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Treffsicherer Teenager. Sophie Alisch (links) im von ihr noch mit 17 Jahren gewonnenen vierten Kampf als Profi gegen Vanessa Caballero im Vorjahr.

© Imago

Die Berliner Boxerin Sophie Alisch: Riesentalent, bereit für den großen Schlag

Sophie Alisch gilt als eines der größten Talente im Boxen. In der Krise sei sie noch stärker geworden, sagt die 18-jährige Berlinerin

Natürlich. Das ist ein Lieblingswort von Sophie Alisch. Die junge Berlinerin beginnt ihre Antworten auf Fragen sehr oft mit diesem positiv besetzen Abtönungspartikel – in dieser Zeit, in der doch so vieles nicht selbstverständlich natürlich ist. Aber für die erst 18 Jahre alte Profiboxerin wird es das so langsam wieder. Immerhin kann sie am Sonnabend nach langer Pause wieder in den Ring steigen.

„Es war ja eine unschöne Zeit“, sagt Alisch. Für die Profis aus der Kontaktsportart Boxen war es natürlich besonders unschön. „Sandsack, Athletik, Grundlagen – so sah mein Training wochenlang aus“, sagt der Teenager. Aber sie habe das gute Gefühl, dass sie ihre Grundlagen habe verbessern können.

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Das wiederum könnte schlecht für ihre nächste Gegnerin Edina Kiss sein, eine 28 Jahre alte Ungarin mit negativer Erfahrung als WM-Herausforderin, die Alisch am Sonnabend in München (Liveübertragung auf Bildplus ab 20.50 Uhr) nach Lage der Dinge wohl mit einer Niederlage nach Hause schicken kann. Die Federgewichtlerin Alisch gilt als eines der weltweit größten Talente im Boxen.

Mit 14 Jahren war sie Deutsche Meisterin in der Altersklasse U19, mit 16 Jahren als jüngste Boxerin überhaupt schon im deutschen Olympiakader. Und mit 18 Jahren dann bereits Profi. In ihrem ersten Kampf als Berufsboxerin knockte sie ihre Gegnerin nach flotten 52 Sekunden aus. Die ehemalige Weltmeisterin Regina Halmich sagt: „Sophie hat das Zeug, meine Nachfolgerin zu werden.“

Alisch war schon immer früh dran

Vielleicht ist es auch zum Teil ihre Unbekümmertheit, die die Frau, die das Zeug hat, so weit hat kommen lassen, mehr aber das Talent, harte Arbeit, Intelligenz und ganz sicher ihr Umfeld. Schon mit 17 Jahren kaufte sie ein Gym in Spandau, mit den ersten Börsen aus den natürlich allesamt gewonnen fünf Kämpfen als Profi.

Ihr Vater Michael Alisch sagt, Sophie sei eben ganz weit und mit 17 Jahren schon geschäftstüchtig gewesen und sicher gab es da auch Hilfestellung vom Vater, vom Management und vom Team Sauerland, dem sie angehört.

Die Geschichte mit dem Gym hätte auch schiefgehen können, drei Monate lang lagen die 500 Quadratmeter brach, es war in der ersten Phase der Coronakrise geschlossen. Das habe „echt Nerven gekostet“, aber mit einem „guten Partner“ habe sie diese Zeit überstanden.

Hat Sophie Alisch da mal nicht den Gedanken gehabt, dass ihre Karriere aufgrund der unsicheren Zeit einen Knick bekommen könnte? „Natürlich nicht“, sagt sie. „Ich wusste immer, dass ich noch ganz viel Zeit habe und das meine große Zeit noch kommt.“ Irgendwann müsse unsere Gesellschaft schließlich damit leben, dass ein Virus im Umlauf sei und mit dieser neuen Normalität leben, sagt die kommende Abiturientin. Ihr Sport sei schließlich auch Unterhaltung für viele, dass noch niemand in die Hallen dürfe, sei „schade für die vielen Leute, die gerne Boxen sehen“.

Aber daran wird sich womöglich so schnell nichts ändern. Auch ihr Kampf in München wird ohne Zuschauer stattfinden, eingebettet im Rahmenprogramm der von Sauerland initiierten Weltserie des Boxens um die Muhammad Ali Trophy. Hauptkampf ist ein Fight um die Cruisergewichts-WM des Letten Mairis Briedis gegen den Kubaner Yunier Dorticos.

Wenn die Nummer eins gegen die Nummer zwei der Weltrangliste der Männer in den Ring steigen, ist Sophie Alisch mit ihrem über acht Runden angesetzten Kampf schon fertig. Natürlich im Guten, glaubt sie. Ihre Gegnerin habe sie studiert. Respekt – ja, Zweifel – nein. „Ich habe an mich selbst sehr hohe Erwartungen, die ich aber nicht immer erfüllen kann“, sagt die kräftige Frau, 57,2 Kilo schwer, 1,64 Meter groß.

Gegen Vergleiche mit Regina Halmich hat sie nichts

Die Vergleiche mit Regina Halmich würden ihr schmeicheln, ihr Trainer Torsten Schmitz betreute früher auch schon mal die einstige Weltklasseboxerin. „Sie ist schon ein Vorbild für mich, sie hat viel für das Frauenboxen getan.“ Regina Halmich habe es nach der Karriere geschafft, ihre Popularität zu konsumieren. Das müsse das Fernziel eines guten Sportlers sein, findet Alisch mit erst 18 Jahren, nach denen ihre Karriere nun erst so richtig beginnen soll.

Sie trainiert derzeit in Schwerin, womöglich steht bald ein Umzug ins nahe Hamburg, der Heimat des Vaters, an. Das Gym in Spandau will sie aber weiter betreiben. Im kommenden Jahr, sagt Alisch, sei sie reif für einen ersten WM-Kampf. Die Gegnerinnen auf dem Weg dahin werden allerdings sicher immer stärker werden. Aber das hat Sophie Alisch auf der Rechnung. Natürlich.

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