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Für Emanuel Buchmann (vorn) läuft es bei der Tour bisher glänzend.

© imago images/Sirotti

Deutscher Radprofi bei der Tour nun Fünfter: Emanuel Buchmann nutzt die Gunst der Windkante

Kurz vor dem Ziel der zehnten Etappe bringt der Wind alles durcheinander. Viele Favoriten verlieren Zeit, Buchmann dagegen profitiert.

Emanuel Buchmann huschte ein kleines Lächeln über das Gesicht, nachdem er an der Seite von Tour-Champion Geraint Thomas der französischen Radsport-Party einen schweren Stimmungsdämpfer versetzt hatte. „Platz fünf hört sich sehr gut an. Momentan sieht es ganz gut aus“, sagte die deutsche Rundfahrt-Hoffnung, die sich am Montag bei der Windlotterie am zehnten Tag der 106. Frankreich-Rundfahrt auf den fünften Platz katapultiert hat. Der große Verlierer war dagegen der französische Hoffnungsträger Thibaut Pinot, der auf der eigentlich harmlosen zehnten Etappe beim Tagessieg des Belgiers Wout van Aert aus dem Tony-Martin-Team 1:40 Minuten verlor.

Buchmann bewahrte dagegen bei dem Windkantenmanöver den Durchblick, als das Feld plötzlich bei Seitenwind in mehrere Teile riss. „Die Mannschaft hat richtig gut gearbeitet“, lobte er seine Bora-hansgrohe-Kollegen, die zusammen mit dem Ineos-Team um Thomas mächtig auf das Tempo drückten und den Abstand zu Pinot und Co. vergrößerten. Die französischen Gastgeber konnten sich wenigstens daran erfreuen, dass Julian Alaphilippe weiter in Gelb blieb.

Bloß nicht abheben - so lautete aber nach dem Coup das Motto von Buchmann. „Im Moment ist der fünfte Platz noch nichts wert. Ich will das nicht überbewerten. Jetzt kommen erst die richtigen Bergetappen“, sagte Buchmann, der 1:45 Minuten hinter Alaphilippe liegt. Sein Teamkollege Maximilian Schachmann war da euphorischer: „Das war ein voller Erfolg.“

Wohl wahr, neben Pinot gab es gleich für mehrere Top-Ten-Anwärter auf dem 217,5 Kilometer langen Teilstück von Saint-Flour nach Albi ein böses Erwachen. Auch der Däne Jakob Fuglsang, Rigoberto Uran aus Kolumbien und Richie Porte aus Australien verloren fast zwei Minuten, was in der Endabrechnung noch sehr teuer werden könnte. „Das ist sehr enttäuschend“, sagte Pinot.

Jubeln durfte mal wieder Tony Martin, nach dem vierten Sieg seiner Jumbo-Visma-Equipe. Die längste Durststrecke der deutschen Radprofis seit 2010 konnte der viermalige Weltmeister aber auch nicht verhindern. Deutsche Fahrer spielten erneut keine Rolle in der Tageswertung. So eine Flaute in Sachen Etappensiegen erlebten die deutschen Asse letztmals vor neun Jahren, als es gar keinen Erfolg gab.

Mit dem Gelben Trikot auf den Schultern geht der Franzose Alaphilippe in den ersten Ruhetag. Der französische Publikumsliebling liegt nun 1:12 Minuten vor dem walisischen Titelverteidiger Geraint Thomas. „Man darf ein bisschen träumen. Ich werde versuchen, das Maillot Jaune so lange wie möglich zu tragen. Ich weiß aber, dass ich die Tour nicht gewinnen kann. Es wird in den Bergen keine Überraschungen geben“, sagte Alaphilippe, der bereits zum sechsten Mal das Gelbe Trikot überstreifen konnte.

Gelb nicht in Gefahr

In Gefahr war das Objekt der Begierde am Montag nicht. Erwartungsgemäß nutzten die Sprinter eine der wenigen Chancen bei der diesjährigen Tour. Und da schlug van Aert erstmals zu. Der dreimalige Cross-Weltmeister ist bereits der dritte Sieger aus der Jumbo-Mannschaft, dazu gewann die Mannschaft das Teamzeitfahren in Brüssel.

Peter Sagan konnte dagegen in Albi seinen Sieg von 2013 nicht wiederholen und wurde Fünfter. Immerhin hat sich der dreimalige Weltmeister bereits einen großen Vorsprung im Rennen um das Grüne Trikot herausgefahren, in Paris könnte er mit dem siebten Sieg in der Punktewertung den früheren deutschen Topsprinter Erik Zabel hinter sich lassen.

Unterdessen haben sich die Befürchtungen beim am Sonntag schwer gestürzten Italiener Alessandro de Marchi bestätigt. Der CCC-Teamkollege von Simon Geschke erlitt einen Schlüsselbeinbruch, eine gebrochene Rippe und eine Lungenquetschung. Außerdem zog er sich Prellungen und eine tiefe Risswunde im Gesicht zu.

Die Pyrenäen warten

Die Tour rollt nach einem Tag Pause am Mittwoch weiter in Richtung Pyrenäen. Über 167 Kilometer geht es von Albi nach Toulouse. Es ist für die Sprinter erst einmal die letzte Chance auf eine Massenankunft vor den Bergen. (dpa)

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