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Leistungsträgerin. Mit Louisa Lippmann sind die deutschen Volleyballerinnen noch ungeschlagen.

© Imago/Laci Perenyi

Deutsche Frauen bei der Volleyball-EM: Louisa Lippmann ist die Hau-drauf-Spielerin

Die 24-jährige Louisa Lippmann ist unumstrittene Leistungsträgerin bei der Volleyball-EM. Und freut sich schon auf ihr nächstes Abenteuer in China.

Die deutschen Volleyballerinnen haben derzeit allen Grund, selbstbewusst zu sein. Alle fünf Vorrundenspiele bei der Europameisterschaft haben sie gewonnen, und dabei vor allem die hoch favorisierten Russinnen bezwungen. Doch daraus zu schließen, dass die Deutschen nun ein Titelkandidat sind, davon hält Diagonalangreiferin Louisa Lippmann nichts. „Das würde ich jetzt noch nicht sagen, weil die Gruppe gezeigt hat, dass Gegner, die wir als vermeintlich schwächer eingestuft haben, ganz schön schwer zu spielen waren“, sagt sie.

Damit meint Lippmann vor allem den aus ihrer Sicht holprigen Start gegen die Schweiz und Spanien. Doch danach habe sich das Team „gegen Russland auf ein emotional hohes Level gepusht“. Ein Level, das die Deutschen auch im Achtelfinale gegen Slowenien am Sonntag (18 Uhr/Sport1) erreichen müssen. Diesen vermeintlich schwächeren Gegner wollen sie bloß nicht unterschätzen.

Denn darauf, dass Lippmann und ihre Teamkolleginnen mit dem Gruppensieg ihr Ziel, die Vorrunde als Zweiter abzuschließen, übertroffen haben, können sie sich nur kurz ausruhen. Zwar sei sie „natürlich wahnsinnig stolz“, sagt Lippmann, doch: „Unser Plan war es, von Punkt zu Punkt und Spiel zu Spiel zu denken, das haben wir extrem gut gemacht“, betont die 24-Jährige. „Dabei sollten wir auch bleiben, ohne zu weit vorauszuschauen.“

Entscheidend dafür, dass die Vorrunde so gut lief, ist für Lippmann die geschlossene Teamleistung. Das ist aber auch untertrieben und selbstlos. Denn ohne ihre starken Leistungen wäre die grandiose Vorrunde nicht möglich gewesen. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil auf ihr als Hauptangreiferin hoher Druck lastet. „Und dafür“, sagt Bundestrainer Felix Koslowski, „hat sie bisher eine überragende EM gespielt.“ Lippmann habe in jedem Spiel und in jeder Phase des Spiels geliefert, wenn sie gebraucht wurde.

Gerade im Angriff zeigt sie viel Spielwitz. „Ich denke, meine Position bringt das mit sich – Diagonalspielerinnen sind ja immer die Hau-Drauf-Spielerinnen“, sagt sie. Mit ihrer emotionalen Spielweise schafft sie es außerdem immer wieder, ihre Kolleginnen mitzureißen.

Von Bratislava nach Lodz – und weiter nach Ankara?

Nach fünf Spielen in sechs Tagen ist Lippmann nun aber froh, mal wieder runterzukommen. Am Freitag reiste das deutsche Team vom Vorrundenspielort Bratislava nach Lodz weiter. In Polen werden die Deutschen sowohl ihr Achtelfinale als auch ein mögliches Viertelfinale bestreiten. Danach würde die Mannschaft zur Finalrunde nach Ankara in die Türkei fliegen.

Mit hohen Ambitionen hält sich Lippmann allerdings noch zurück. Wobei die Erinnerungen an die Heim-EM 2013 dann doch in ihrem Kopf herumschwirren. Sie war als Zuschauerin dabei, als das deutsche Team Silber holte – und träumt nun von ähnlichen Erlebnissen. Mit ihr in der Hauptrolle? „Wenn man den Schritt in die Nationalmannschaft schafft, will man sich belohnen“, sagt Lippmann. „Und vielleicht“, das lässt sie sich dann doch entlocken, „am Ende mit einer Medaille dastehen.“

Das große Plus ist, dass mit Jennifer Geerties, Denise Hanke und Jana-Franziska Poll noch drei Spielerinnen aus der 2013er-Mannschaft dabei sind.

Hau drauf. Louisa Lippmann spielt bei der Volleyball-EM groß auf.
Hau drauf. Louisa Lippmann spielt bei der Volleyball-EM groß auf.

© Imago/Laci Perenyi

Und auch wenn Lippmanns Fokus noch auf der Nationalmannschaft liegt, kommt sie gar nicht drumherum, schon einen Schritt weiter zu denken. Denn nach der EM beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt in China. Zur neuen Saison wechselt sie vom italienischen Erstligisten Florenz nach Schanghai. „Man ist hier wie in einer Blase durch den geregelten Tagesrhythmus. Im Hintergrund läuft aber schon Organisatorisches – und dann kommt natürlich schon Aufregung auf“, gibt Lippmann zu. „Das ist ein sehr besonderes Abenteuer.“

Für sie hat der große Schritt ins Land des Volleyball-Olympiasiegers nicht nur sportliche Gründe. „Ich habe schon in dem einen Jahr in Italien gemerkt, was so ein Auslandsjahr mit einem persönlich macht, wie man sich dort weiterentwickelt", sagt Lippmann. „Jetzt kommt der Schritt nochmal in eine ganz andere Kultur. Es wird etwas sein, das mich prägen wird.“ In einem Monat wird das neue Kapitel in ihrer Karriere beginnen. Spätestens. Und geht es nach Lippmann, soll der Weg dahin über die Türkei führen.

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