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Gewohntes Bild. Deutsche Frauen mit Goldmedaillen, hier der goldene Vierer im Bahnradsport.

© Sebastian Gollnow/dpa

Deutsche Frauen bei Olympia: Schneller, höher, erfolgreicher – als die Männer

Frauen mussten lange um ihre Gleichberechtigung bei Olympia kämpfen. In Tokio ist sie fast erreicht – allerdings noch längst nicht überall. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Katrin Schulze

Die hohen Herren des Internationalen Olympischen Komitees sind noch nie durch Fortschrittlichkeit aufgefallen. Am ehesten zeigt sich das wahrscheinlich beim Thema Gleichberechtigung. Für Pierre de Coubertin, den Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, sollte das größte Sportfest der Welt eine „zeremonielle Feier männlichen Athletentums" sein – unterstützt von „weiblichem Applaus als Belohnung".

Frauen als schmückendes Beiwerk – das klingt so krude wie absurd, um nicht zu sagen misogyn. Tatsächlich wollte man aber gerade zum Anfang der olympischen Bewegung verhindern, dass auch Frauen gegeneinander kämpfen. Die Argumente? Überanstrengung, Vermännlichung, ja gar mögliche Unfruchtbarkeit. In Wahrheit kam natürlich noch die Angst vor einem Machtverslust hinzu.

Das galt gerade für die beliebteste Sportart – die Leichtathletik. Und so organisierten sich die Frauen einfach selbst und hielten 1921 ihre eigenen Spiele ab. 100 Jahre später ist das zum Glück nicht mehr vorstellbar. Wer sich trotzdem auf ein Gedankenspiel einlassen möchte: Wäre es noch so, diese Olympischen Spiele von Tokio wären aus deutscher Sicht eine ziemlich trost- und erfolglose Angelegenheit: eine Goldmedaille gäbe es bisher – die von Tennisspieler Alexander Zverev. Langweilig, oder?

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Für die ganz großen anderen Momente waren allesamt Frauen zuständig, die insgesamt sieben der acht deutschen Goldmedaillen gewonnen haben – mit Mut, Leidenschaft, Willen. Das spricht dafür, dass Strukturen in Sachen Gleichberechtigung und Förderung im deutschen Spitzen- wie Breitensport funktionieren.

Immerhin bemüht sich auch das IOC inzwischen – zumindest ein bisschen. Mehr als 48 Prozent der Starter:innen in Tokio sind weiblich, Frauen können in 20 Wettbewerben mehr als noch vor fünf Jahren Medaillen gewinnen. Hinzu kommen die jungen Entscheidungen in Mixed-Wettkämpfen. Und dann waren die Nationen vom IOC ja extra auch noch ermuntert worden, gemischte Teams von Fahnenträgern in die Eröffnungsfeier zu schicken.

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All das geht nicht nur die richtige Richtung, sondern ist längst bitter nötig. Haben nicht auch Studien aus der Wirtschaft belegt, dass gemischte Teams und Teams mit Frauen in Führungspositionen besser funktionieren und erfolgreicher sind?

Natürlich bleibt der Eindruck bestehen, dass das IOC mit der gesellschaftlichen Entwicklung nicht recht mithalten kann, etwa wenn es um trans Athlet:innen geht. Und nicht nur da.

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„Der größte Gewinner von Geschlechterquote, Chancengleichheit und Vielfalt im Sport wird der Sport selbst sein“, heißt es auf der Webseite des Deutschen Olympischen Sportbundes. Das muss jetzt nur noch auf Funktionärsebene ankommen. Dort – wie im Übrigen auch auf den Trainerpositionen, bei Kampfrichtern oder Schiedsrichtern – sind Frauen nämlich allermeistens noch in der Minderheit.

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