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Clasico statt Elche. Real Madrid (r. Luka Modric, l. Eder Militao) und der FC Barcelona (Lionel Messi) könnten bald regelmäßig in der Super League aufeinandertreffen.

© JAVIER SORIANO/AFP

Der Plan ist besser als sein Ruf: Die Super League wäre eine Stärkung der europäischen Idee

Dass sich Uefa und Fifa als Hüter des echten Fußballs hinstellen, ist an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Ein Kommentar pro Super League.

Nichts erhitzt die Gemüter bei den internationalen Fußballverbänden derzeit stärker als die kürzlich verkündete Idee einer Super League. Es wird viel von Integrität, Authentizität und dem Wesen des Sports gesprochen. All dies sei durch die Super League in Gefahr, heißt es bei Uefa und Fifa. Das ist an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Es wird so getan, als ob auf der einen Seite die raffgierigen Profitinteressen und auf der anderen der „echte“ Fußball stünden - Schweiß, Kreisklasse, Bratwurst.

Dabei haben der internationale Fußball und seine klassischen Organisationen wie die Fifa und die Uefa mit zahlreichen Korruptionsskandalen zu kämpfen. Ihnen wird schon lange grenzenlose Profitgier vorgeworfen. Mit Sicherheit ist dies keine gute Voraussetzung, um sich als Hüter der echten Fußballtradition aufzuspielen. Tatsächlich geht es doch nur darum, wer demnächst den Goldesel Fußball aus Profitinteresse steuert - weiterhin Fifa und Uefa oder eben ein neuer Player.

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Ohnehin ist die Idee besser als ihr Ruf: Einerseits wird die fußballerische Qualität höher, denn die europäischen Top-Klubs haben sich in ihrem Niveau schon lange von ihren nationalen Ligen verabschiedet. Niemanden interessieren Spiele wie Madrid gegen Elche, Liverpool gegen Sheffield oder Dortmund gegen Bielefeld. Die Qualitätsunterschiede zwischen diesen Teams sind einfach zu groß.

Andererseits wäre eine Stärkung des europäischen Fußballs auch eine Stärkung der europäischen Idee. Tausende Fans, die wöchentlich durch Europa ziehen und dabei neue Freundschaften begründen -einen besseren Dienst kann man der Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit nicht leisten als durch die Gründung einer europäischen Liga.

Ebenso wie 1963, als aus vier Oberligen und der Berliner Stadtliga die Bundesliga entstand, ist nun die Zeit reif für eine Liga über den althergebrachten nationalen Ligen. Die deutschen Vereine täten gut daran, die Zeichen der Zeit zu erkennen und der Super League, sollte sie denn wirklich kommen, beizutreten.

Sebastian Rauball

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