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Der Weltcup startet an diesem Wochenende in Sölden.

© Expa/Johann Groder/APA/dpa

Der Ski-Weltcup startet in Sölden: Für Christian Schwaiger und den DSV wird es ernst

Der neue Cheftrainer Christian Schwaiger soll die deutschen Skifahrer nach dem Rücktritt von Felix Neureuther nach vorne bringen.

Die Frage musste ja kommen, die nach dem neuen Cheftrainer. Stefan Luitz drehte sich um zu Christian Schwaiger und lachte erst einmal. „Echt cool“, sagte der beste deutsche Riesenslalomfahrer beim Pressetermin in Sölden vor dem Auftakt des Ski-Weltcups, der für die Männer an diesem Sonntag (10 Uhr/Eurosport und ARD) beginnt. Auch Teamkollege Alexander Schmid wusste nur Gutes über Christian Schwaiger zu berichten. „Ich halte viel von ihm“, lobte er. Vor allem menschlich habe er ihn überzeugt, „ich kann über alles mit ihm reden.“ Was sollen sie auch sagen, wenn der, um den es geht, daneben steht?

Es sind die üblichen netten Worte, die ein Trainer am Anfang einer Zusammenarbeit von seinen Athleten zu hören bekommt, aber bei Schwaiger ist es vielleicht ein bisschen anders. Er ist ja nicht neu, sondern schon seit 2006 beim Deutschen Skiverband (DSV) – es hat sich herumgesprochen, dass der 51-jährige Österreicher umgänglich ist und einiges draufhat. Zuerst hatte er die Slalom- und Riesenslalom-Mannschaft der Frauen betreut – mit großem Erfolg: Kathrin Hölzl wurde Weltmeisterin, Maria Höfl-Riesch ebenfalls und zudem Olympiasiegerin. Später übernahm Schwaiger das Abfahrtsteam der Männer. Damals, 2014, galten Platzierungen unter den besten 20 fast schon als Erfolg.

"Den Wahnsinn tu ich mir nicht an"

Fünf Jahre später gibt es zwei Kitzbühel-Sieger und ein Team, in dem ein aus Österreich übergetretener ehemaliger Medaillengewinner wie Romed Baumann „höchstens die Nummer fünf“ ist, wie Schwaiger sagt.

Es fiel ihm deshalb nicht leicht, die Arbeit mit der Abfahrtsmannschaft aufzugeben. Die erste Voraussetzung für Schwaiger war es deshalb, dass Andreas Evers sein Nachfolger werden würde – und er das Angebot im Frühjahr annehmen konnte, Nachfolger von Mathias Berthold zu werden. Berthold betreut nun unter anderem die Fußballer des 1. FC Nürnberg als Mentalcoach.

„Es gibt keinen erfolgreicheren Abfahrtstrainer als ihn“, sagt Schwaiger über Evers, den früheren Coach von Hermann Maier. Die zweite Voraussetzung war die Zustimmung seiner Frau. Weil er aus seiner Zeit beim britischen Verband wusste, was es bedeutet, als Cheftrainer zu arbeiten, strebte Schwaiger diesen Job „überhaupt nicht“ an. Damals, erinnert er sich, sei „das Familienleben erledigt“ gewesen. Deshalb habe er sich „immer gesagt, den Wahnsinn tu ich mir nicht an“.

Das Leben nach Felix Neureuther

Nun steckt er mittendrin im Wahnsinn, seit April ist er „extrem viel unterwegs“, mehr als früher. Weil er nach wie vor nah dran sein will an den Athleten, schaute er bei jedem Lehrgang in der Vorbereitung vorbei. „Für mich ist es wichtig, noch im täglichen Betrieb dabei zu sein“, sagt Schwaiger. Trotz der jahrelangen perfekten Zusammenarbeit mit Berthold will er nicht alles genauso machen wie sein Vorgänger. Europacup- und Weltcup-Teams trainieren wieder gemeinsam, die Durchlässigkeit soll größer werden.

Christian Schwaiger, ist neuer Cheftrainer der DSV-Männer.
Christian Schwaiger, ist neuer Cheftrainer der DSV-Männer.

© Stephan Jansen/dpa

Und auch die Ansprache, findet DSV-Alpinchef Wolfgang Maier, ist eine andere geworden. Berthold sei sehr emotional im Umgang mit den Athleten gewesen, „Christian hat da mehr Distanz“, findet er. Schwaiger spricht von einem „extrem guten Rollenspiel“, das er und sein früherer Chef im Umgang mit der Mannschaft hatten. „Jetzt muss ich das Spielchen alleine spielen.“

Den Job, die Lücke zu schließen, die der zurückgetretene Felix Neureuther hinterlassen hat, geht Schwaiger pragmatisch an. Natürlich sei Neureuther das Gesicht des deutschen Skisports, „aber das Leben geht auch ohne ihn weiter.“ Im Fokus steht nun beim Auftakt Stefan Luitz, der in der vergangenen Saison ziemlich komprimiert alle Hochs und Tiefs eines Sportlerlebens durchmachte: Erster Weltcup-Triumph mit dem anschließenden, letztlich erfolgreichen juristischen Kampf gegen die Aberkennung des Sieges, eine Schulterverletzung und schließlich auch noch eine Knieblessur. „Das war mit die härteste Saison überhaupt“, gibt der 27-Jährige zu. Eine Veränderung im Trainerteam ist für ihn deshalb nichts, was ihn groß belastet.

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