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Beim Superclasico gegen River Plate ist die Stimmung in der Bombonera besonders hitzig.

© Nicolas Aguilera/dpa

Derby in der Copa Libertadores: Superclasico für die Ewigkeit

Erstmals treffen die argentinischen Erzrivalen Boca Juniors und River Plate im Finale der südamerikanischen Champions League aufeinander.

Mauricio Macri ist Politiker, Mauricio Macri ist aber auch Fußballfan – und die Rollentrennung dabei nicht immer ganz einfach. Als ehemaliger Vereinschef der Boca Juniors ist der argentinische Präsident bei den Anhängern des Erzrivalen River Plate nicht sonderlich beliebt, auch schon bevor er dessen Trainer Marcelo Gallardo unter der Woche vor laufenden Handykameras beleidigte. Das angespannte Klima vor dem Hinspiel der beiden Traditionsklubs aus Buenos Aires im Finale der Copa Libertadores am Samstag (21 Uhr, Livestream bei Dazn) hat er damit nicht beruhigt.

Seit Tagen fiebert fast die gesamte Nation dem größten Ereignis in der Geschichte des argentinischen Klubfußballs entgegen, denn zum ersten Mal treffen zwei Mannschaften aus dem Land des zweimaligen Weltmeisters im Finale der südamerikanischen Champions League aufeinander. Fans, Spieler und Medien überschlagen sich mit Superlativen für das Duell, das wahlweise als „Superclasico des Jahrhunderts“, „Superfinale“ oder gleich als „größtes Spiel der Geschichte“ bezeichnet wird.

Gonzalo Martinez schoss River Plate mit einem strittigen Elfmeter in der Nachspielzeit ins Finale.
Gonzalo Martinez schoss River Plate mit einem strittigen Elfmeter in der Nachspielzeit ins Finale.

© REUTERS/Ricardo Moraes

Die Tickets für das Hinspiel in der legendären Bombonera im Bezirk La Boca sind trotz einer mehr als 100-prozentigen Preissteigerung im Vergleich zum Halbfinale bereits vergriffen, auf dem Schwarzmarkt werden sie für Tausende Euro angeboten. Die Nachfrage ist riesig, denn Umfragen zufolge halten mehr als 40 Prozent aller argentinischen Fußballfans zu Boca, etwa 30 Prozent zu River Plate.

Zwischen Gänsehaut und Pfefferspray

Die Anhänger des aufgrund seiner Wurzeln in einem wohlhabenden Viertel von Buenos Aires als „Millonarios“ bekannten Rekordmeisters müssen das Spiel am Samstag jedoch vor dem Fernseher verfolgen. Denn seit einem Beschluss von 2013 ist Auswärtsfans in Argentinien der Zutritt zum Stadion aus Sicherheitsgründen verboten. Präsident Macri sprach sich für eine Aufhebung dieser Einschränkung aus, verärgerte damit aber Teile der Sicherheitsbehörden und scheiterte am Widerstand der Vereine. „Wie sollen wir unseren Mitgliedern 4300 Plätze wegnehmen, um unseren größten Rivalen ins Stadion zu lassen“, sagte ein Vertrauter von Bocas Präsident Daniel Angelici der Zeitung „Clarin“.

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Die Fans der beiden Rivalen gehören zu den heißblütigsten der Welt. Der englische „Guardian“ listete den Superclasico vor einigen Jahren auf Platz eins der spektakulärsten Sportveranstaltungen weltweit. Besonders die Ultras von Boca sind berühmt-berüchtigt und schaffen in dem Stadion mit den extrem steil ansteigenden Tribünen eine atemberaubende Atmosphäre. Dabei überschreiten sie gelegentlich auch die Grenzen des Erlaubten, wie im letzten Superclasico in der Copa Libertadores. 2015 verursachten sie im Achtelfinal-Rückspiel einen Abbruch, weil sie in der Halbzeit Pfefferspray in den Spielertunnel sprühten und damit mehrere gegnerische Profis verletzten. River kam am Grünen Tisch weiter und gewann zum dritten Mal den Kontinentalwettbewerb.

Boca wartet seit 2007 auf den nächsten Libertadores-Titel

Boca hat die Libertadores zwar doppelt so oft gewonnen, wartet aber bereits seit 2007 auf den siebten Titel, der den ehemaligen Klub von Diego Maradona mit Rekordsieger Independiente gleichziehen ließe. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum Boca um die Altstars Carlos Tevez und Fernando Gago besonders unter Druck steht: In der Liga hängt der Titelverteidiger im Mittelfeld fest und die letzten zwei Spiele gegen den ewigen Rivalen gingen verloren. Sowohl im Supercup als auch in der Meisterschaft unterlag Boca 0:2. „Es gibt keinen Favoriten“, sagt Bocas Stürmer Wanchope Abila dennoch. „Das wird ein Superclasico, wie es ihn noch nie gab.“

Bocas Wanchope Abila (l.) traf im Halbfinale.
Bocas Wanchope Abila (l.) traf im Halbfinale.

© Schincariol/AFP

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