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Der Algarve-Cup der Frauen wurde zuletzt nicht im Fernsehen übertragen.

© Armando Franca/dpa

Die Chance des Fußballs: Es sollte jetzt eine gemeinsame EM für Frauen und Männer geben

Endlich gäbe es eine Möglichkeit, die Fußballerinnen mit den Männern auf eine Stufe zu stellen. Doch das begreift der europäische Verband nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Ein Virus geht um in Europa. Es fordert auch die Fußballverbände, die improvisieren, verschieben oder Wettbewerbe ganz absagen müssen. Am Dienstag gab der Europäische Fußball-Verband Uefa bekannt, die Europameisterschaft 2020 ins Jahr 2021 zu verlegen.

Es geht um die EM der Männer wohlbemerkt, es betrifft nun aber auch die EM der Frauen. Die hätte planmäßig vom 7. Juli bis 1. August 2021 stattfinden sollen – und muss nun an einem anderen Termin stattfinden, der noch nicht feststeht.

Erst das Männerspiel, dann das Frauenspiel

Es ist aber ohnehin eine bedauerliche Entscheidung, weil die Uefa damit ein verheerendes Signal sendet: Männerfußball ist uns natürlich wichtiger als Frauenfußball. Zugegeben, das wussten die meisten Fans schon lange. Die Coronavirus-Pandemie hätte aber die Chance geboten, Fußballerinnen (ausnahmsweise mal) auf eine Stufe mit Fußballern zu stellen – indem man zum Beispiel beide Turniere zusammenlegt.

Im Sog der breiten Fußballbegeisterung hätten die Kickerinnen durchaus viel Aufmerksamkeit generieren können. Die Modelle dafür? Simpel! Ein Tag Männerfußball, ein Tag Frauenfußball. Oder – warum nicht? – gemeinsame TV-Spieltage: 15 Uhr Männer, 18 Uhr Frauen, 21 Uhr Männer. Und am nächsten Tag umgekehrt

Sicher, manch verquerer Vergleich wäre nicht ausgeblieben, Diskussionen und Debatten aber angeschoben worden. Und weil die Qualität im europäischen Frauenfußball in der Breite mittlerweile stimmt, müsste niemand über lächerliche Ergebnisse wie bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Frankreich lästern (da hatten die USA ein Vorrundenspiel 13:0 gegen Thailand gewonnen).

Längst stimmt der sportliche Wettbewerb in Europa, ihn noch populärer zu gestalten, für weitere Fans zu öffnen – das muss die Aufgabe der Uefa und ihrer Mitgliedsverbände sein. Bei der vergangenen EM in den Niederlanden sahen 2,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer im ZDF das Auftaktspiel zwischen Niederländerinnen und Norwegerinnen (1:0).

Das galt als ordentlicher Wert, kann mit den Zahlen eines Männer-Auftaktspiels (15,47 Millionen bei der EM 2016) aber nicht mithalten. 2021 hätte der Fußball die derzeit viel geforderte Solidarität zeigen können: 18 Uhr Anpfiff der Männer-EM, 21 Uhr Anpfiff der Frauen-EM. Schade, dass es nicht so kommen wird. Vielleicht ja nach der nächsten Pandemie.

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