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Alle zusammen. Die Spieler des 1. FC Union feiern schon am 33. Spieltag gegen Magdeburg die beste Platzierung in der Zweiten Liga.

© Jörg Carstensen/dpa

Der Weg des 1. FC Union in die Relegation: „Das ist die ganze Saison schon so – wir geben nie auf“

Von Dortmund über Hamburg bis Bochum – im Spieljahr 2018/2019 erlebten die Unioner ein paar Tiefen und sehr viele Höhen. Eine Chronologie.

Von David Joram

1. Spieltag: Union startet optimal in die Saison. Gegen Erzgebirge Aue reicht ein großartiger Moment. "Felix Kroos schnappte sich den Ball und lief an. Was folgte, war Perfektion in Reinform. 20 Meter lang flog der Ball durch die Luft und direkt ins Netz. Ein Traumtor!", schreibt der Tagesspiegel. Es war die perfekte Antwort des Mittelfeldspielers, der kurz vor Saisonbeginn als Kapitän abgesetzt worden war. "Es war ein typisches erstes Spiel. Beide haben wenig riskiert, keiner wollte verlieren", sagt Michael Parensen. "Aber wir haben die drei Punkte. Mehr geht nicht."

2. Spieltag: Den ersten kleineren Hinweis, dass diese Saison für die Berliner eine erfolgreiche werden könnte, erhält Unions Anhang am 2. Spieltag. Beim großen Meisterschaftsfavoriten 1. FC Köln verdient sich die Fischer-Elf einen Punkt. Stürmer Sebastian Andersson feiert beim 1:1 seine Torpremiere. Es ist das erste von 14 Unentschieden.

5. Spieltag: Einen ersten kleinen Dämpfer erhält Union gegen den MSV Duisburg. Der spätere Absteiger reist punktlos An die Alte Försterei, aber mit einem Zähler wieder ab. Erst ein Kopfball von Innenverteidiger Florian Hübner - ebenfalls ein Neuzugang, der voll überzeugen wird - rettet den Berlinern in der Nachspielzeit das 2:2. Nach fünf Spieltagen steht Union mit neun Punkten auf Tabellenplatz sechs.

7. Spieltag: Gegen Holstein Kiel tut sich Union lange Zeit schwer, den besseren Eindruck machen die spielfreudigen Gäste. Als 76 Minuten vorbei sind, wechselt Fischer den frenetisch gefeierten Sebastian Polter ein. Sein Comeback nach fast siebenmonatiger Pause verläuft wie im Traum. In der 90. Minute legt er das 1:0 durch Grischa Prömel vor, wenig später markiert er per Fallrückzieher den 2:0-Endstand. Ein Treffer Marke "Tor des Monats" - finden später auch die Zuschauer der Sportschau und wählen entsprechend.

8. Spieltag: Endlich klappt es auch auswärts. Im vierten Versuch in der Fremde gelingt Union gegen Ingolstadt der erste Sieg. 2:1 heißt es nach 90 Minuten. Neben Borussia Dortmund sind die Berliner zu diesem Zeitpunkt das einzige ungeschlagene Team im deutschen Profifußball. Die Belohnung ist der zweite Tabellenplatz.

Kommt ein Torwart geflogen. Am 9. Spieltag erzielt Keeper Rafal Gikiewicz das 2:2 in der Nachspielzeit gegen Heidenheim.
Kommt ein Torwart geflogen. Am 9. Spieltag erzielt Keeper Rafal Gikiewicz das 2:2 in der Nachspielzeit gegen Heidenheim.

© Annegret Hilse/dpa

9. Spieltag: Schon einen Spieltag später wackelt die eiserne Serie bedenklich. Nach 93 Minuten führen die Gäste aus Heidenheim An der Alten Försterei 1:0 - dann rauscht Torwart Rafal Gikiewicz heran und trifft per Kopf zum 1:1-Ausgleich. Das Stadion tobt. "Er ist da gut hochgestiegen", lobt Trainer Fischer. Und Kapitän Trimmel weiß: "Wir haben hervorragende Kopfballspieler." Dank Gikiewicz ist Union saisonübergreifend seit elf Zweitligaspielen ungeschlagen, der Vereinsrekord aus der Saison 2001/02 eingestellt. Am 10. Spieltag, Union spielt 0:0 in Paderborn, wird der Rekord übertroffen.

2. Runde, DFB-Pokal: Nach Dortmund bringen die Berliner 8000 Fans und viel Kampfgeist mit. Sebastian Polter gleicht zweimal die Dortmunder Führung aus, es geht in die Verlängerung. In dieser vergibt Simon Hedlund die große Chance zum 3:2, ehe Marvin Friedrich kurz vor Schluss einen Foulelfmeter verursacht. Marco Reus tritt an und trifft. Unions erste Pflichtspielniederlage der Saison ist perfekt, der Stolz nach diesem grandiosen Auftritt dafür umso größer.

14. Spieltag: Erstmals treffen die Berliner auf den Hamburger SV. Im Volksparkstadion entwickelt sich vor über 45 000 Fans, darunter 6000 Unionern, ein denkwürdiges Duell. Joshua Mees bringt Union früh in Führung, Aaron Hunt und Lewis Holtby drehen das Spiel zugunsten des HSV. Als alles vorbei scheint, erzielt Suleiman Abdullahi in der 90. Minute den 2:2-Endstand. Wie schon gegen Heidenheim, Kiel und Duisburg sowie Dortmund im Pokal treffen die Berliner kurz vor Schluss. "Das ist die ganze Saison schon so. Wir geben nie auf", erklärt. Joshua Mees. HSV-Trainer Hannes Wolf sagt: "Wir haben gegen eine Topmannschaft der Liga gespielt. Sie geben es ja selber nicht zu, es ist aber eindeutig so." Neben ihm sitzt Urs Fischer und spricht nach 14 Ligaspielen ohne Niederlage von einer "Momentaufnahme".

17. Spieltag: Union beendet die Vorrunde ungeschlagen. 2:0 gewinnen die Berliner dank zwei Polter-Toren gegen Bochum. Trotz der tollen Serie reichen 31 Punkten "nur" für Platz drei. Zehn Remis verhindern einen direkten Aufstiegsplatz zur Halbzeit.

18. Spieltag: Im letzten Spiel 2018, dem ersten der Rückrunde, verliert Union zum ersten Mal. 0:3 heißt es in Aue, wo die beiden Stürmer Polter und Andersson erstmals gemeinsam beginnen. Der Tag endet dennoch versöhnlich, abends findet das Weihnachtssingen im Stadion An der Alten Försterei statt.

19. Spieltag: Der Auftakt ins neue Jahr beginnt glorreich. Gegen den späteren Meister Köln gewinnt Union 2:0 und zeigt eine aufstiegsreife Leistung. Bereits nach 25 Sekunden zaubert Marcel Hartel den Ball per Fallrückzieher ins Kölner Netz. Wie Polters Kunstschuss gegen Kiel steigt auch Hartel später zum Torschützen des Monats auf. "Schöner kann man es nicht vollenden", sagt der Gefeierte.

31. Spieltag. Grischa Prömel schaut seinem wuchtigen Schuss gegen den HSV hinterher. Der Ball schlägt kurz darauf zum 2:0 ein.
31. Spieltag. Grischa Prömel schaut seinem wuchtigen Schuss gegen den HSV hinterher. Der Ball schlägt kurz darauf zum 2:0 ein.

© Andreas Gora/dpa

20. Spieltag: Die Reeperbahn wird zur Achterbahn. Beim FC St. Pauli liegen die Berliner bis in die Schlussphase hinein 0:2 zurück, dann wuchten Prömel und Abdullahi in den Minuten 84 und 86 den Ball ins Tor, im ausverkauften Gästeblock bricht Ektase aus - bis zur 94. Minute. Alex Meier tritt zum Elfmeter an, den Abdullahi verursacht hat, und schiebt in Fußballgottmanier zum 3:2 für St. Pauli ein. "Das ist brutal", resümiert Florian Hübner.

26. Spieltag: Nach dem Duell bei St. Pauli holen die Berliner aus den folgenden fünf Spielen stolze 13 Punkte. Erst am 26. Spieltag reißt die Serie in Heidenheim. Im strömenden Regen verspielt Union eine 1:0-Pausenführung und unterliegt 1:2. Die erste kleine Krise beginnt.

27. Spieltag: Gegen den SC Paderborn um Trainer Steffen Baumgart, einen Ex-Unioner, zeigen die Berliner eines ihrer schwächsten Heimspiele und verlieren gegen spielstarke Gäste 1:3. Es ist die erste Niederlage im Stadion An der Alten Försterei seit Januar 2018 (0:1 gegen Nürnberg). "Dass die Serie zu Ende ging, ärgert mich nicht, aber die Art und Weise. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Das muss man akzeptieren und nicht nach Ausreden suchen", schimpft Urs Fischer.

31. Spieltag: Der Aufstiegskampf ist zum Schneckenrennen verkommen - trotzdem elektrisiert das Duell zwischen Union und dem HSV die Massen. Die Berliner kommen mit dem Druck wesentlich besser klar als die völlig enttäuschenden Hamburger. Robert Zulj bringt Union kurz nach der Pause in die Spur, Grischa Prömel knallt den Ball aus 23 Metern zum 2:0-Endstand ins Tor - das Selbstvertrauen ist zurück. "Es war ein Wahnsinnsspiel, was die Mentalität angeht", urteilt Prömel.
33. Spieltag: Das Spiel gegen Magdeburg zeigt nochmal die Qualitäten der Berliner. Defensiv absolut sicher, offensiv brutal effektiv - so gelingt gegen den Absteiger ein souveräner 3:0-Sieg. Danach steht fest: Von Platz drei ist der 1. FC Union nicht mehr zu verdrängen. Mehr ist in einem dramatischen Finale in Bochum aber nicht drin.

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