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Lasst es raus: Das portugiesische Team kann sich über eine starke EM freuen.

© Jonathan Nackstrand/AFP

Deutsche treffen auf Überraschungsteam Portugal: So mischen die Kleinen die Handball-EM auf

Bei der Handball-EM trumpfen einige kleinere Nationen groß auf. Portugal fordert das deutsche Team, Slowenien steht sogar im Halbfinale.

Christian Prokop ist am späten Mittwochabend ein kleiner, aber sehr charmanter Versprecher unterlaufen. Der Handball-Bundestrainer stand nach dem 26:22-Sieg gegen Tschechien im abschließenden Hauptrundenspiel der Europameisterschaft in den Katakomben der Wiener Stadthalle und wurde um eine Einschätzung zum letzten Gegner gebeten.

„Große Neuerungen sind nicht zu erwarten, wir wissen, was gegen Porto auf uns zukommt“, sagte Prokop – und musste wenige Augenblicke später selbst schmunzeln, als ihm sein Fehler aufgefallen war. „Gegen Portugal muss es natürlich richtig heißen“, ergänzte er und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Porto oder Portugal – Hauptsache Handball-EM

Porto und Portugal: Das macht im konkreten Fall wirklich kaum einen Unterschied. Ein Großteil der portugiesischen Auswahl, auf die das deutsche Team am Samstag in Stockholm im Spiel um Platz fünf (16 Uhr/ARD One) trifft, ist nämlich beim größten und erfolgreichsten Verein des Landes angestellt: dem Champions-League-Teilnehmer FC Porto.

„Sie sind sehr eingespielt, sehr bullig, mit vielen taktischen Varianten“, sagte der Bundestrainer. Im Grunde handele es sich um eine Vereinsmannschaft, „nur eben verkörpert als Nationalteam“, sagte Prokop.

Genau darin liegt offenbar das Erfolgsgeheimnis der Portugiesen, die bei dieser EM zu den großen Überraschungen zählen. Direkt zum Turnierauftakt setzten sie sich gegen die dominanteste Handball-Nation der vergangenen zwei Jahrzehnte durch: den fünffachen Weltmeister, dreifachen Europameister und zweifachen Olympiasieger Frankreich.

Auch die deutschen Handballer sind noch gefragt

Kurz darauf erbrachten sie recht eindrucksvoll den Nachweis, dass es sich dabei nicht um einen Ausrutscher der positiven Art gehandelt hatte – und schlugen Mitgastgeber Schweden, traditionell eine große Handball-Nation, vor heimischem Publikum mit zehn Toren Differenz.

Zum Abschluss der Hauptrunde bestätigten die Portugiesen schließlich ihre starke Form und ließen auch der ungarischen Auswahl keine Chance (34:26), die im Falle eines Sieges selbst ins Halbfinale eingezogen wäre. Stattdessen durfte sich Slowenien über unerwartete Schützenhilfe freuen, die das Team des langjährigen Flensburger Bundesliga-Trainers Ljubomir Vranjes ins Halbfinale brachte. Am Freitag treffen die Slowenen nun im ersten Halbfinale auf Titelverteidiger Spanien (18 Uhr, Livestream auf www.sportdeutschland.tv).

Weiter mit Applaus: Die slowenischen Spieler freuten sich über die Schützenhilfe der Portugiesen und stehen nun vor ihrem Halbfinale gegen Spanien.
Weiter mit Applaus: Die slowenischen Spieler freuten sich über die Schützenhilfe der Portugiesen und stehen nun vor ihrem Halbfinale gegen Spanien.

© Jonathan Nackstrand/AFP

Für das kleine Land vom Balkan mit seinen gut zwei Millionen Einwohnern ist es der größte Erfolg im Handball seit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich. Im zweiten Halbfinale (20.30 Uhr) treffen direkt im Anschluss zwei Vertretungen aufeinander, die im bisherigen Turnierverlauf noch keine Niederlage kassiert haben: Mitgastgeber Norwegen um Superstar Sander Sagosen und Kroatien um den ehemaligen Welthandballer Domagoj Duvnjak vom THW Kiel.

Bei der Ermittlung der Finalisten in Stockholm wird die deutsche Mannschaft nur ein besserer Zaungast sein, obwohl sie für das Spiel um Rang fünf ebenfalls in der schwedischen Hauptstadt ist. „Es wird sicher keinen Spaß machen, die Halbfinals zu schauen“, sagte Nationaltorhüter Johannes Bitter.

Christian Prokop hat trotzdem nicht die Befürchtung, dass sein Team für das sportlich unbedeutende Platzierungsspiel an Spannung und Motivation verlieren könnte; „Wir sind uns im inneren Kreis einig, alle wissen, was wir 2020 vorhaben.“

Erster Punkt auf der Agenda nach der EM ist das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele vom 17. bis 19. April in Berlin. Auf ihrem Weg nach Tokio könnten die Deutschen dort unter Umständen wieder auf Portugal treffen, sofern die Portugiesen das Spiel um Platz fünf am Samstag gewinnen. Oder anders formuliert: Deutschlands Handballer haben es selbst in der Hand, sich mit einem Erfolg im letzten EM-Spiel eines extrem unangenehmen Gegners für die Olympia-Qualifikation zu entledigen.

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