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Froh mit Schale. Berlins Kapitän Robert Kromm (vorne) feiert mit seinen Teamkollegen.

© dpa

Deutscher Meister: BR Volleys: Aufschwung für die Vitrine

Die BR Volleys sehen den Meistertitel als verdienten Lohn – haben nun aber noch ein paar Baustellen.

Von Johannes Nedo

Die Räumlichkeiten für die Party waren sehr begrenzt. Nur gut zwei Stunden nachdem die BR Volleys am Sonntag ihren Meistertitel verteidigt hatten, stieg die Mannschaft schon in den Bus, um die mehr als 700 Kilometer zurück von Friedrichshafen nach Berlin zu fahren. Und auch wenn ihr Reisebus mit ausreichend Bier und kräftiger Musikanlage bestens für den Anlass ausgestattet war, so schränkte er die Möglichkeiten einer spontanen Meisterfeier dann doch ein. Auf dem Bauch den Boden entlangrutschen ist zum Beispiel ziemlich schwierig in einem Bus.

Weil die Spieler der Volleys das natürlich wussten, erledigten sie diesen Teil der Feierlichkeiten bereits vorher: in der Halle des unterlegenen Gegners. Der Boden in der Friedrichshafener Arena war nach einigen Bier- und Mineralwasserduschen sehr feucht, und so stellten sich die Spieler an einer Seite des Feldes auf, liefen los, sprangen nach vorn und rutschten auf dem Bauch über den Boden – in bester Jürgen-Klinsmann-Diver-Manier.

Kaweh Niroomand, der zuvor einige dieser Duschen abbekommen hatte, stand glücklich neben all den Bauchrutschern. Der Manager strahlte, er genoss den Trubel um ihn herum. Die Berliner haben mit dem 3:1-Sieg im dritten und entscheidenden Play-off-Finalspiel gegen den VfB Friedrichshafen ihren insgesamt achten Meistertitel geholt. Nach einer Saison, in der die Volleys das Pokalfinale sowie vier weitere Partien gegen den Rivalen verloren hatten, konnte er dank der letzten beiden Siege gegen den Klub vom Bodensee nun erleichtert sagen: „Ohne einen Titel wäre es Mist gewesen.“

Mit Schott will Niroomand unbedingt verlängern

Schließlich können die Volleys zwar auch das sensationelle Erreichen des Final-Four-Turniers der Champions League in Rom als Erfolg verbuchen. „Aber der Sport lebt auch von Vitrinen und Briefköpfen“, betonte Niroomand. Dafür haben die Berliner also wieder etwas getan. Und so wurde für den 64-Jährigen aus einer tollen Saison eine wunderbare, wie er sagte. Allerdings ergänzte Niroomand sofort: „Das war meine schwierigste Saison. Es war nicht einfach, den Laden zusammenzuhalten.“

Die zahlreichen Pleiten gegen Friedrichshafen haben den Volleys dann doch lange zugesetzt. „Wir mussten in dieser Saison große Widerstände in der Liga überwinden“, sagte Niroomand und meinte damit auch die Frankfurter, gegen die sich die Volleys im Halbfinale ebenfalls nur knapp behauptet hatten. Den Meistertitel 2017 führte er vor allem auf die Erfahrung der Mannschaft zurück: „Unser Trumpf war unsere Routine.“ Denn die erfahrenen Spieler wie Robert Kromm, Felix Fischer, Paul Carroll und Graham Vigrass schwangen sich in den letzten beiden Partien gegen den VfB zu grandiosen Leistungen auf.

Doch Carroll betonte auch: „Der Unterschied am Sonntag war Ruben Schott.“ Der 22-Jährige, der zu Beginn der Saison noch der vierte Außenangreifer der Berliner war, hat sich zum Stammspieler und Mann für die wichtigen Bälle entwickelt. „Er arbeitet so hart im Training wie kaum ein anderer Spieler“, lobte ihn Trainer Roberto Serniotti. Auch Schott weiß: „Ich habe einen großen Schritt nach vorne gemacht und viel Selbstvertrauen gewonnen. Aber da ist noch Luft nach oben.“ Seine Auftritte werden selbstverständlich auch bei ausländischen Topklubs wahrgenommen, Schott besitzt noch keinen neuen Vertrag. An einer Verlängerung müsse man jetzt schnell arbeiten, sagte Niroomand deshalb.

Serniottis Titelbilanz ist imposant

Sollte es klappen, würde der Stamm dieser Mannschaft weiter zusammenbleiben. Von den Stützen fällt nur der 34 Jahre alte Fischer heraus, der seine Karriere beendet. „Dann haben wir eine super Basis für die nächste Saison“, sagte Carroll.

Unklar ist derzeit nur, ob Serniotti dieses Team weiter trainieren wird. Der Vertrag des Italieners läuft aus. Am Sonntag stand er mit der Goldmedaille um den Hals am Spielfeldrand und zählte all die Titel auf, die er in seinen zwei Jahren mit Berlin gewonnen hat: zweimal Deutscher Meister, einmal Pokalsieger und einmal CEV-Pokalsieger. Dazu kommt die Teilnahme am Final Four der Champions League. „Es wird schwer, das mit einem anderen Klub zu wiederholen“, sagte Serniotti. Er wartet noch immer auf ein neues Angebot der Volleys: „An meiner Situation hat sich nichts geändert.“

Niroomand hält sich zu dem Thema weiter bedeckt. „Ich beurteile die Arbeit nie nur an Titeln. Ich muss die Gesamtsituation bewerten“, sagte er und kündigte Gespräche für die nächsten Tage an. Serniotti verwies ebenfalls auf den internen Zeitplan. Und überhaupt: „Jetzt“, sagte er, „ist erst mal die Zeit zum Feiern.“

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