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Trotz der Coronavirus-Krise soll auch in diesem Jahr die Tour de France stattfinden. Die Bedenken sind dabei groß.

© picture alliance/dpa

Doping in Coronavirus-Zeiten: Wird der Spitzensport jetzt noch schmutziger?

Dopingkontrollen waren bis zuletzt wegen der Coronavirus-Maßnahmen verboten. Davon könnten potenzielle Betrüger langfristig profitieren.

„Alles geben, nichts nehmen“, lautet das Motto der Nationalen Anti-Doping-Agentur Deutschland (Nada). Die Frage, die sich hierbei stellt: Wenn der Wettbewerbssport bis auf wenige Ausnahmen stillsteht, wann man gar nicht alles geben kann, will man dann überhaupt etwas nehmen, sprich: dopen?

Das ist eine naive Frage, denn Doping ist in den seltensten Fällen gewinnbringend für den Moment, sondern vor allem für Ziele in zeitlicher Ferne. So dürften einige Sportler in den vergangenen Wochen und Monaten nicht nur mit dem Gedanken gespielt haben, hier und da etwas auszuprobieren, was den Körper voranbringt. Denn so hart der Sport auch von der Coronavirus-Krise getroffen worden ist, für jene, die keine Probleme haben, Regeln zu missachten, hatte die Krise auch eine gute Seite: Die Dopingkontrollmaßnahmen waren wegen der Infektionsgefahr ausgesetzt.

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Am Mittwoch unterrichtete die Nada in ihrer Jahrespressekonferenz auch über den Umgang mit Dopingkontrollen in Coronavirus-Zeiten und zum Beispiel darüber, dass seit 18. Mai klassische Dopingkontrollen zum Beispiel in der Fußball-Bundesliga wieder durchgeführt werden. Das eigentliche Thema der Jahres-PK, die Aktivitäten der Nada im vergangenen Jahr, geriet zur Nebensache.

An dieser Stelle sollte daher in gebotenere Kürze erwähnt werden, dass die Nada im vergangenen Jahr bei einem Budget von 10,7 Millionen Euro (davon 6,7 Millionen Euro Bundesmittel) knapp 13 000 Kontrollen durchgeführt hat. Dass dabei gerade einmal 16 Sanktionen gegen Sportler herausgesprungen sind, liest sich mickrig. Lars Mortsiefer, der zusammen mit Andrea Gotzmann den Nada-Vorstand bildet, sagte, dass es das gute Recht sei, die Effektivität der Nada zu hinterfragen. „Aber natürlich schaffen wir mit unserem umfassenden Netz die Situation, die Sportler vor unberechtigten Dopingvorwürfen zu schützen.“

Der Biologische Athletenpass hat Schwächen

Doch gelingt das der Nada und den Dopingwächtern auch in den kommenden Wochen und Monaten? Die Befürchtung, dass der ohnehin schon schmutzige Leistungssport weltweit durch die stark eingeschränkten Kontrollmaßnahmen noch schmutziger werden könnte, wurde in den vergangen Wochen von Experten und Athleten oftmals geäußert.

Die Hoffnung der Dopingjäger liegt in den Analysemöglichkeiten im Rahmen des Biologischen Athletenpasses und der Re-Analyse langzeitgelagerter Proben, um mögliche abweichende Entwicklungen der vergangenen Wochen entdecken zu können. „Hier gilt unser Augenmerk“, sagte Nada-Vorsitzende Gotzmann. „Ich sehe daher nicht ganz so schwarz.“

Den Optimismus der 62-Jährigen teilen in der Welt des Sports längst nicht alle. Zumal etwa der Biologische Athletenpass allein keinesfalls vor Dopingmissbrauch schützt. So konnten in der Vergangenheit weder einzelne Dopingverstöße im Langlauf noch im Radsport durch den Athletenpass aufgedeckt werden. Blutdoping, also die Entnahme und Rückführung von eigenem Blut, kann dadurch analytisch nur schwer bis gar nicht nachgewiesen werden.

Gerade der Radsport wird dabei nach den aktuellen Planungen sehr bald wieder im Fokus stehen. Die Tour de France soll ab dem 29. August stattfinden. Viele Beobachter blicken mit Bauchschmerzen auf das große Sportereignis, das wie vielleicht kein zweites mit Dopingmissbrauch verknüpft wird. Nach wie vor dürften sich im Umfeld der Tour einige potenzielle Betrüger tummeln, die aus der Coronavirus-Krise möglichst als Gewinner hervorgehen wollen.

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