine große Herausforderung, aber wir freuen uns darauf.“

"Wir freuen uns drauf"

Eigentlich hatte die Doppelbelegung an einem Tag durch die Eisbären und Alba einmal der Normalfall werden sollen. Vor der Eröffnung wurde die Arena als „modernste Halle Europas“ beworben. Wie beim Vorbild, dem ebenfalls AEG gehörenden Staples Center in Los Angeles, sollte der Umbau nur etwa zwei Stunden dauern, damit beide Hallenmieter regelmäßig an einem Tag spielen können. In LA ist das mit den NBA-Mannschaften der Lakers und Clippers sowie dem Eishockey-Team der Kings kein Problem, in Berlin scheiterte der Versuch jedoch, da die Bestuhlung nicht schnell genug umgebaut werden konnte. So mussten zwei bereits geplante Doppelspieltage im Oktober und Dezember 2008 abgesagt werden und Alba auf andere Termine ausweichen. „Die Einzweckhalle“, titelte der Tagesspiegel damals.

Elf Jahre später haben die besonderen Umstände nun einen neuen Versuch forciert. Nach dem Einzug ins Pokalfinale und dem Heimspiellos stand Alba plötzlich ohne Halle da. Die Arena am Ostbahnhof hatten die Eisbären bereits für den DEL-Klassiker gegen die Adler Mannheim (Beginn: 13.15 Uhr) reserviert. In der Max-Schmeling-Halle spielen die Füchse gegen Magdeburg. Eine Verlegung auf einen anderen Termin war für die Basketball-Bundesliga aufgrund bestehender Fernsehverträge keine Option. So wurde doch wieder die Möglichkeit eines Doppelspieltages geprüft – und das mit positivem Ergebnis. „Wir haben das schon mal gemacht und wissen, dass es funktioniert. Wir haben alle ein gutes Bauchgefühl“, sagt Zentner. Ende Januar gab es bereits einen Testlauf, wobei die AEG-Verantwortlichen lieber einen anderen Begriff benutzen. „Wie Sportler vor jedem großen Spiel trainieren natürlich auch wir mit allen Beteiligten und versuchen, uns bestmöglich vorzubereiten“, sagt Zentner.

Vier Gruppen, 250 Mitarbeiter, 350 Tonnen

Um dieses Großereignis zu stemmen, ist dennoch ein Kraftakt vonnöten. „Wir machen nichts Neues, haben aber weniger Zeit“, beschreibt AEG-Sprecher Moritz Hillebrand die Herausforderung. So werden allein beim Umbau 250 Mitarbeiter in vier Gruppen im Einsatz sein, das sind aufgrund des Zeitdrucks etwa doppelt so viele wie bei einem normalen Wechsel von Eishockey auf Basketball. Insgesamt bewegen sie über 350 Tonnen, davon 100 per Hand. Der Umbau beginnt direkt nach dem Eisbären-Spiel gegen 15.30 Uhr, also fünf Stunden vor dem Pokalfinale zwischen Alba und Oldenburg.

Während ein Teil der Arbeiter die Eisfläche mit Isolierplatten abdeckt, werden bereits Banden und Plexiglasscheiben entfernt. Nach etwa einer Stunde ist das Eis unter dem grauen Boden nicht mehr zu sehen, und nun beginnt der Aufbau des Basketballfeldes. Das Parkett besteht aus 403 Elementen und wird Teil für Teil verlegt. Anschließend werden die Körbe hereingefahren, das Spielfeld beklebt, die Kameras für die TV-Übertragung vorbereitet.

Der schwierige Teil betrifft jedoch nicht den Wechsel der Spielfelder, sondern den Umbau des Zuschauerbereichs. Die Tribünen unterscheiden sich bei den beiden Sportarten vor allem im unteren Bereich. Da das Basketballfeld deutlich kleiner ist, werden die Tribünen weiter herangefahren. Das dauert. Außerdem gibt es bei den Eisbären eine Stehtribüne, bei Alba aber nur Sitzplätze – eigentlich. „Die Stehtribüne wird bleiben, um das Zeitfenster bestmöglich zu nutzen“, sagt Zentner. Die treuesten Fans der Berliner Basketballer wird es nicht sonderlich stören, sie feuern ihr Team auch sonst meist im Stehen an.

In elf Jahren sind die Spielpläne nie so kollidiert

Ob der Doppelspieltag eine einmalige Angelegenheit bleibt, darüber haben die Beteiligten noch nicht gesprochen. „Je nachdem wie es läuft, werden wir sehen, ob das eine Option ist“, sagt Hillebrand. Aufgrund des enormen Aufwands, der natürlich auch mit höheren Kosten verbunden ist, deutet aber nicht viel auf weitere Doppelspieltage hin. In den vergangenen elf Jahren haben sich die Eisbären und Alba auch so gut mit ihren dichten Spielplänen arrangiert. Für ähnliche Terminkollisionen liegt dann aber immerhin eine Notlösung bereit, die jedoch ein paar Einschränkungen mitbringt – wahrscheinlich auch für die Fans der siegreichen Basketball-Mannschaft.

Während der Bamberger Anhang vor einem Jahr zusammen mit einigen Spielern den Pokalsieg gegen Alba noch mehr als eine Stunde nach der Schlusssirene ausgelassen auf dem Parkett feierte, wird dies am Sonntag wohl nicht möglich sein. Denn mit dem Doppelspieltag endet die heiße Phase in der Arena am Ostbahnhof noch nicht. Am Montagabend steht mit dem Konzert der Band Slipknot bereits die nächste Veranstaltung auf dem Programm, und auch dafür muss erneut umgebaut werden. Die Arbeiten beginnen direkt nach dem Ende des Basketball-Finals, und in den folgenden Stunden werden erneut viele Tonnen bewegt, das Parkett abgebaut, eine Bühne errichtet. „Frühmorgens steht schon die Tourproduktion vor der Tür, und die wollen aufbauen für Slipknot“, sagt Hillebrand. Und am Dienstag? Da spielen schon wieder die Eisbären in der Arena.

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