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Der Torschütze Robert Andrich (r.) aus Berlin feiert seinen Treffer zum 1:0 mit Christopher Trimmel.

© dpa

Der Pokalheld des 1. FC Union: Robert Andrich ist aggressiv, eklig und gut

Beim 1. FC Union ist Robert Andrich der Abräumer im Mittelfeld. Doch er kann auch torgefährlich sein. Schon am Samstag auch in der Bundesliga?

Matchwinner können auch einsam sein. Rund eine halbe Stunde nach Abpfiff des DFB-Pokalspiels zwischen dem SC Verl und dem 1. FC Union drehte der Berliner Mittelfeldmann Robert Andrich ganz allein seine Runden auf dem zertrampelten Boden der bereits abgedunkelten Sportclub Arena des Viertligisten. Die Regeneration für das nächste Bundesligaspiel am Sonnabend (15.30 Uhr) bei Werder Bremen begann bereits in Verl.

Dass die Erholungsphase der Köpenicker schon nach 90 Minuten beginnen konnte, verdankt Union Andrich. Als sich bereits eine Verlängerung abzeichnete, erlöste der 25-Jährige seine Mannschaft und die 1500 mitgereisten Fans mit dem 1:0-Siegtreffer. Andrich knallte die Kugel aus rund 18 Metern in den rechten oberen Winkel.

Der hässliche Jubel

„Ich habe versucht, zu antizipieren und vor dem Gegner an den Ball zu kommen. Ich war einen Tick schneller da und habe dann draufgehalten und super getroffen“, sagte Andrich. „Vielleicht war der Schuss ein bisschen abgerutscht. Das war in dem Moment besser, als ihn richtig zu treffen. In die Verlängerung wollte ich nicht unbedingt.“

Die Erleichterung war der Sommerverpflichtung vom 1. FC Heidenheim anzumerken. Den direkt hinter dem Kasten ausflippenden Union-Anhängern näherte sich Andrich mit einem Jubelsprung Nach Abpfiff lag er gemeinsam mit den nicht zum Einsatz gekommenen Mitspielern Felix Kroos und Florian Hübner bäuchlings auf dem Boden. Dabei vollführte das Trio schwimmähnliche Armbewegungen.

Dieses etwas merkwürdige Torritual hat es bei Union wohl noch nicht gegeben. „Es war ein Torjubel, den wir uns überlegt haben. Es war die erste Möglichkeit, dass wir es machen konnten. Wir wollten etwas nehmen, was Scheiße aussieht“, sagte Andrich. So schlimm war es nun auch wieder nicht, möchte man meinen.

Der nächste Gegner: Bremen

Das traf eher auf die Platzverhältnisse zu, mit denen die eher gepflegtes Grün gewohnten Erstliga-Profis nicht klar kamen. Das soll die sehr ordentliche Leistung des Regionalligisten nicht schmälern. Aber Platzfehler sorgten beispielsweise dafür, bei Stürmer Sebastian Andersson und Verteidiger Michael Parensen sogar Bälle über das Tribünendach hinausballerten.

Auch Andrich versprang hier und da der Ball. Nach der 0:5-Pleite bei Borussia Dortmund und vor dem Abstiegsduell in Bremen hat Union jedoch die Pflichtaufgabe erfüllt und im Pokalwettbewerb weitere 1,4 Millionen Euro eingenommen. Das zählt, auch wenn der Kick von Verl mit Fußball wenig zu tun hatte. „Wir wollten unbedingt weiter kommen. Wir haben Karo einfach gespielt. Es war nicht schön. Das ist am Ende aber egal“, meinte Andrich. „Wir haben das Ziel erreicht. Es geht in Bremen weiter. Das wird ein ganz anderes Spiel.“

Werder liegt aktuell auf Relegationsplatz 16 und sechs Zähler hinter Union. Zumindest moralisch ist Bremen gerade wieder obenauf. Am Dienstag bezwang die Elf von Trainer Florian Kohfeldt im DFB-Pokal überraschend Dortmund und damit jene Elf, die Union wenige Tage zuvor so deutlich die Grenzen aufgezeigt hatte.

Unions Kartenkönig

In Bremen wird Andrich als Abräumer im Mittelfeld wieder gefragt sein. Er hat den kaum noch eine Rolle spielenden und derzeit verletzten Aufstiegshelden Manuel Schmiedebach als sogenannten aggressive Leader abgelöst. „Es freut mich, dass ich so genannt werde. Ich mag es aber nicht, wenn damit nur gemeint ist, dass man aggressiv und ekelig ist und in den Zweikämpfen dazwischen haut“, hatte Andrich in der kurzen Winterpause mitgeteilt.

Mit acht Verwarnungen ist Andrich allerdings zu Unions Kartenkönig aufgestiegen. Um eine weitere Sperre wird der gebürtige Potsdamer und Ex-Herthaner nicht herumkommen. Vor allem im DFB-Pokal zeigte Andrich aber auch schon Offensivqualitäten. In den ersten Runden fiel er sowohl in den Auswärtsspielen bei Viertligist Germania Halberstadt (6:0) und Ligakonkurrent SC Freiburg (3:1) als Torschütze auf.

In der Meisterschaft stehen dagegen nur drei Vorlagen zu Buche. „Vielleicht hatte ich in der Bundesliga noch nicht das Glück. Aber wenn ich dann wie jetzt wieder so einen wichtigen Treffer erziele, ist mir das auch egal“, berichtet Andrich. „Ich würde mich aber auch freuen, wenn ich mal ein der Liga ein Tor machen würde.“

Vielleicht klappt das ja in Bremen, auch wenn Union um den Einsatz von Torwart Rafal Gikiewicz und Offensivmann Marcus Ingvartsen bangen muss. Beide waren nach dem Spiel wegen einer Knie- beziehungsweise Fußverletzung angeschlagen.

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