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Eishailiger. Auch Kölns Maskottchen steht derzeit Kopf.

© imago images/Revierfoto

Deutsche Eishockey-Liga: „Wenn zu wenig mitmachen, macht es keinen Sinn“

Acht Klubs der Deutschen Eishockey-Liga starten in einem neuen Pokalwettbewerb und testen auch für die DEL-Saison - die soll im Dezember starten.

In Köln wird seit ein paar Tagen um die Haie gezittert. Zumindest in dem Köln, das der Nichtkölner als Köln wahrnimmt. Mit einer Spendenaktion, dem Verkauf virtueller Tickets will sich der Eishockey-Traditionsklub vom Rhein retten. Von Leon Draisaitl über Lukas Podolski, die Bläck Fööss und Reiner Calmund – alle möglichen üblichen Verdächtigen unterstützen in Aufrufen die Aktion mit dem kölschen Namen „#Immerwigger“ („immer weiter“). Allerdings fehlen noch ein paar hunderttausend zur ersten Millionen Euro – die brauchen die Haie aber unbedingt. Keine Spiele mit Zuschauern, zu wenig Einnahmen – für die Haie, die Zuschauerkrösus der ruhenden Deutschen Eishockey-Liga (DEL) waren, „ist die Fallhöhe in Köln eben höher als anderswo“, sagt ihr Trainer Uwe Krupp.

Die klammen Kölner warten also weiter auf die spendende Erlösung, andernorts sind sie schon weiter. Am Wochenende fielen Startschüsse für das deutsche Profieishockey der Männer. Es spielten die Nationalmannschaft, die zweite und dritte Liga und die Frauen bekamen das Plazet vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB), dass sie ihre Saison fortsetzen dürfen. Prima – eigentlich: Denn die DEL fehlt noch. Sie ist damit die letzte Spitzenliga Europas, die noch nicht den Spielbetrieb aufgenommen hat.

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Die Entscheidung über einen Saisonbeginn im Dezember fällt am 19. November. Immerhin mehren sich die Zeichen dafür, dass es dann losgeht mit der DEL. Einen Vorgeschmack auf die Saison gibt es ab Mittwoch, dann spielen acht Teams aus der Liga in einem neuen Pokalwettbewerb („Magenta-Cup“) um den ersten Titel der Saison. Auch die Eisbären nehmen an diesem Turnier teil, das nach einer Vorrunde in zwei Gruppen (Hin- und Rückspiel) mit Halbfinal- und Finalspielen am 11. oder 12. Dezember enden soll. Für ihren Geschäftsführer Peter John Lee ist das ein ernsthafter Test auf das, was danach noch kommen soll.

„Wir werden erst einmal sehen, wie gut das mit den Abläufen bei den Spielen funktioniert.“ Corona-natürlich werden es Geisterspiele, die Berliner beginnen am Freitag im Wellblechpalast gegen Schwenningen (19.30 Uhr), werden danach zu ihren Heimspielen in der Mercedes-Benz-Arena antreten. Grund dafür ist auch, dass der Wellblechpalast nicht mehr DEL-tauglich ist, weil ab der neuen Saison sogenannte Flexbanden im Stadion Pflicht sind.

Und dann gibt es da so ein Virus, das die Menschheit seit Monaten lahm legt und auch große Teile der Menschheit dazu animiert, die Menschheit lahmzulegen. Was nun, wenn Eishockeyspiele zu Superspreader-Events mutieren? Beim Deutschland-Cup passierte nix, aber da waren die Teams auch in der sogenannten Blase. Für die DEL wird es natürlich noch mal schwieriger“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl. „Da haben die Spieler Kontakt zu ihren Familien, Eltern, Kindern und Großeltern.“ Und sie reisen durch die Gegend – nicht die Großeltern aber die Spieler. Und die müssen auch mal in einem Hotel – so weit möglich – übernachten. „Das wird eine spannende Testphase“, sagt Lee.

Läuft das Turnier allerdings ohne große Probleme, dann wäre der Weg für die Saison geebnet. Allerdings gibt es da noch einige DEL-Klubs, die wackeln. Klar, Berlin, Mannheim, München sind sicher dabei, aber bei vielen anderen Klubs wird noch gerechnet. Die Nürnberg Ice Tigers haben etwa signalisiert, dass sie können.

Kölns Geschäftsführer Walter sagt: „Wir erfahren eine unglaubliche Solidarität momentan“

Aber die Kölner zum Beispiel wissen eben noch nicht, ob es funktionieren kann – in jedem Fall nicht ohne die eine Million aus der #Immerwigger-Nummer. Aber das sei natürlich nicht alles, sagt Haie-Geschäftsführer Philipp Walter dem Tagesspiegel: Man verhandele mit den Partnern und spreche viel mit den Dauerkartenbesitzern. Bei den Verhandlungen um den Gehaltsverzicht der Spieler sei man „auf der Zielgeraden“, sagt Walter. „Der Druck ist enorm hoch. Wir haben aber die Hoffnung, dass alles in die richtige Richtung geht. Auch wenn es noch viele Baustellen gibt – wir erfahren eine unglaubliche Solidarität momentan.“

Mit dem virtuellen Klingelbeutel durch die Webwelt tingeln, das ist nüscht für die Eisbären. Beim Klub des US-amerikanischen Investors Philip Anschutz gehört so etwas wohl nicht zum guten Ton. Eisbären-Geschäftsführer Lee sagt, er habe prinzipiell das Go aus den USA für die Teilnahme an der DEL-Saison. „Aber wenn da nur drei oder vier Mannschaften mitmachen wollen, macht das keinen Sinn.“ Wie viele Klubs sich pro Saison entscheiden, darüber will Lee nicht spekulieren. „Aber es sollten mindestens acht sein, sonst ist es keine Liga.“

Acht Klubs wären ja schon mal zusammen für den Magenta-Cup, für Haie-Geschäftsführer Walter ist der Wettbewerb trotz Kölner Nichtteilnahme ein „super Signal“ dafür, dass es irgendwann losgehen kann. Am Mittwoch startet der Cup mit dem eher mauen Duell Bremerhaven gegen Krefeld, am Freitag geistern die Eisbären dann durch den leeren Wellblechpalast. Sicher, sagt ihr Geschäftsführer Peter John Lee, schwinge bei einem Saisonbeginn im Dezember die Hoffnung mit, dass es gegen Ende der Saison (der ist für Mitte Mai 2021 avisiert) auch wieder Zuschauer in den Stadien gäbe. „Aber planen können wir damit nicht. Und das ist ein Problem.“

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