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Der etwas andere Terodde. Robert Glatzel (Mitte) hat mit seinen Toren entscheidend zum Aufstieg des HSV beigetragen.

© IMAGO/Oliver Ruhnke

Der Relegationsgegner von Hertha BSC: Auf diese HSV-Spieler sollte man achten

Vier Jahre in der Zweiten Liga haben beim Hamburger SV Spuren hinterlassen. Trotzdem hat er einige interessante Spieler in seinem Kader. Wir stellen sie vor.

Filip Kostic, Kyriakos Papadopoulos, Luca Waldschmidt und noch ein paar andere: Als der Hamburger SV 2018 aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen ist, hatte er einige Profis mit durchaus prominenten Namen unter Vertrag. Nach vier Jahren in der Zweiten Liga hat sich das ein wenig geändert.

Der durchschnittlich fußballinteressierte Sportschau-Gucker wird mit vielen Spielern des HSV wenig anzufangen wissen. Wir stellen vier von ihnen vor, auf die man achten sollte, wenn die Hamburger an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, live bei Sat1 und Sky) in der Relegation auf Hertha BSC treffen.

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DANIEL HEUER FERNANDES

Ein paar Monate ist es erst her, da ist Daniel Heuer Fernandes erstmals zur deutschen Nationalmannschaft berufen worden. Hä? Daniel wer? Doch, doch. Im Herbst war das. Bundestrainer Hansi Flick hatte sein Team in Hamburg versammelt, und weil Manuel Neuer verletzt fehlte, durfte Heuer Fernandes, der Torhüter des HSV, für einen Tag aushilfsweise mit der Nationalmannschaft trainieren.

Der elfte Feldspieler. Torhüter Heuer Fernandes wird beim HSV vor allem für seine fußballerischen Fähigkeiten geschätzt.
Der elfte Feldspieler. Torhüter Heuer Fernandes wird beim HSV vor allem für seine fußballerischen Fähigkeiten geschätzt.

© IMAGO/Jan Huebner

„Hamburgs Manuel Neuer“, so hat die „Süddeutsche Zeitung“ Heuer Fernandes vor kurzem genannt. Das liegt vor allem daran, dass der 29 Jahre alte HSV-Keeper sein Spiel ähnlich anlegt wie Neuer. „Er hat einfach immer eine fußballerische Lösung“, sagt Tim Walter. Wenn es nach dem Trainer des HSV ginge, hätte seine Mannschaft immer den Ball – und zu einer Mannschaft zählt eben auch der Torhüter. Heuer Fernandes ist gut mit dem Fuß, er denkt stets offensiv und kann dadurch problemlos ins Ballbesitzspiel des HSV eingebunden werden.

Wem Manuel Neuer als Bezugsgröße für den gebürtigen Bochumer mit portugiesischem Vater dennoch ein wenig zu hoch gegriffen erscheint, der kann auch Manuel Riemann vom VfL Bochum nehmen. Auch der wird für seine fußballerischen Fähigkeiten geschätzt – und als Typ. Genau wie Heuer Fernandes. „Er ist total charakterstark, steht für etwas und ist von allem überzeugt, was er tut“, sagt Trainer Walter. „Was er darstellt, das stellt auch unsere Mannschaft dar.“

MARIO VUSKOVIC

Dass der HSV mit 35 Gegentoren die beste Abwehr der Zweiten Liga stellte, das lag aber nicht nur an seinem Torhüter. Es lag auch an einem jungen Mann, der eine Reihe vor Heuer Fernandes in der Viererkette spielt – und den die Hamburger im Sommer erst am letzten Tag der Transferperiode von Hajduk Split ausgeliehen haben.

Der 20 Jahre alte Innenverteidiger Mario Vuskovic hat sich so prächtig entwickelt, dass der HSV den kroatischen U-21-Nationalspieler schon im März für etwas mehr als drei Millionen Euro fest verpflichtet hat. Nach allgemeiner Einschätzung ist das eine lohnende Investition: In Vuskovic steckt noch eine Menge Fantasie. „Er hat sich im Eiltempo zu einem sehr wichtigen Bestandteil unseres Teams entwickelt“, sagt Hamburgs Sportchef Jonas Boldt.

Wachstumsschub: Innenverteidiger Mario Vuskovic hat sich mit guten Leistungen beim HSV für die kroatische Nationalmannschaft interessant gemacht.
Wachstumsschub: Innenverteidiger Mario Vuskovic hat sich mit guten Leistungen beim HSV für die kroatische Nationalmannschaft interessant gemacht.

© IMAGO/Michael Schwarz

Bis Mitte November war Vuskovic zu gerade drei Einsätzen für den HSV gekommen. Seitdem hat er immer gespielt – sieht man einmal von der Partie gegen Holstein Kiel ab, als er in der 90. Minute ausgewechselt wurde. Für das „Hamburger Abendblatt“ ist der junge Kroate sogar schon „der heimliche Kapitän“ des HSV.

Und auch in Kroatien wird sein Werdegang wohlwollend zur Kenntnis genommen. „Natürlich verfolge ich Marios prächtige Entwicklung in Hamburg“, hat Nationaltrainer Zlatko Dadic vor kurzem gesagt. „Er hat große Chancen, in unseren WM-Kader zu rutschen.“ Mit Dadics Co-Trainer, dem früheren HSV-Profi Ivica Olic, hatte Vuskovic bereits Kontakt. Sie saßen zufällig im selben Flugzeug nach Hamburg. Mario Vuskovic war ganz überrascht, dass Ivica Olic ihn erkannt hat.

LUDOVIT REIS

Bevor Ludovit Reis mit 19 Jahren in die große weite Fußballwelt aufgebrochen ist, hat er für einen Verein gespielt, der sich selbst als „Trots van het Noorden“ bezeichnet: der Stolz des Nordens. Vielleicht passt es für Reis, inzwischen 21, deshalb so gut beim stolzen Nordklub HSV. Besser jedenfalls als beim FC Barcelona, bei dem er auch schon unter Vertrag stand, der aber womöglich eine Nummer zu groß war für den Niederländer mit slowakischen Eltern.

Ludovit Reis kennt die Relegation schon. Bei zweiten Mal aber soll es anders für ihn ausgehen als vor einem Jahr.
Ludovit Reis kennt die Relegation schon. Bei zweiten Mal aber soll es anders für ihn ausgehen als vor einem Jahr.

© REUTERS

Mit 15 hat Reis noch bei seinem Jugendklub in der Nähe von Amsterdam gekickt. Eher zufällig wurde er damals von einem Scout des FC Groningen entdeckt. Zwei Jahre später debütierte der Mittelfeldspieler für Groningen in der Eredivisie, wiederum zwei Jahre später ging er für 3,25 Millionen Euro zu Barca.

Auch wenn er dort nur im B-Team zum Einsatz gekommen, will Reis seine Zeit in Katalonien nicht missen: Bei Barca habe er sich zu einem Box-to-Box-Player entwickelt, sagt er. Überhaupt werde er immer besser darin, in die gefährlichen Räume zu kommen und Tore zu schießen. Immerhin fünf Treffer sind Reis in der vergangenen Saison gelungen; am Sonntag bereitete er beim Sieg in Rostock das wichtige 2:1 durch Kapitän Schonlau vor. „Aber meine Stärke ist es, die Bälle zu erobern, aggressiv zu sein und der Mannschaft auf diese Weise zu helfen.“

Vor einem Jahr stand Reis schon einmal in der Relegation, scheiterte mit dem VfL Osnabrück und stieg aus der Zweiten Liga ab. Gegen Hertha und seinen Landsmann Jurgen Ekkelenkamp, mit dem er zusammen für Hollands U 21 spielt, will er die Liga jetzt in die andere Richtung verlassen. Nach oben. „Reis ist ein guter Fußballer. Dazu besitzt er einen guten Kampfgeist“, hat der frühere HSV-Kapitän Rafael van der Vaart der Hamburger „Morgenpost“ gesagt. „Er ist ein ähnlicher Typ wie Thiago.“

ROBERT GLATZEL

Wenn ein Verein den Torschützenkönig der Zweiten Liga gehen lässt und dieser Stürmer nicht nur erneut Torschützenkönig wird, sondern mit seinem neuen Klub auch noch in die Bundesliga aufsteigt, dann sollte der Verein, der ihn hat gehen lassen, allen Grund haben, das zutiefst zu bedauern. Beim Hamburger SV ist das im Fall von Simon Terodde ein bisschen anders. Und das liegt vor allem an Robert Glatzel.

24 Tore hat Terodde vorige Saison für die Hamburger geschossen – und paradoxerweise war vielleicht genau das sein Problem. Terodde hat eben nur Tore geschossen und die anderen Aspekte des Fußballs dabei ein wenig vernachlässigt. Bei Glatzel, den der HSV für 1,5 Millionen Euro von Cardiff City geholt hat, sind die Qualitäten ein bisschen besser im Gleichgewicht.

Trainer Walter wollte einen etwas anderen Stürmertypen haben, einen, der nicht nur im Strafraum herumlungert, sondern sich auch am Spiel beteiligt. „Er kann die Bälle vorne festmachen, er ist extrem kopfballstark. Außerdem ist er technisch gut und kann die anderen Spieler mit einsetzen“, sagt Walter.

Und Tore schießt er auch noch. 22 waren es für Glatzel in der Zweiten Liga – eins mehr, als er in seinen bisherigen drei Zweitligaspielzeiten (zwei für Heidenheim, eine für Kaiserslautern) zusammen erzielt hat. Das letzte gelang ihm am Sonntag, als Glatzel gegen Hansa Rostock zum 1:1 einköpfte und dadurch entscheidend dazu beitrug, dass die Hamburger endlich ihr Abo auf Platz vier in der Zweiten Liga kündigen konnten.

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