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Jubelt weiter mit Hertha. Marko Grujic wird noch mindestens eine Saison in Berlin spielen.

© dpa

Die Leihgabe vom FC Liverpool: Marko Grujic will mit Hertha BSC nach Europa

Marko Grujic wollte unbedingt zu Hertha BSC zurückkehren - auch wegen Trainer Ante Covic. Im Mittelfeld dürfte der Serbe trotz großer Konkurrenz gesetzt sein.

Marko Grujic schaute aus der Ferne auf die andere Hälfte des Platzes, und in seinem Blick lag etwas Sehnsuchtsvolles. In der anderen Hälfte ging es ordentlich zur Sache, laut und intensiv, mit vielen Zweikämpfen, untermalt von den Kommandos des Trainerteams. Ganz anders als bei Marko Grujic, dem Mittelfeldspieler von Hertha BSC. Ein kurzer Blick noch, dann schlängelte er sich durch den Stangenparcours, den Athletiktrainer Hendrik Vieth abgesteckt hatte. Zwei Einheiten mit der Mannschaft hat der Serbe am Montag und am Dienstag im Trainingslager in Stegersbach verpasst. Der Rücken zwickt, nichts Dramatisches, nur „eine leichte Geschichte“, wie Trainer Ante Covic sagt. Und doch ärgerlich für Grujic. „Für Marko ist es wichtig, dass er auf dem Platz ist“, sagt Covic.

Mindestens genauso wichtig ist es für Hertha BSC, dass Marko Grujic auf dem Platz ist. 22 Bundesligaspiele hat die Leihgabe des FC Liverpool in der vergangenen Saison für Hertha bestritten. Zehn davon konnten die Berliner für sich entscheiden. Von den zwölf Begegnungen hingegen, in denen der Serbe verletzt fehlte, gewann Hertha nur ein einziges. Kein Wunder, dass Ante Covic sagt: „Das war eine sehr, sehr gute Leihe.“

Entsprechend erfreut war der Berliner Fußball-Bundesligist, als es ihm Anfang Juli gelang, Grujic für mindestens eine weitere Saison (und gegen eine Gebühr von 2,5 Millionen Euro) vom Champions-League-Sieger Liverpool auszuleihen. Es war das Ende einer endlosen Debatte, in der der 23-Jährige angeblich schon so gut wie bei Werder Bremen unter Vertrag stand und dann wieder bei Eintracht Frankfurt. Oder vielleicht doch bei Atletico Madrid?

„Ich war auch ein bisschen nervös“, erzählt Grujic. Es sei nicht leicht für ihn gewesen, weil er wegen der stetig wechselnden Gerüchte im Urlaub eigentlich nie komplett habe abschalten können. Jeden Tag gingen bei ihm Nachrichten von Freunden, Bekannten und Verwandten ein, die wissen wollten, wie es denn nun weiter gehe. Auch seine Kumpels Mijat Gacinovic und Filip Kostic, Profis bei Eintracht Frankfurt, meldeten sich, um ihn zu ihrem Klub zu locken: Ihr Trainer Adi Hütter wolle ihn unbedingt haben. Grujic nahm die Avancen zur Kenntnis - verschwieg seinen Freunden allerdings, was er wirklich wollte: bei Hertha bleiben.

Zu Trainer Covic hat er eine besondere Beziehung

Das Problem war, dass diese Entscheidung nur bedingt in seiner Hand lag. Noch bis 2023 steht Marko Grujic in Liverpool unter Vertrag, und wenn der Klub etwas anderes mit ihm vorgehabt hätte, hätte er sich wohl fügen müssen. Trotzdem nutzte er Herthas USA-Reise im Mai, um Manager Michael Preetz, davon in Kenntnis zu setzen, dass er nach dem Urlaub unbedingt wieder nach Berlin zurückkehren wolle. Die letzten Zweifel wurden schließlich in einer Unterredung mit Jürgen Klopp beseitigt. Ab der nächsten Saison zähle er auf ihn, sagte Liverpools Trainer; bis dahin aber solle er in der Bundesliga bleiben und idealerweise 30 oder mehr Spiele bestreiten. Für welchen Klub, „das ist deine Entscheidung. Wenn du glücklich bist, sind wir es auch“, habe Klopp gesagt.

Grujic ist glücklich, weil er sich nach einem Jahr in Cardiff und einem in Berlin nicht erneut auf eine neue Umgebung einstellen muss. „In Berlin kenne ich alles. Ich kenne den Klub, ich kenne die Jungs“, sagt er. „Da muss ich mich nicht erst wieder anpassen.“ Und den neuen Trainer kennt er auch sehr gut. Ante Covic war der Erste, mit dem er vor etwas mehr als einem Jahr von Hertha BSC zu tun hatte. Der Kroate, damals noch Coach der U 23, hatte von Manager Preetz den Auftrag bekommen, den Serben anzurufen und ihm einen Wechsel nach Berlin schmackhaft zu machen.

Covic war in der vergangenen Saison eine wichtige Bezugsperson für Grujic. Er hat ihm die wichtigsten Fußballbegriffe auf Deutsch beigebracht, ihm auch bei der Wohnungssuche geholfen. Jetzt aber, nach Covics Beförderung zu den Profis, begegnen sie sich auf einer anderen Ebene. Für beide ist das kein Problem. „Man sagt mir nach, ein Menschenfänger zu sein. Das bin ich zum Teil“, erzählt Covic. „Aber letztlich weiß ich auch, dass ich der Entscheider bin.“ Und Grujic sagt über Covic: „Er ist jetzt mein Trainer. Wir haben ein professionelles Verhältnis. Keiner sollte Vorteile genießen.“

Mehr Tore, mehr Assist - und eine bessere Platzierung

Besondere Protektion durch seinen Vorgesetzten dürfte der Serbe gar nicht nötig haben. Dafür war er zu wichtig für Herthas Mannschaft. Spielintelligenz, Präsenz, Zielstrebigkeit, Zweikampf- und Kopfballstärke: All das bringt Grujic mit. „Es ist seine Art, spielbestimmend zu sein“, sagt Covic. „Er kann das Spiel sowohl beschleunigen als auch verschleppen. Das ist eine gute Gabe bei Ballbesitz.“ Und auch wenn sich der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld durch die Verpflichtung von Eduard Löwen weiter verschärft hat, so zweifelt eigentlich niemand daran, dass Marko Grujic gesetzt ist.

Fünf Tore erzielte er in seinem ersten Jahr bei Hertha, eins bereitete er vor. In der neuen Saison, so sagt Grujic, dürften es ruhig mehr werden. Aber das stehe nicht im Vordergrund. „Wichtig ist, dass wir es als Team gut machen“, sagt er über sein Ziel für die neue Spielzeit. „Ich hoffe, dass wir uns für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren.“ Auch wenn er selbst nur bedingt etwas davon hätte, weil er nach der Saison nach Liverpool zurückkehren soll. „Wer weiß?“, sagt Marko Grujic.

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