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Luft nach oben. Dodi Lukebakio verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten; konstant gezeigt hat er sie bei Hertha BSC allerdings noch nicht.

© dpa

Der Schreck des FC Bayern nimmt wieder Fahrt auf: Hertha BSC hofft auf Dodi Lukebakio

Dodi Lukebakio hat viel Geld gekostet, die Erwartungen bei Hertha BSC aber nur selten erfüllt - jetzt gibt es Hinweise, dass er kapiert hat, worauf es ankommt.

Im Großen und Ganzen ist das vergangene Wochenende ganz gut gelaufen für Dodi Lukebakio. Er hat einen Elfmeter provoziert, hat Durchsetzungswillen gezeigt, als sein Kollege Davie Selke ihm die Ausführung des Strafstoßes streitig machen wollte. Hat ein Tor für Hertha BSC erzielt und ist – trotz der Niederlage gegen den VfL Wolfsburg – ausgiebig für seine Leistung gelobt worden. „Das war internationales Top-Niveau, wie er gespielt hat, defensiv und offensiv“, sagte Trainer Pal Dardai.

Nur als das Wochenende schon fast vorbei war, da hat Herthas belgischer Angreifer doch noch einen persönlichen Rückschlag hinnehmen müssen. Das war, als Mark Uth vom 1. FC Köln im Auswärtsspiel beim FC Bayern München zum zwischenzeitlichen 2:2 für seine Mannschaft traf. Für den Stürmer des FC war es das fünfte Tor gegen die Bayern seit der Saison 2017/18. Er hat damit zu Dodi Lukebakio aufgeschlossen, der bis dahin alleiniger Rekordhalter war.

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Das Gute ist: Dodi Lukebakio hat schon an diesem Samstag, wenn Hertha in München antritt (18.30 Uhr, live bei Sky), die Chance, direkt wieder zu kontern.

Lukebakio und die Bayern. Natürlich werden da gleich Erinnerungen an den 24. November 2018 wach, als Fortuna Düsseldorf als Aufsteiger in die Fußball- Bundesliga bei den Bayern antrat; als die Münchner Mitte der ersten Hälfte schon 2:0 und bis eine Viertelstunde vor Schluss 3:1 vorne lagen und ihnen am Ende doch nur ein Punkt blieb – weil Dodi Lukebakio, Düsseldorfs Leihspieler vom FC Watford, in der dritten Minute der Nachspielzeit mit seinem dritten Tor gegen Manuel Neuer den 3:3-Endstand erzielte.

Dieser Auftritt dürfte nicht ganz unerheblich dazu beigetragen haben, dass Lukebakio im Sommer darauf bei Hertha landete. Und er dürfte nicht ganz unerheblich dazu beigetragen haben, dass Hertha für ihn eine Menge Geld (20 Millionen Euro) an Watford überweisen musste.

Auf den ersten Blick ist die Bilanz ordentlich

Es war der Sommer, als Lars Windhorst in großem Stile als Investor bei den Berlinern eingestiegen ist, als Corona noch ein mexikanisches Bier war und der Profifußball sich keine Sorgen um morgen machen musste. Inzwischen ist die Welt eine andere – genauso wie der Blick auf Dodi Lukebakio. Die Erwartungen, die mit seiner Verpflichtung verbunden waren, haben sich nur bedingt erfüllt.

Dabei ist es im August 2019 prächtig losgegangen: Gleich im ersten Spiel für seinen neuen Klub erzielte Lukebakio sein erstes Tor – natürlich gegen die Bayern. Überhaupt war er in jener Spielzeit der beste Torschütze der Berliner (zusammen mit Vedad Ibisevic) und der beste Scorer, in der Saison darauf immerhin der zweitbeste Scorer (hinter Matheus Cunha). Und trotzdem fällt die Bewertung seiner persönlichen Performance in Berlin eher zwiespältig aus.

Jürgen Klinsmann, kurzzeitig Herthas Trainer, hat Lukebakio „unter der Rubrik Fehleinkauf von Preetz“ eingeordnet: „großes Talent, aber nicht leidensfähig“. Bruno Labbadia ist regelmäßig an seiner Naivität in taktischen Belangen und seiner Nonchalance bei der Verrichtung der Defensivarbeit verzweifelt, und nachdem sich auch Pal Dardai eher bestürzt über so manchen Auftritt des Belgiers geäußert hatte, galt es als nahezu ausgemacht, dass Hertha BSC in diesem Sommer alles unternehmen wird, um Lukebakio zu verkaufen.

Dass er den Verein verlässt, ist immer noch möglich. „Im Fußball geht es schnell“, sagt Sportdirektor Arne Friedrich. Zuletzt war davon die Rede, dass der OSC Lille, immerhin Champions-League-Teilnehmer, interessiert sei. Aber wenn der 23-Jährige bei Hertha bleibt, ist das auch nicht schlimm. „Dodi macht gerade eine sehr, sehr gute Entwicklung durch“, sagt Friedrich.

Exemplarisch war das am vergangenen Wochenende in einer Szene kurz nach der Pause zu sehen. Es stand noch 0:0, Hertha stürmte, doch dann rutschte Lukebakio bei einem vielversprechenden Angriff im Wolfsburger Strafraum aus und landete der Länge nach auf dem Rücken. Anders als in der Vergangenheit blieb Lukebakio allerdings nicht etwa lamentierend auf dem Rasen liegen. Er rappelte sich auf, jagte im Vollsprint dem Wolfsburger Roussillon hinterher und eroberte kurz vor dem eigenen Sechzehner den Ball zurück.

„Diesen Dodi kannst du richtig lieben“

„Dodi hat einen richtig guten Kampfmodus gezeigt. Wenn alle so spielen, können wir mithalten gegen eine Champions-League-Mannschaft“, sagte Dardai nach der 1:2-Niederlage gegen den VfL. „Für mich ist schön zu wissen, dass Dodi so etwas auch kann. So hat er einen großen Wert. Diesen Dodi kannst du richtig lieben.“

Das Geturtel war schon in der Vorbereitung zu beobachten. „Ich bin sehr zufrieden mit seiner Einstellung“, sagt Dardai. „Das ist kein Vergleich zum Lukebakio aus dem letzten oder dem vorletzten Jahr.“ Den ganzen Sommer über hat sich Herthas Trainer intensiv um den Belgier gekümmert, hat ihn nach eigener Aussage einer Gehirnwäsche unterzogen. Offenbar mit Erfolg. „Seit sechs Wochen kriegt er es richtig von uns“, erzählt der Ungar. „Aber wenn das die Wirkung ist, dann muss der Trainerstab so weitermachen und ihn nicht in Ruhe lassen.“

Offenbar braucht Lukebakio das. Ausreißer nach oben hat es bei ihm immer schon gegeben, aber dann eben auch wieder Phasen, „wo er sich selber ein Stück weit finden musste“, wie Arne Friedrich sagt. An diesem Samstag gegen die Bayern erhält Lukebakio eine weitere Gelegenheit zu zeigen, dass Konstanz nicht nur eine Stadt am Bodensee ist. „Dodi ist gut drauf“, sagt Pal Dardai. „Aber alleine kannst du dieses Spiel nicht gewinnen.“ Das hat er nicht mal am 24. November 2018 geschafft, als er drei Tore gegen die Bayern erzielt hat.

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