zum Hauptinhalt
Spielmacherin. Kim Naidzinavicius führt die deutschen Handballerinnen an.

© Imago/Wolf

Deutsche Handballerinnen bei der WM: Warum Kapitänin Kim Naidzinavicius unersetzlich ist

Kim Naidzinavicius ist dem WM-Ziel mit den deutschen Handballerinnen ganz nah. Die 28-Jährige schrieb bei großen Turnieren zuletzt eher tragische Geschichten.

Schon beim Frühstück am Dienstag war der Ärger von Kim Naidzinavicius verflogen. Am Abend zuvor hatten die deutschen Handballerinnen überraschend gegen Serbien verloren – und mit einem Sieg wären Naidzinavicius und ihre Teamkolleginnen um das Entscheidungsspiel an diesem Mittwoch gegen Norwegen (12.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) herumgekommen. „Wir waren uns aber schnell einig, dass es nichts bringt, dem nachzutrauern“, sagt sie.

Denn die deutschen Handballerinnen haben bei der Weltmeisterschaft in Japan weiter alles in eigener Hand. Schon mit einem Unentschieden stehen sie im Halbfinale und erreichen ihr vor dem Turnier gestecktes Ziel. Dann ist ihnen die Teilnahme am Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2020 nicht mehr zu nehmen. Und umso mehr wird es gegen Norwegen erneut auf Naidzinavicius ankommen.

Naidzinavicius war stets verletzungsgeplagt

Sie spielt zwar nicht spektakulär, ist aber unersetzlich. Die 28-Jährige vom Deutschen Meister aus Bietigheim ist die Ballverteilerin bei den deutschen Handballerinnen, setzt die anderen von der mittleren Rückraumposition aus in Szene. Und sie gibt dem Team in den entscheidenden Momenten die nötige Ruhe. Dass sie öffentlich nicht so wahrgenommen wird wie ihre Passfängerinnen um Emily Bölk und Alicia Stolle, liegt an ihrer Bescheidenheit. „Das Team hat auch ohne mich gute Leistungen gezeigt bei den vergangenen Turnieren,“ sagt sie. Aber es liegt auch daran, dass sie überhaupt nichts dafür konnte, nicht dabei gewesen zu sein.

Naidzinavicius und große Turniere – das ist eine tragische Geschichte. Bei der WM in Deutschland vor zwei Jahren riss sie sich im Auftaktspiel das Kreuzband, im Jahr darauf rissen dann kurz vor der EM Innen- und Außenmeniskus im selben Knie. „Ich habe schon, bevor wir nach Japan hergefahren sind, gesagt, wie glücklich ich bin, nicht verletzt zu sein. Ich habe es bislang auch geschafft, das auszublenden“, sagt sie und schiebt lachend nach: „Wenn ich nicht immer wieder daran erinnert würde.“

Ballverteilerin. Kim Naidzinavicius setzt ihre Mitspielerinnen in Szene.
Ballverteilerin. Kim Naidzinavicius setzt ihre Mitspielerinnen in Szene.

© Marco Wolf/dpa

Sie sei nun endlich körperlich komplett fit – was ihrem Spiel auch anzumerken ist. Ihre Übersicht und Leichtigkeit haben dem deutschen Team in den vergangenen Jahren zum großen Erfolg gefehlt, ebenso ihre Erfahrung von mehr als 100 Länderspielen. Sie gab ihr Länderspiel-Debüt im Mai 2012, ihre erste WM spielt sie bereits 2013.

Naidzinavicius ist nicht nur Spielmacherin, sondern auch Kapitänin der deutschen Handballerinnen. „Voranzugehen, ist ja auch meine Aufgabe“, sagt sie. Und so ist sie es auch, die gerne an die Tugenden erinnert, die das deutsche Team bei diesem Turnier so überraschend stark machen. Das sei vor allen Dingen der Teamgedanke der „jungen, hungrigen Mannschaft“. Und dass jede Spielerin unglaublich viel investiere, sagt Naidzinavicius: „Wir spielen befreit, drucklos und haben eine gute Abwehr – das war so vorher nicht unbedingt zu erwarten.“

Deutsche Handballerinnen haben WM-Ziel in der Hand

Das wird aber wieder nötig sein, um das Tempospiel der Norwegerinnen zu unterbinden. „Wir haben im Laufe des Turniers gezeigt, dass wir mit Teams, die das Niveau von Norwegen haben, mithalten können“, sagt Naidzinavicius und meint damit vor allem die Siege gegen die Niederlande und Dänemark, die ähnlichen Handball spielen.

Gute Erinnerungen hat das Team außerdem an das EM-Auftaktspiel im vergangenen Jahr. Damals bezwangen sie die Norwegerinnen knapp mit 33:32. Was sie zudem optimistisch stimmt: Mit Sieg oder Unentschieden erreichen sie ihr Ziel. Und selbst bei einer Niederlage können sie es über den Umweg Spiel um Platz sieben noch erreichen.

Die Auslosung meinte es vor dem Hauptrunden-Finale gut mit den Deutschen. Da die Spiele einer Gruppe aufgrund der Hallensituation nicht zeitgleich, sondern nur nacheinander stattfinden, bestreiten die Deutschen das letzte Spiel des Tages. So wissen sie schon vor Anpfiff, welches Ergebnis sie erreichen müssen. „Es ist gut, das vorher zu wissen. Wir wollen uns aber vor unserem Spiel nicht mit den anderen Ergebnissen näher beschäftigen. Denn sie ändern nichts an unserer Ausgangsposition“, sagt Naidzinavicius – und sie betont erneut: „Wir haben schließlich alles in eigener Hand.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false