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Endlich ist der Puck mal drin. Patrick Hager erzielt gegen Norwegen das 1:0.

© AFP

Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft: Toreschießen schwer gemacht

Erster Sieg für Deutschland im Eishockey. Doch auch beim 2:1 nach Penaltyschießen gegen Norwegen tritt ein altbekanntes Phänomen zutage.

Bam, ping und drin. Am Ende eines unterhaltsamen Eishockeymittags schepperte es dann so richtig laut im Tor der Norweger. Jetzt half den Deutschen plötzlich auch der Pfosten. Sie gewannen ein Penaltyschießen, ein so einseitiges Penaltyschießen, wie es das bei Olympia nie gab und wohl vorerst nicht wieder geben wird. Patrick Hager, Matthias Plachta und Dominik Kahun hauten dem armen norwegischen Torwart Lars Haugen die Pucks nur so um die Ohren, dass die noch in der Arena verweilenden Zuschauer bei jedem Tor erstaunt aufschrien. Norwegen traf wohl ob der Wucht des Gegners eingeschüchtert in den Gegenzügen gar nicht und freute sich trotzdem über einen geschenkten Punkt der deutschen Mannschaft, die nach der Eishockey üblichen Wertung 2:1 (0:0, 1:0, 0:1/1:0) nach Penaltyschießen gewann.

Marco Sturm gab nach dem letzten Vorrundenspiel seiner Mannschaft bei den Winterspielen von Südkorea dann den zufriedenen Bundestrainer zum Besten, bemühte die „Freut-mich-für-die-Jungs-Phrase“ und sagte: „Die haben so hart gearbeitet dafür.“ Stimmt und betrifft auch schon die Spiele davor, gegen Finnland und Schweden waren die Deutschen jeweils das aktivere Team, verloren aber 2:5 und 0:1. Es wäre daher am Sonntag auch eine kleine Katastrophe gewesen, wenn Sturms Mannen im dritten Versuch gegen die etwas biederen Norweger nicht gewonnen hätten. Sie waren dem Gegner in allen Belangen überlegen. Nur trafen sie, abgesehen von Patrick Hagers Powerplaytreffer im zweiten Drittel, das Tor wieder nicht. Warum funktionierte im laufenden Spiel nicht das, was dann vom Mittelkreis im Penaltyschießen so gut klappte gegen Norwegen?

Der einstige Weltklassetorjäger Marco Sturm hat darauf eine gute Antwort. „Beim Penaltyschießen haben die mehr Zeit, sich das auszugucken, was der Torwart macht. Sie können sich überlegen, wo sie hin schießen. Und da ist der Druck eben kleiner als im Spiel."

In der Viertelfinal-Qualifikation geht es nun gegen die Schweiz

Der Bundestrainer weiß sicher, dass seine Spieler nicht nur Pech haben. Gegen Schweden trafen sie vier Mal den Pfosten, auch gegen Norwegen gingen mehr Schüsse ans Metall als ins Netz. Das ist ein generelles, altbekanntes Problem deutscher Eishockey-Nationalmannschaften. Sie sind auf internationalem Niveau im Abschluss zu harmlos. Die großen Eishockeynationen holen schon zum Schuss aus, wenn der Passgeber noch nicht abgespielt hat. Bei den Deutschen ist das viel zu zögerlich, wird zu selten schnell aus gut erscheinender Position geschossen. Deshalb wird es für die Mannschaft von Sturm sicher auch nicht einfach im Qualifikationsspiel gegen die Schweiz, den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen.

Drei Treffer bei rund 100 abgegebenen Torschüssen in drei Spielen, das ist einfach zu wenig. Spielerisch können sie in diesem Turnier wohl mit jedem Gegner mithalten, von der Torgefahr aber sind vielleicht nur noch Norwegen, Slowenien und Korea unter den zwölf Teams in Pyeongchang harmloser als Deutschland. Allerdings sieht das nicht jeder so. Kapitän Marcel Goc sagte, er wolle sich angesichts des Sieges nun bitte schön keine Kritik anhören. „Ich freue mich schließlich, dass wir gewonnen haben. Wir haben gut gespielt." So sah es auch Torwart Danny aus den Birken. „Da hat heute vieles bei uns von der Struktur gestimmt, vor allem auch in der Defensive.“ Auch der Torwart von RB München sagte: „Wir waren sehr stark heute.“

Das sahen wohl auch die 8000 Zuschauer im Gangneung Hockey Center so, sie applaudierten den deutschen Spielern immer wieder und raunten munter durcheinander, wenn auch ein aus 30 Metern ungefährlich anrollender Weitschuss Richtung norwegisches Tor trudelte. Als zum Höhepunkt dann das sehenswerte Penaltyspektakel stieg, waren aber sehr viele der neuen Eishockeyfans schon in den Gängen der Arena verschwunden. Die Eishockeyregeln, nach denen es Verlängerung und Penaltyschießen zur Findung der Entscheidung gibt, waren wohl nicht jedem koreanischen Zuschauer bewusst.  

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