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Kein Durchkommen. Die deutschen Handballerinnen um Emily Bölk (Mitte) waren schlussendlich chancenlos gegen Schweden.

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Deutliche Niederlage gegen Schweden: Deutsche Handballerinnen verpassen Olympia

Die deutschen Handballerinnen sind nicht in Tokio 2020 dabei. Das kann allerdings nicht über die Entwicklung des Teams hinwegtäuschen.

Das Entscheidungsspiel gegen Schweden konnte getrost als Sinnbild für den Verlauf der Weltmeisterschaft der deutschen Handballerinnen herhalten. Stark begonnen, sich eine gute Ausgangsposition erarbeitet, um sie am Ende doch komplett zu verspielen.
Und so endet die WM in einer großen Enttäuschung. Nach dem schließlich sehr deutlichen 24:35 (13:18) im Spiel um Platz sieben hat das deutsche Team die Teilnahme am Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele verpasst.

„Das war wirklich unterirdisch, was wir da gezeigt haben. Es ist einfach nur peinlich, sich abschießen zu lassen, obwohl es um die Olympischen Spiele geht“, sagte Torhüterin Dinah Eckerle nach dem Spiel mit tränenerstickter Stimme. Dabei hatte das für sie entscheidende WM-Spiel gegen Schweden ebenso gut begonnen wie das Turnier, in das sie in der schweren Vorrundengruppe mit drei Siegen gestartet waren.

Das deutsche Team konnte sich früh leicht absetzen und machte einen starken Eindruck. Allen voran Alicia Stolle, mit sechs Toren beste Werferin, nutzte ihre Chancen. „Wir hatten für 15-20 Minuten die Energie, die wir gebraucht haben, um so ein Spiel zu gewinnen. Danach war es weg“, sagte Trainer Henk Groener nach dem Spiel. „Die Luft war raus.“

Die Hände zitterten

Die Schwedinnen konnten sich nun ihrerseits auf 18:13 absetzen. Den Deutschen war anzumerken, dass es um viel ging. Es hemmte sie sichtlich, wie schon in den Spielen gegen Serbien und Norwegen – in denen jeweils ein Punkt für die Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier gereicht hätte.

Die Hände zitterten, die Schwedinnen konnten mit dem Druck einfach besser umgehen. Vorne warfen die Deutschen keine Tore mehr, in der Abwehr waren sie nicht mehr aggressiv genug – und hinten hielt Dinah Eckerle nur ein Viertel der Bälle, die auf ihr Tor kamen. Bereits Mitte der zweiten Hälfte war das Spiel beim 27:16 vorentschieden.

Nach der Hauptrunde hatte Groener noch gesagt, dass Platz sieben das Ziel sei, das verpasste Halbfinale damit keine Enttäuschung. Das musste er nach der letztlich in der Höhe nicht verdienten Niederlage gegen Schweden anders sehen. Es war das erklärte Ziel, mindestens Siebter zu werden – und das haben sie nun mal nicht erreicht.

Aus der Traum. Luisa Schulze, Emily Bölk und Kim Naidzinavicius (v. l. n. r.) haben keine Chance mehr auf die Olympischen Spiele.
Aus der Traum. Luisa Schulze, Emily Bölk und Kim Naidzinavicius (v. l. n. r.) haben keine Chance mehr auf die Olympischen Spiele.

© dpa

„Aber“, sagte Groener auch, „man muss auch mal sehen, dass wir weit über den Erwartungen gespielt haben“. In der Tat machte das deutsche Team tolle Entwicklungsschritte, reift immer weiter zu einer Einheit.

Es bleibt zu bedenken, dass sich die Handballerinnen noch immer im Umbruch befinden, der nach der WM vor zwei Jahren eingeleitet wurde. Das Spiel gegen Schweden, das werden die Spielerinnen für den Moment nicht so sehen, gehört zum Prozess dazu.

In den entscheidenden Phasen sei das Team, „einfach noch nicht gut genug“ gewesen, um zu bestehen. „Natürlich kommt dann auch die fehlende Erfahrung durch, die kann man sich ja nicht kaufen“, sagt Groener. Allerdings müsse man auch die gute Seite betonen: Erstmals seit dem Umbruch Anfang 2018 war das Team so nah dran an einem Halbfinale.

Vielversprechende Zukunft

Einzelne Spielerinnen wollte Groener bei seiner Bilanz nicht rausnehmen. „Ich betrachte die Mannschaft als Ganzes. Die Ausgeglichenheit und mannschaftliche Geschlossenheit hat uns ausgemacht“, sagt der Niederländer. Die Teamstärke schlug sich darin nieder, dass die deutschen Handballerinnen „so unberechenbar waren, wie wir das schon vor dem Turnier gesagt hatten“, sagt Groener. In der entscheidenden Phase des Turniers allerdings auch unberechenbar für sich selbst.

Da das junge Team in dieser Konstellation noch einige Jahre zusammenspielen kann, wird es allerdings daran arbeiten können. Zwar haben sie im März, wenn andere Nationen um die Olympia-Qualifikation spielen, nun frei. Doch sollte das Ende des Turniers, die auch emotional krachende Niederlage gegen Schweden, nicht darüber hinwegtäuschen, dass den jungen deutschen Handballerinnen eine vielversprechende Zukunft bevorsteht.

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