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Auswärtsheimspiel. Gerade nach Wolfsburg ist es für die Eisbären ja nicht weit.

© Imago/Ebner

Die Welt ist ganz schön Scheibe, Teil 2: Weg mit dem Heimnachteil. Eisbären spielen nur noch auswärts!

Teil 2 unserer Satireserie: Der Heimvorteil in der DEL ist nichts mehr wert, die Eisbären wollen angesichts dessen künftig nur noch auswärts spielen.

Es ist noch nicht mal sechs Uhr morgens als bei Peter John Lee das Telefon klingelt. Der Sportdirektor der Eisbären versucht es zu ignorieren. "What the f..." Irgendwann gibt Lee auf, antwortet: "Hello Stéphane, what do you..." Weiter kommt Lee nicht, Gesprächspartner Richer unterbricht ihn: "Come to the office. As quickly as possible. The future is now, the future has just begun, damned. How do you say? Merde. Och, just come here!"

Eine halbe Stunde später ist Lee in der Geschäftsstelle der Eisbären, an der Mercedes Benz Arena. Ist zwar noch nicht mal sieben, aber den Baustellenwitz macht Lee trotzdem, wie jeden Morgen. "Ich bin froh, dass ich unser Office noch hab gefunden, bei all die Baustellen hier an die Arena. Haha." Richer sitzt vor einem Stapel Aktenordnern, halb versunken hinter seinem Schreibtisch. Lacht nicht, schaut nicht auf, sagt nur: "Ist Dir etwas aufgefallen an den ersten beiden DEL-Spieltagen, Pete?" Lee zögert. Nun gut, die neuen Spieler brauchen noch Zeit, das Heimspiel gegen Nürnberg war blöd, Bremerhaven am Sonntag dafür blendend, aber sonst. "Okay, viele Auswärtssiege gab es", sagt Lee. "Ist halt einfacher sich hinten reinzustellen und dann.."

Richer unterbricht ihn. "Naturelement! C'est ça. Elf Auswärtssiege, drei Heimsiege, was sagt uns das?" Lee findet nicht viel. Richer sagt schnell: "Richtig, auswärts geht es besser, auch bei uns. Von euren Meisterschaften bei den Eisbären habt ihr drei auswärts gewonnen, eigentlich sogar vier, wenn wir an die vorletzte denken, oder? Das Spiel in Mannheim, damals. Von 2:5 auf 6:5. Kapiert? Also?" Richer wartet, Lee sagt nichts, aber Richer: "Also spielen wir lieber auswärts. Also spielen wir doch mehr auswärts!" Lee zögert. Er kommt auch nicht zum Wort, denn nun steht Richer schon auf, holt ein selbstgemaltes Transparent hervor, darauf prangt ein Eisbärenlogo und die Aufschrift: "Auswärts ist das neue Heimspiel! Eisbären, Rekordauswärtsmeister." Dann kramt er noch ein paar kleine Buttons hervor, einer zeigt  Luc Robitaille, neben dem Kopf des Eisbären-Aufsichtsratschefs ist eine Sprechblase, Inschrift: "I love road games!".

Richer will auch die Freezers wieder beleben

Got it? Lee ist irritiert. Was zum... Richer sagt: "Richtig, wir zahlen keine Hallenmiete mehr, weniger Unkosten als jetzt, nur noch Siege - wir spielen künftig nur noch auswärts. Die Arena hier findet ja sowieso bald keiner mehr, so zugebaut das hier inzwischen ist." Lee ist geschockt: "Aber die Zuschauereinnahmen bei den Heimspielen?"  Quatsch, sagt Richer. "Wir verkaufen die Spiele einfach, mit dem Hopp in Mannheim habe ich schon gesprochen. Was meinst Du, was denen so eine Best-of-Seven-Serie daheim Wert ist? Außerdem sparen wir ja auch an der Mannschaft, die muss sich ja vor allem hinten reinstellen. Ich denke wir spielen künftig mehr so wie Bremerhaven, aber mit etwas mehr Tempo. Aber ist ja auch egal, kriegen ja weniger in Berlin mit. Die Journalisten fahren ja auswärts kaum mit und der Telekomstream hakt dauernd."

Er sei sich sicher, dass das Beispiel Schule macht, sagt Richer. Und er habe da auch eine Überraschung für die nächste Saison, da werde es nämlich ein Comeback in der DEL geben. Eine weitere Auswärtsmannschaft. Der Oppenheimer und der Buchwieser wüssten schon Bescheid und würden dann als Spieler mitziehen. Richer kramt einen Schal der Hamburg Freezers hervor, wirbelt ihn durch die Luft und singt: "Hamburg ist viel schöner als Berlin!" Lee stottert: "Aber was machst Du, wenn die Freezers gegen die Eisbären spielen müssen, die können dann ja nicht beide auswärts spielen..." Den Satz beendet der Geschäftsführer der Eisbären nicht mehr.

Es ist 7.30 Uhr, das Handy von Peter John Lee klingelt auf dem Nachttisch. Am andern Ende - Stéphane Richer: "Hey Pete, komm zum Büro. Wir müssen über das Spiel am Freitag gegen Wolfsburg reden." Ja, sagt Lee. "Ich bestellt schon mal den Bus." Richer: "Den Bus, für das Heimspiel? Schlecht geträumt oder was? Gut, vielleicht wäre ja das eine Idee, künftig nur noch auswärts zu spielen..." Nun unterbricht Lee seinen Sportdirektor: "Ich komme ins Büro, Stéphane." Richer sagt: "Aber mach diesmal dann bitte nicht wieder den ich-hab-das-Büro-nicht-sofort-gefunden-Witz."

Teil 1 der Satire-Serie "Die Welt ist ganz schön Scheibe": Die Wahrheit über Torsten Ankert und den Wechsel nach Wolfsburg

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