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Ausgepfiffen. Ilkay Gündogan.

© Federico Gambarini/dpa

Die Nationalmannschaft, Gündogan und Özil: Deutschland pfeift sich aus

Am Freitag gab es Pfiffe gegen Gündogan - doch im Grunde gelten sie nicht nur ihm, sondern der deutschen Realität. Der DFB könnte sich da deutlich geschickter anstellen. Ein Kommentar.

Natürlich traf es Ilkay Gündogan, dass er am Freitag beim letzten WM-Test der deutschen Fußballer gegen Saudi Arabien unter Pfiffen spielen musste. Sportler wollen geliebt werden von den eigenen Fans. Die wiederum erwarten, dass ihre Lieblinge alles geben für ihr Team und sich mit ihm identifizieren. Im Fall von Gündogan und Mesut Özil nehmen das nach deren peinlichem Auftritt mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan viele deutsche Anhänger den beiden Spielern nicht mehr ab. Von wegen voll integriert und mit dem Herzen doch in der Heimat der Großeltern – so sehen das einige.

Das mag so sein im Falle der beiden, aber es ist eben ein Stück Realität in diesem Lande: In Berlin-Neukölln etwa wird es nicht wenige Deutsche (das sind Menschen mit deutschem Pass) geben, für die Erdogan wichtiger ist als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Insofern sind Gündogan und Özil nur ein Teil deutscher Realität. Und insofern pfeifen die Fußballfans - am Freitag die in Leverkusen - nicht dieses Duo, sondern die deutsche Realität aus.

Es ist zu hoffen, dass die Deutschnationalen dann wenigstens auch pfeifen, wenn Özil oder Gündogan ein Tor schießen. Alles andere würde ja ihre Inkonsequenz entlarven.

schreibt NutzerIn peeka

Es wäre nun angesichts des Unmuts bei den Fans für den DFB die Chance da zu sagen: Seht her, unser Nationalteam 2018 repräsentiert das tatsächliche Deutschland mehr denn je. Es gibt eben solche und solche Menschen im Lande, es gibt einen Emre Can (nicht nominiert von Löw), der nicht zu Erdogan fährt, und es gibt eben andere, die das gerne machen.

Es wäre dem deutschen Fußballtross nun zu wünschen, dass er geschickter mit dem Thema umgeht.

Man kann sich natürlich auch so eingeschnappt verkaufen wie DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und sagen, jetzt ist mal gut mit der Diskussion und basta. Dabei lernt das ein Anfänger im ersten Rhetorikkurs, dass so eine Aussage erst recht Diskussionen befeuert. Der DFB verhält sich in dieser Situation erstaunlich ungeschickt und natürlich auch ungeschützt von der Politik. Den Integrationsweltmeister Özil, den hat sich Angela Merkel gebacken, aber den gab es natürlich nie.

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Es wäre dem deutschen Fußballtross nun zu wünschen, dass er geschickter mit dem Thema umgeht. Dass ein Spieler die Nationalhymne nicht mitsingen will, das gab es schon früher (zum Beispiel Klaus Allofs). Dass es bei Mesut Özil - vor allem am rechten Rand - nicht gut ankommt, wenn er nicht trällert, das wird dann eben ganz klar als Nichtidentifikation mit dem Land erkannt. Aber dann seid doch offen, lieber DFB, in dieser Frage und sagt: Klar hat Özil eine andere Beziehung zu Deutschland als Thomas Müller, dessen Vorfahren bestimmt seit Jahrhunderten durch Bayern turnten. Seid lockerer, sagt: So sind wir. Und stellt auch ruhig noch mal klar, dass es nicht in Ordnung ist sich bei Erdogan anzubiedern, für keinen Nationalspieler.

Und spielt Fußball. Denn das könnt Ihr am Besten und besser als am Freitag.

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