zum Hauptinhalt
Treffend aufgewärmt: Mario Gomez.

© dpa

Deutschland - Ungarn 3:0: Drei Sieger, ein Verlierer

Die Nationalmannschaft liegt bei den WM-Vorbereitungen im Plan. Im Testspiel in Budapest gelingt ein 3:0 gegen Ungarn. Für die Stürmer war das muntere Toreschießen eine schöne Therapie - bis auf einen.

Das Ergebnis war nebensächlich, aber schön: So ein 3:0 (1:0)-Sieg in Budapest gegen Ungarn kann sich sehen lassen, zwei Wochen vor dem Kick-off in Südafrika und mitten in der kräftezehrenden Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. Dazu war es eine schöne Therapie für die kriselnden Lukas Podolski und Mario Gomez, die beide ein Tor schossen. Das dritte gelang dem Stuttgarter Cacau. Am Donnerstag geht es in Frankfurt im letzten Testspiel gegen Bosnien-Herzegowina, und zu dieser Gelegenheit wird Joachim Löw wohl die Mannschaft aufbieten, mit der er auch für das WM-Auftaktspiel gegen Australien plant. In Budapest verzichtete der Bundestrainer noch auf die zuletzt viel beschäftigten Münchner Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Thomas Müller.

Ihr Fehlen fiel nicht weiter ins Gewicht im einstigen Nep-Stadion, das seit einigen Jahren nach Ferenc Puskas benannt ist, was neben den roten Leibchen der Nationalmannschaft so ziemlich das Einzige ist, was an die große Zeit des ungarischen Fußballs erinnert. Die Ungarn waren ein höflicher Testgegner, bemüht und doch harmlos. Für Manuel Neuer hatte das den Nachteil, dass er sich kaum auszeichnen konnte als neue Nummer eins im deutschen Tor. Der Schalker spielte zweimal gut mit, als er bei ungarischen Angriffen rechtzeitig aus dem Tor lief, dazu parierte er in der Nachspielzeit einen Schuss von Janos Lazok. Mehr war nicht zu tun.

Auch was die Position des verletzten Kapitäns Michael Ballack betrifft, gab das Spiel in Budapest wenig Aufschluss. Sami Khedira mühte sich redlich in der ersten Halbzeit, er hatte auch ein paar gute Offensivszenen, aber als zur Halbzeit der Oberschenkel zwickte, nahm ihn Löw lieber aus dem Spiel. Neben ihm im defensiven Mittelfeld spielte überraschend Toni Kroos. Der Leverkusener fiel nicht ab, aber er konnte das Spiel nicht so prägen, wie es Schweinsteiger kann. In der Innenverteidigung versuchte sich neben dem gesetzten Bremer Per Mertesacker der Berliner Arne Friedrich. Er interpretierte den Job wie aus Hertha-Zeiten gewohnt: zuverlässig in der Absicherung des eigenen Tores, aber mit reichlich Steigerungspotenzial, was das Spiel nach vorn betrifft.

Mittelfristig dürfte Jerome Boateng die Zukunft im Abwehrzentrum gehören, aber den wechselwilligen Hamburger mit Berliner Wurzeln sieht der Bundestrainer zurzeit noch als Außenverteidiger besser aufgehoben. Anders als Friedrich hatte Boateng, ein gelernter Stürmer, gegen Ungarn seine besseren Szenen im Spielaufbau. Es war seine rechte Seite, über die zunächst fast alle deutschen Angriffe liefen, oft hatte sein Hamburger Klubkollege Piotr Trochowski den Fuß mit im Spiel, aber den größten Anteil an der drückenden Überlegenheit der deutschen Mannschaft hatte Mesut Özil. Der Bremer Kreativgeist war an so ziemlich jeder der zahlreichen Torszenen beteiligt, ja er stand sogar immer am Ende der Kette. Es fand diese Kette allerdings nie ein gutes Ende. Einmal scheiterte er nach schönem Zuspiel von Sami Khedira an Gabor Kiraly, beim nächsten Mal brachte er den Ball nach doppeltem Doppelpass mit Trochowski nicht vorbei an Ungarns Torhüter, der auch einen schönen Heber Özils entschärfte und einen weiteren Schuss aus Nahdistanz.

Gabor Kiraly, bestens bekannt aus seiner Zeit bei Hertha BSC und jetzt bei 1860 München unter Vertrag, hatte in der drangvollen ersten deutschen Halbzeit nur einmal das Nachsehen. Das war beim frühen Führungstor, Lukas Podolski erzielte es schon nach vier Minuten mit einem Elfmeter, der aus ungarischer Sicht erstens denkbar überflüssig war und dazu noch umstritten. Ja, Sandor Torghelle arbeitete gegen Mertesacker mit dem Arm, aber so etwas passiert so gut wie immer bei Eckbällen. Schiedsrichter Claus Bo Larsen aber pfiff sofort, und Podolski tat das, was ihm zuletzt in Kölner Diensten nicht ganz so häufig gelang. Er drosch den Ball ins Tor.

Später wechselte Podolski ins defensive Mittelfeld, was ihm immerhin zu einigen Ballkontakte verhalf. Die hätte Miroslav Klose auch ganz gern gehabt. Der Münchner trug in Abwesenheit von Lahm die Kapitänsbinde, und seine auffälligste Szene war eine böse Grätsche gegen den Ungarn Laszlo Bodnar. Nach einer Stunde Platz machte der glücklose Kapitän Platz für Gomez, der sofort das schaffte, was bei Klose nie zu erwarten stand. Allein vor Kiraly spitzelte er den Ball vorbei zum 2:0. Als kurz darauf auch der eingewechselte Cacau ein Solo zum dritten deutschen Tor abschloss, war klar, dass Klose diesen Abend im Gegensatz zur Mannschaft nicht als Erfolg verbuchen durfte.

Zur Startseite