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Gruß an die Fans. Lucas Ocampos feiert sein Tor zum 1:0 für den FC Sevilla.

© Reuters

Der zu schöne Schein voller Tribünen: La Liga in Spanien startet wieder – und weist in die Zukunft

Zum Wiederbeginn der spanischen Liga jubeln virtuelle Fans auf den Tribünen. Noch wirkt das lieblos, könnte aber Schule machen. Ein Kommentar.

Am Ende feierten die Profis des FC Sevilla ihren Sieg gegen Real Betis mit den Fans und hoben die Arme zur Welle. 2:0 im Stadtderby zum Restart der spanischen La Liga, das war ja auch was, das nach La Ola schreit. Und die Emotionen der Spieler waren auch echt, die der Fans allerdings nicht. Statt leerer Tribünen konnten die Fans virtuelle Stadionbesucher sehen und Geräusche aus der Konserve hören.

Eine norwegische Firma hat das digitale Schauspiel ermöglicht, ein nordamerikanischer Spieleprofi ist an der Initiative der spanischen Fußball-Ligen beteiligt – eben der, der die virtuelle Fifa-Serie entwickelt hat. Eine Steilvorlage für viele zuschauende Fans, die das bunte Geflimmer auf den Tribünen auf den sozialen Netzwerken mit dem Spiel „Fifa 98“ in Verbindung brachten. Die bunten künstlichen Flecken sahen nach vielem aus, aber nicht nach Fußballfans.

Hat sich der spanische Fußball tatsächlich zum Gespött gemacht oder hat am Donnerstag in der Metropole Andalusiens schon die Zukunft gespielt? Denn es ist ja sicher, dass die virtuellen Fans nicht auf ewig so verpixelt bunt und lächerlich aussehen müssen wie bei der Premiere. Da werden sie schon noch dran drehen, dann merkt keiner mehr, dass kein Fan im Stadion ist. Und das Geld lässt sich mit dem Zuschauer eben auch anders verdienen, wenn der als Konsument vor dem Bildschirm sitzt. Ins Stadion kommen müsste der dann nicht mehr.

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Es ist sicher ein Stück Zukunft des Fußballs, die Virtualität wird bei den Übertragungen eine immer größere Rolle spielen, schon jetzt gefällt sie Menschen der jüngeren Generationen mehr als der tatsächliche Besuch im Fußballstadion. Aber schön ist der Crossover von Realität und Virtualität so wie gesehen erst einmal nicht. Was in Spanien nun nach drei Monaten Ligapause und heftiger Leidenszeit in der Coronavirus-Krise passiert ist, das wirkte deplatziert.

Frei nach dem großen Rainer Werner Fassbinder ließe sich sagen: „Fußball essen Seele auf“. Mögen Geisterspiele vor einer Geisterkulisse auch für viele seltsam trübe und Endzeitstimmung versprühend wirken – zumindest sind sie authentisch. Und darum geht es nun mal vor allem noch im realen Sport. Schummeln ist da nie schön.

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