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Krzysztof Piatek (r.) ist wieder einsatzfähig. Für 90 Minuten aber reicht es anders als bei Dedryck Boyata noch nicht. Herthas Kapitän steht wohl gegen Freiburg zur Verfügung – genauso wie Deyovaisio Zeefuik, der am Donnerstag ins Training zurückgekehrt ist.

© imago images/Matthias Koch

Die Flaute im Sturm: Hertha BSC hofft auf Krzysztof Piatek

Nach viermonatiger Verletzungspause steht Stürmer Krzysztof Piatek wieder zur Verfügung. Bei Hertha BSC wird er dringend benötigt.

Am großen Ganzen, an der deprimierenden Niederlage, hätte es nichts mehr geändert. Schade war es trotzdem. 0:6 lag Hertha BSC am vergangenen Samstag bei Rasenballsport Leipzig zurück, und es lief bereits die letzte Minute, als der Berliner Fußball-Bundesligist noch einmal zu einer anständigen Chance kam. Krzysztof Piatek, erst sieben Minuten zuvor eingewechselt, versuchte es von der rechten Seite mit einem Schuss ins kurze Eck, scheiterte aber an Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi.

Für Hertha BSC wäre es nur der Ehrentreffer gewesen – für Krzysztof Piatek viel mehr als das. Das erste Tor nämlich im ersten Einsatz nach seiner viermonatigen Verletzungspause. Piateks finaler Versuch gegen die Leipziger war die erste richtige und auch die einzige Chance, die seine Mannschaft im ungleichen Duell mit dem Vizemeister hatte. Das wirft natürlich die Frage auf: Über wen sagt das eigentlich mehr aus – über den derzeitigen Zustand von Herthas Offensive? Oder über Krzysztof Piatek?

„Die Tornase hat er“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai über den polnischen Nationalstürmer. „Nicht umsonst hat er vorige Saison so viele Jokertore geschossen.“ Vier (von sieben) waren es; in seiner gesamten Zeit bei Hertha kommt Piatek auf sechs Jokertore (von elf).

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Dass der 26-Jährige nicht lange braucht, um auf Touren zu kommen, das hat er auch bei seinem Kurzeinsatz in Leipzig gezeigt. „Er ist ein fantastischer Abschlussspieler, der in der Box seine Stärke hat“, sagt Herthas Sportvorstand Fredi Bobic. „Wenn er die Möglichkeit hat, versucht er auch, Tore zu machen.“ Piatek ist ein klassischer Mittelstürmer; jemand, der im Strafraum auflebt und im Abschluss eiskalt ist – wenn er denn zum Abschluss kommt. „Er braucht Bälle“, sagt Trainer Dardai, „gute Bälle.“

Daran hapert es bisher noch ein bisschen bei den Berlinern, die in diesem Sommer ihre drei besten Scorer (Matheus Cunha, Jhon Cordoba, Dodi Lukebakio) abgegeben haben. Das Gejammer über diesen Verlust hält Fredi Bobic aber für übertrieben. „Wie weit haben diese Spieler Hertha gebracht?“, hat er im „Kicker“ gefragt. „Keiner der drei hat in der vergangenen Saison zweistellig getroffen.“

Davie Selke und Ishak Belfodil garantieren nicht zwingend viele Tore

Das ist so weit richtig. Richtig ist aber auch, dass die Stürmer, die stattdessen gekommen sind, nicht zwingend eine zweistellige Trefferzahl garantieren. Zum einen ist da Davie Selke, der in der vergangenen Saison mit Bremen abgestiegen ist und in seinen anderthalb Jahren als Leihspieler bei Werder drei Tore erzielt hat. Und zum anderen Ishak Belfodil, der in den vergangenen beiden Spielzeiten in 19 Bundesliga-Einsätzen ein einziges Tor erzielt hat. Und das per Elfmeter.

In dieser Saison sind beide bisher ohne Treffer. Während Belfodil noch erkennbar die Spielfitness fehlt, konnte Selke zumindest in der Vorbereitung überzeugen. Trainer Dardai schätzt ihn für sein Engagement auf dem Feld und seinen tadellosen Charakter. Am vergangenen Wochenende in Leipzig aber, kam er bis zu seiner Auswechslung nach knapp einer Stunde auf gerade mal 13 Ballkontakte.

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Kein Wunder, dass die Hoffnungen kurz- und mittelfristig auf Krzysztof Piatek ruhen, den Hertha im Winter 2019 beim Powershopping unter Jürgen Klinsmann für 23 Millionen Euro vom AC Mailand verpflichtet hat. Bobic hat nach seinem Amtsantritt im Juni lange mit Piatek telefoniert und ihn dabei als sehr klar erlebt. „Er ist ein toller Junge, ein absoluter Profi“, sagt Herthas Sportchef. „Er wird kommen, da bin ich mir sicher.“

In dieser Woche im Training hat Piatek, der wegen eines Bruchs des Sprunggelenks vier Monate gefehlt hat, noch in der B-Elf gespielt, genauso wie Stevan Jovetic, der nach seiner Verletzung ebenfalls wieder zur Verfügung steht. Kandidaten für die Startelf am Samstagnachmittag im Heimspiel gegen den SC Freiburg sind beide nicht. „Krzysztof ist noch nicht gut genug für 90 Minuten“, sagt Pal Dardai. Eine halbe Stunde traue er ihm aktuell zu.

Vielleicht komme er rein und schieße das Siegtor, sagt Herthas Trainer, „das wäre für uns alle wunderbar“. Zuletzt hat Krzysztof Piatek am 6. Mai getroffen, mitten im Abstiegskampf. Es war ein extrem wichtiges Tor. Piatek erzielte das 1:0, am Ende gewann Hertha 3:0. Der Gegner hieß: Freiburg.

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