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Am Boden. Johannes Thiemann (unten) hat sich vor wenigen Tagen am Sprunggelenk verletzt, sein Center-Kollege Ben Lammers kämpft sich nach einer Muskelverletzung wieder heran.

© imago images/camera4+

Dezimiert Richtung Saisonstart: „Es gibt kaum Mannschaften, die Verletzungen wegstecken wie Alba“

Bei Alba Berlin sind aktuell alle vier Center verletzt, dennoch ist der Deutsche Meister vor dem Saisonstart am Donnerstag optimistisch.

Acht Meter und 48 Zentimeter. Verteilt auf vier große bis hünenhafte Männer. Die Saison in der Basketball-Bundesliga beginnt erst am kommenden Donnerstag, doch die Verletztenliste von Alba Berlin ist physisch wie spielerisch bereits ziemlich imposant. „So extrem habe ich das noch nicht erlebt, aber gefühlt ist es oft so, dass sich gleich mehrere Spieler auf derselben Position verletzen“, sagt Assistenztrainer Thomas Päch.

Bei Alba sind im Laufe der Vorbereitung alle vier Center ausgefallen. Fast zeitgleich erwischte es Ende August Christ Koumadje (25 Jahre, 2,21 Meter), Kresimir Nikic (22, 2,13 m) und Ben Lammers (25, 2,08 m). Am vergangenen Sonntag knickte auch der deutsche Nationalspieler Johannes Thiemann (27, 2,06 m) bei einem Testspiel in Paris um. Diagnose wie bei Koumadje und Lammers: Bänderverletzung im Sprunggelenk, mehrere Wochen Pause.

Eine ideale Vorbereitung auf die Saison, die der Deutsche Meister am Donnerstag (20.30 Uhr, Magentasport) in eigener Halle gegen die Baskets Bonn eröffnet, sieht anders aus. Eine Rückkehr von Thiemann, Koumadje und Nikic ist bis dahin ausgeschlossen, beim US-Amerikaner Lammers, der an einer Muskelverletzung laboriert, besteht zumindest Hoffnung. Er ist mit ins türkische Bursa gereist, wo der neue Cheftrainer Israel Gonzalez mit der Mannschaft bei einem Turnier und in vielen Trainingseinheiten an der Feinabstimmung arbeitet. „Ben macht schon einige Übungen mit dem Team, mal sehen, wie sein Muskel reagiert“, sagt Päch.

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Unabhängig von Lammers’ Rehabilitationsprozess gehen sie bei Alba aber zuversichtlich in Richtung Saisonstart. Schon in der vergangenen Spielzeit fielen zeitweise sehr viele Profis auf ähnlichen Positionen aus. Mal war Maodo Lo der einzige gesunde Point Guard, mal fehlten mit Luke Sikma, Louis Olinde und Thiemann drei größere Spieler. „Es gibt kaum eine Mannschaft, die Verletzungen so gut weggesteckt hat wie Alba“, sagt Päch, der die vergangenen zwei Jahren in Bonn und Vechta verbracht hat und in diesem Sommer zu seinem Heimatklub zurückgekehrt ist.

Diese Resilienz hat Alba zum einen der Einstellung zu verdanken. Im stark amerikanisch geprägten Basketballjargon sprechen die Spieler in solchen Fällen von einer „Next-Man-Up“-Mentalität – was so viel heißen soll wie: Hilft ja nichts, wegen Verletzungen zu jammern, dann muss halt der Nächste einspringen. Genau das passiert auch aktuell.

Mit dem 18-jährigen Christoph Tilly und dem sogar noch jüngeren Rikus Schulte (17) kamen in Bursa zwei Talente aus dem eigenen Nachwuchs zum Einsatz. „Sie machen einen sehr guten Job und es fällt gar nicht so auf, dass uns alle Center gefehlt haben“, lobt Päch. Besonders Tilly, der mit einer Doppellizenz regelmäßig mit der ersten Mannschaft trainiert, hat gute Chancen auf sein Profidebüt am Donnerstag in der Arena am Ostbahnhof. „Es hat Alba in den letzten Jahren ausgezeichnet, dass die jungen Spieler ihre Chancen bekommen haben, speziell wenn es Verletzungen gab.“

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Die restlichen Minuten werden sich vermutlich die verbliebenen großen Spieler aufteilen. Luke Sikma und Tim Schneider sind zwar eigentlich Power Forwards, haben aber schon oft zeitweise auf der Center-Position gespielt. „Bei uns haben beide Positionen ähnliche Aufgaben, daher ist die Umstellung nicht so groß“, sagt Päch.

Aber trotz aller Vielseitigkeit der Berliner Profis haben solche personellen Veränderungen natürlich Auswirkungen auf dem Parkett. Alba wird seinen Spielstil sicherlich nicht wesentlich anpassen, aber das Rebounding wird ein wichtiger Faktor werden und in gewissen Situationen wird unter dem Korb die Physis fehlen. Die außergewöhnliche Spannweite von Koumadje lässt Gegenspieler lieber zwei Mal überlegen, ob sie wirklich in die Zone ziehen sollen. „Gerade mit Christ fehlt uns ein Spieler, der sehr besonders ist“, sagt Päch. Auch Lammers’ Fähigkeiten beim Blocken von Würfen ist im Kader einzigartig.

Positiv für die Berliner ist immerhin, dass alle Verletzten schon in der vergangenen Saison bei Alba waren und den Spielstil kennen. Denn viel Zeit zum Trainieren bleibt nach dem Pflichtspielstart nicht. Schon am 1. Oktober beginnt auch die Euroleague und mit ihr beginnen Monate der Dauerbelastung.

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