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Freundliches Ende? Bundestrainer Joachim Löw hofft auf einen versöhnlichen Jahresabschluss.

© dpa

Fußball-Nationalmannschaft: Joachim Löw: "Man kann auch wieder aufsteigen"

Das verkorkste Jahr könnte für die deutsche Nationalmannschaft mit dem Abstieg aus der Nations League enden. Für den Bundestrainer wäre es kein Weltuntergang.

Es ist noch nicht lange her, da galt der Standort Leipzig als Fußball-Diaspora, der möglichst große Unterstützung zuteil werden sollte. Inzwischen sind die Ansprüche dort deutlich gewachsen. Leipzig hat einen eigenen Bundesligisten, Test-Länderspiele werden nicht mehr unbedingt benötigt, um die Sehnsucht des Publikums nach Spitzenfußball zu bedienen. Wenn am Donnerstagabend die deutsche Nationalmannschaft gegen Russland spielt, werden in der Arena mehr als zehntausend Plätze frei bleiben. Das allein auf die späte Anstoßzeit und kühle Temperaturen zu schieben wäre ein bisschen billig. „Nach so einem Jahr kann man nicht uneingeschränkt erwarten, dass uns die Fans die Bude einrennen“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. Das geringe Publikumsinteresse, „das hat auch was mit unseren Leistungen zu tun“.

Nach der verkorksten WM und einem eher holprigen Neustart ist die Nationalmannschaft weiterhin auf Wiedergutmachungstour. Zwei Spiele stehen in diesem Jahr noch an. Wenn es dumm läuft, geht es in beiden um nichts mehr – abgesehen davon, einen guten (letzten) Eindruck zu hinterlassen. „Die Idee ist klar vorhanden, dass wir die beiden Spiele, wenn möglich, siegreich gestalten wollen“, sagt Löw. „Das ist schon das Ziel.“ Wobei die wichtigere Partie – Stand jetzt – am Montag in Gelsenkirchen stattfindet, wenn es gegen Holland darum geht, in der Nations League den Abstieg aus der ersten Division zu verhindern. Voraussetzung ist allerdings, dass die Holländer ihr Heimspiel am Freitag gegen Frankreich nicht gewinnen. Sonst stehen die Deutschen bereits vorzeitig als Absteiger fest. „Das wäre jetzt auch kein Weltuntergang“, sagt Löw. „Man kann ja auch wieder aufsteigen.“

Marco Reus fehlt gegen Russland

Zu dieser Erkenntnis ist der Bundestrainer ein bisschen spät gelangt. „Wir haben den Fehler gemacht, die Nations League ein bisschen zu hoch zu hängen“, gibt er jetzt zu. Nach der WM hatte er das Gefühl, nun in diesem Wettbewerb auf jeden Fall liefern zu müssen, vielleicht auch, weil aus dem Verband kolportiert wurde: Wenn er absteigt, ist er weg. Löw hat dadurch wichtige Zeit beim Neuaufbau verloren. Eigentlich hat er ihn erst vor einem Monat, beim Auswärtsspiel in Paris, seriös in Gang gesetzt. Diese Partie, in der der Löw ungewöhnlich viele junge Spieler auf den Platz schickte, bezeichnet er nun selbst als wichtigen Fingerzeig. Hat der Bundestrainer vor kurzem immer auf das beschränkte Reservoir an herausragenden Talenten verwiesen, so äußert er sich nun auffallend wohlwollend über die Nachwuchskräfte. „Der Umbruch findet statt“, sagt Löw, „der Prozess ist in Gang gesetzt, weil wir schon Potenzial haben bei den jungen Spielern.“

Einer, der seinem Alter (29 Jahre) nach, zu den Etablierten zählt, wird in Leipzig gegen den WM-Viertelfinalisten Russland fehlen. Der Dortmunder Marco Reus hat sich am Wochenende im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Bayern eine Mittelfußprellung zugezogen. Ob er gegen Holland wieder zur Verfügung steht, lässt sich verlässlich noch nicht sagen. Reus hat allerdings auch schon in Frankreich gefehlt, als es vor allem die junge Sturmreihe mit Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané war, die trotz der Niederlage ein Gefühl von Aufbruch erzeugt hat.

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