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Der Weg ist das Ziel. Rund 8000 Karten hat der BFC bislang für das Duell gegen Köln im Olympiastadion verkauft. Der Klub hofft, dass am Sonntag mehr als 14 117 Zuschauer kommen. So viele sahen 2017 das Spiel gegen Schalke – allerdings im Jahn-Sportpark.

© Reuters

Um 15.30 Uhr: DFB-Pokal gegen 1. FC Köln: Wie sich der BFC Dynamo mit dem Olympiastadion arrangiert

Für das Pokalspiel gegen den 1. FC Köln muss Regionalligist BFC Dynamo ins Olympiastadion umziehen. Viele Zuschauer werden wohl nicht kommen.

Von David Joram

Der Witz, der derzeit in Berlin hier und dort zum Besten gegeben wird, ist schon eine kleine Gemeinheit – jedenfalls gegenüber den Herthanern in der Stadt. Er geht so: Warum darf der kleine BFC Dynamo im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln das große Olympiastadion bespielen? Antwort: Dann wird das Stadion wenigstens mal voll! Hahaha statt Hahohe.

Nun ist es bis zum Spiel am Sonntag, 15.30 Uhr, aber nicht mehr allzu lange hin, und mit jeder Minute, die vergeht, verliert die eingangs erwähnte Note an wahrhaftem Gehalt. Nach wie vor stimmt zwar, dass Bundesligist Hertha BSC das Olympiastadion zum Saisonauftakt gegen den 1. FC Nürnberg am 25. August sehr wahrscheinlich nicht gefüllt bekommt. Nur: Der BFC wird gegen Zweitligist Köln wahrscheinlich noch weiter davon entfernt sein. Knapp 8000 Tickets sind für die Paarung bislang verkauft worden, davon allein 3000 nach Köln. Es wäre also noch etwas Platz in der 74 475 Zuschauer fassenden Betonschüssel. Auf die Atmosphäre darf man jedenfalls gespannt sein. BFC-Trainer René Rydlewicz sieht der Sache entspannt entgegen: „Das Olympiastadion ähnelt ja unserem Stadion: Es hat einen Rasen und eine Laufbahn drumherum.“

Anders als im vom Rydlewicz angesprochenen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, der dem BFC wegen der am Sonntag beginnenden Para-Leichtathletik-EM nicht zur Verfügung steht, werden im Olympiastadion aber erst gar nicht alle Plätze angeboten. Mangels Masse wird der Oberring abgedeckt, die Ostkurve, Heimat von Herthas treuesten Fans, bleibt ebenfalls leer. Hätten an dieser Stelle nun eingefleischte Dynamo-Anhänger ihre Lieder angestimmt, würde das als Risikospiel eingestufte Pokalspiel vielleicht noch heißer verlaufen.

Die Verantwortlichen des BFC gehen davon aus, dass die Sicherheit im Olympiastadion gewährleistet sein wird

Das Konfliktpotenzial ist ohnehin groß genug. Am Montag gastierte der 1. FC Union beim kommenden BFC-Gegner in Köln. Auf der Heimfahrt attackierten Vermummte, die dem Kölner Hooligan-Lager zugerechnet wurden, einen Fanbus der Unioner. Rund 100 Personen sollen den Angaben der Kölner Polizei zufolge beteiligt gewesen sein. Sie bewarfen den von der Polizei begleiteten Bus vor einer Autobahnauffahrt mit Steinen – eine gezielte Attacke. Der 1. FC Köln hat bereits reagiert und 28 identifizierten Personen ein bundesweites Stadionverbot erteilt.

Dass am Sonntag eine Art „Rückspiel“ stattfindet, ist zumindest nicht gänzlich auszuschließen. Die Berliner Polizei rechnet mit bis zu 800 sogenannten „Störern“, darunter 270 der sogenannten Kategorie C, gewaltsuchende Personen also. Der Rest, so die Pressestelle, sei der Kategorie B – gewaltbereite Personen – zuzuordnen.

Die Verantwortlichen des BFC gehen aber davon aus, dass die Sicherheit durch die Behörden im Olympiastadion gewährleistet sein wird. „Wir arbeiten mit denselben Dienstleistern zusammen, die die Bundesligaspiele von Hertha abwickeln“, sagt BFC-Sprecher Martin Richter. Für den Verein sei es etwas Großes, im Olympiastadion spielen zu dürfen – erstmals überhaupt in der Vereinsgeschichte.

Ähnlich argumentiert auch Vize-Kapitän und Torwart Bernhard Hendl. „Das ist eine Riesenbühne für uns, etwas ganz Besonderes“, sagt der 26-Jährige. Er verspüre keinen Druck, vielmehr komme das Spiel zum richtigen Zeitpunkt. „Das kann die Köpfe freimachen“, sagt Hendl. Das könnten die Spieler gut gebrauchen. In der Regionalliga Nordost belegt der BFC den drittletzten Platz, die beiden vergangenen Heimspiele gegen den Berliner AK (0:3) und Germania Halberstadt (0:5) verlor das Rydlewicz-Team deutlich, dazu gesellen sich fünf verletzte Stammspieler. Es sah schon mal besser aus beim ewigen DDR–Rekordmeister.

Vom Auftritt gegen Köln erhoffen sich die BFC-Kicker nun frischen Mut für den bisher so tristen Ligaalltag. Und wer weiß: Vielleicht ist gerade im viel zu großen Olympiastadion eine große Sensation möglich.

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