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Zum Weggucken. Unions Sebastian Andersson ist enttäuscht, die Darmstädter um Torwart Daniel Heuer Fernandes feiern eine Abwehraktion.

© imago images / Matthias Koch

Die Aufstiegskandidaten schwächeln: Will denn niemand in die Bundesliga?

Hinter Tabellenführer Köln liefern sich Paderborn, Union und der HSV ein Schneckenrennen um Platz zwei und drei. Besonders in Hamburg ist die Lage kritisch.

Die Bilanz kann sich sehen lassen. Sechs Siege an den vergangenen sieben Spieltagen – und das in der entscheidenden Phase der Saison. Ein letzter Sprint noch und der Sprung in die Bundesliga ist perfekt. So haben sie es sich wahrscheinlich erhofft beim Hamburger SV, dem 1. FC Union und dem SC Paderborn. Dumm nur, dass die drei Kandidaten für die Plätze zwei und drei in der Zweiten Liga aktuell schwächeln, denn auf sechs Siege kommen sie seit dem 26. Spieltag – zusammengenommen. Der Kampf um den Aufstieg, er ist in dieser Saison ein Schneckenrennen. „Es ist die schwierigste Situation im Fußball, wenn du den Sack zumachen, den letzten Schritt gehen musst“, sagt Unions Trainer Urs Fischer. „Das musst du am eigenen Leib erlebt haben, um die Bedeutung zu verstehen.“

Während der 1. FC Köln trotz der jüngsten Schwächeperiode, die in der Entlassung von Trainer Markus Anfang kulminierte, ungefährdet an der Tabellenspitze steht und nach einem Jahr in die Bundesliga zurückkehren wird, ist die Verunsicherung dahinter deutlich zu spüren. Das vergangene Wochenende zeigte die Instabilität der vermeintlichen Topteams auf beeindruckende Art und Weise. Den Anfang machte am Freitag Paderborn mit einer 0:2-Niederlage in Bielefeld, wobei man die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart eigentlich ausklammern muss: Paderborn spielt als Aufsteiger eine grandiose Saison und hatte vorher sechs Mal in Folge nicht verloren.

Anders sieht es beim Hamburger SV aus. Das 0:3 im eigenen Stadion gegen den abstiegsbedrohten FC Ingolstadt legte alle spielerischen und mentalen Mängel des einstigen Europapokalsiegers gnadenlos offen. Fasst man die vergangenen sieben Spiele tabellarisch zusammen, ist der HSV ohne Sieg und mit nur drei Punkten Letzter. Trainer Hannes Wolf steht seit Wochen unter Druck, hat mit Nebenschauplätzen wie der Suspendierung von Lewis Holtby zu kämpfen und schafft es nicht, eine junge Mannschaft ohne verlässliche Führungsspieler aus ihrem Tief zu holen. Dennoch hält der Vorstand eine Woche vor dem direkten Duell in Paderborn weiter an Wolf fest – eine gerade für den HSV sehr untypische Entscheidung.

Die Gesamtsituation ist beim 1. FC Union deutlich komfortabler. Trainer Urs Fischer steht nicht zur Diskussion, der Druck ist geringer und eigentlich spielen die Berliner eine gute Saison. Die letzten Wochen werfen aber mal wieder Fragen nach der Nervenstärke auf. Union hat nur eines der vergangenen sieben Spiele gewonnen, und zwar vor einer Woche gegen den HSV. In diesem Zeitraum hat Paderborn zehn Punkte mehr geholt.

Am Sonntag hatte Union dennoch die große Chance. Mit einem Sieg in Darmstadt wäre das Team wieder auf Platz zwei geklettert und hätte im letzten Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Magdeburg die Teilnahme an der Relegation oder sogar den direkten Aufstieg perfekt machen können. Doch trotz einer phasenweise ordentlichen Leistung verlor Union 1:2. „Wir waren nicht effizient genug – das ist der einzige Vorwurf, den ich der Mannschaft machen kann“, sagt Fischer.

Der Druck wird immer größer

Die Analysen des Schweizers hören sich seit Wochen in großen Teilen ähnlich an: ordentlich gespielt, Chancen herausgearbeitet, nicht belohnt. Der Verweis auf das von Fischer oft zitierte „Wettkampfglück“ greift bei der Suche nach den Gründen aber zu kurz. Wenn eine Mannschaft ihre über Monate nachgewiesenen Stärken – das Nutzen der Chancen, eine gute Absicherung nach Ballverlusten und die Fehlerminimierung in der Defensive – plötzlich nicht mehr konstant abrufen kann, liegt die Ursache meist im Kopf.

„Die Ansprüche der Fans, des Umfeldes, der Spieler“ hätten natürlich Einfluss, sagt Fischer. Mit diesem Druck, der an den letzten zwei Spieltagen sicher nicht kleiner wird, muss Union umgehen. Anders als der teilweise leblos wirkende HSV stemmten sich die Berliner am Sonntag immerhin mit aller Macht gegen die Niederlage. „Dass sich die Mannschaft der Situation nicht bewusst sein soll, das geht mir zu weit“, sagt Fischer.

Das Restprogramm

SC Paderborn (2. Platz, 54 Punkte, 71:46 Tore):
Hamburger SV (H)
Dynamo Dresden (A)
1. FC Union (3. Platz, 53 Punkte, 49:31 Tore):
1. FC Magdeburg (H)
VfL Bochum (A)
Hamburger SV (4. Platz, 53 Punkte, 41:38 Tore)
SC Paderborn (A)
MSV Duisburg (H)
33. Spieltag am 12. Mai (15.30 Uhr), 34. Spieltag am 19. Mai (15.30 Uhr).

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