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Man kennt sich. Daishawn Redan (r.) traf am Dienstag mit Hertha BSC auf den Klub, für den er in der Jugend selbst gespielt hat.

© Imago/Pro Shots

Der Stürmer von Hertha BSC nimmt wieder Anlauf: Daishawn Redan will zurück in die Zukunft

Vor einem Jahr kam Daishawn Redan vom FC Chelsea zu Hertha BSC. Eine echte Option für die Profis war er bisher nicht. Das soll sich jetzt ändern.

Daishawn Redan ist der Zukunft am Dienstag schon wieder ziemlich nahegekommen. Am Dienstag hat er mit Hertha BSC in der Johan-Cruyff-Arena gegen Ajax Amsterdam gespielt. Gleich neben dem Stadion liegt die Nachwuchsakademie des holländischen Rekordmeisters, in der Redan einen großen Teil seiner fußballerischen Ausbildung absolviert hat. „De Toekomst“ heißt sie. Auf Deutsch: die Zukunft.

Das Spiel am Dienstag war für Redan und seine beiden Kollegen Javairo Dilrosun und Deyovaisio Zeefuik nicht nur ein Test für die anstehende Saison in der Fußball-Bundesliga; es war auch ein Rendezvous mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Alle drei haben in der Jugend für Ajax gespielt – und alle drei suchen jetzt fern der Heimat ihr Glück. Ihre Gegenwart heißt Hertha BSC.

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Bei der 0:1-Niederlage im Amsterdam stand Zeefuik in der Mannschaft, die Trainer Bruno Labbadia in der ersten Halbzeit aufs Feld schickte; Dilrosun und Redan kamen nach der Pause zum Einsatz. Und während Zeefuik, Neuzugang aus Groningen, einige Fehler in sein Spiel mixte, sich riskante Fehlpässe und Ballverluste leitete und offenbar immer noch ein bisschen mit der Intensität zu kämpfen hatte, gehörten seine beiden Landsleute zu der Besetzung, die sich in der zweiten Halbzeit deutlich besser gegen Ajax‘ fußballerische Qualität zu behaupten wusste.

Labbadia hatte die Mannschaften wild durcheinandergemischt. Man konnte daher schlecht von einer A- und einer B-Elf sprechen, aber mit Krzysztof Piatek, Matheus Cunha und Dudi Lukebakio war das Team der ersten Halbzeit zumindest in der Offensive deutlich prominenter besetzt. Gerade im Spiel gegen den Ball aber wirkte die vermeintliche Zweitbesetzung wesentlich griffiger. Im Test gegen Viktoria Köln zehn Tage zuvor war es ähnlich gewesen.

Ein Tor gegen Köln, ein Pfostentreffer gegen Ajax

Auch Daishawn Redan hinterließ in beiden Begegnungen mehr Eindruck als Krzysztof Piatek, den Hertha im Winter für knapp 25 Millionen Euro vom AC Mailand geholt hat. Der Pole muss um seine Position nicht ernsthaft bangen, aber in den Vorbereitungsspielen war von ihm bisher wenig zu sehen. Der 19 Jahre alte Redan hingegen erzielte gegen Viktoria ein Tor (wenn auch kein besonders kompliziertes) und traf gegen Ajax zumindest den Pfosten. „Er ist beweglich, hat eine sehr gute Dynamik, muss taktisch aber noch einiges aufnehmen“, sagt Labbadia.

Vor einem Jahr ist der junge Holländer für 2,7 Millionen Euro aus der U 23 des FC Chelsea nach Berlin gekommen. „Man sieht an seinen Bewegungsabläufen, dass er ein Vollblutstürmer ist“, hat Herthas damaliger Trainer Ante Covic in der Saisonvorbereitung über Redan gesagt. „Er hat einen unglaublich guten Abschluss und braucht wenig Zeit und Raum.“

In der Bundesliga spielte Redan erst 20 Minuten

Redan galt als Toptalent des europäischen Fußballs und seine Verpflichtung als weiterer Coup der Berliner. Die Erwartungen jedenfalls waren immens, was nicht zuletzt an den auffälligen Parallelen zu Javairo Dilrsosun und dessen Werdegang lag. Beide in Amsterdam geboren, beide bei Ajax ausgebildet, beide in jungen Jahren nach England gewechselt und beide noch ohne Profieinsatz nach Berlin gekommen. Doch während Dilrosun bereits am zweiten Spieltag sein Debüt in der Bundesliga feierte und drei Monate später holländischer A-Nationalspieler war, wartet Redan immer noch auf seinen Durchbruch.

Wie Dilrosun 2018, so debütierte auch Redan ein Jahr später am zweiten Spieltag in der Bundesliga, als er für die letzten 20 Minuten aufs Feld durfte. Am dritten Spieltag stand er noch einmal im Kader – das war’s auch schon. In der Regionalliga erzielte er für die U 23 immerhin vier Tore in acht Spielen. In den ersten beiden Einsätzen traf er doppelt, je einmal per Elfmeter.

Auf seinen ersten Treffer als Profi wartet der Holländer immer noch. Daran hat auch sein Intermezzo in der Heimat nichts geändert. Ende Januar wurde Redan von Hertha an den FC Groningen in die Ehrendivision verliehen. „Ich will den Leuten zeigen, dass es Daishawn Redan noch gibt“, sagte er bei seinem Wechsel, ließ sich die Nummer 9 des Mittelstürmers geben und verkündete, er wolle bis zum Saisonende sieben bis zehn Tore erzielen. Es wurde kein einziges.

„Die Leihe war nicht von Erfolg geprägt“, sagt Labbadia. „Daishawn hat keine sonderlich guten Spiele gemacht.“ Hinzu kamen die Folgen der Coronavirus-Pandemie. Die Ehrendivision beschloss schon im April, die Saison endgültig abzubrechen. Redan kehrte vorzeitig nach Berlin zurück, durfte allerdings wegen der Hygienebestimmungen nicht mit den Profis trainieren.

Im Winter war er Stürmer Nummer sechs

Schon vor dem Beginn der Vorbereitung absolvierte Redan deshalb ein spezielles Fitnessprogramm, um seine körperlichen Defizite zu beheben. Offensichtlich hat sich das bezahlt gemacht. „Ich habe noch nie so hart trainiert“, sagt Redan. „Aber ich habe mich auch noch nie so stark und fit gefühlt. Das hilft mir auch mental weiter.“

Im Winter, vor seinem Wechsel nach Groningen, war Daishawn Redan hinter Piatek, Vedad Ibisevic, Davie Selke, Pascal Köpke und Dodi Lukebakio nur die Nummer sechs für die Position im zentralen Sturm. In der legendären Kaderanalyse von Jürgen Klinsmann, die auf verschlungenen Wegen an die Öffentlichkeit gelangte, tauchte sein Name nicht einmal auf. Inzwischen aber ist Redan in der Hierarchie der Stürmer schon auf Rang zwei vorgerückt.

Hertha sucht aktuell noch einen Mittelstürmer, doch der Markt ist kompliziert. Generell tut sich wenig, und vielleicht bleibt das selbst nach Saisonbeginn noch so. Es könnte die Chance für Daishawn Redan sein, sich zu zeigen. Im Moment sieht es so aus, als sei ihm das durchaus bewusst.

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