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 Morten Green (l.) von Schwenningen und der Kölner Pascal Zerressen (r.) im Zweikampf.

© dpa

Der nächste Gegner der Eisbären Berlin: Kölner Haie: Fortschritt dank Vorbild

Die Kölner Haie wollen sich bei ihrem Auswärtsspiel in Berlin nicht wieder von den Eisbären abservieren lassen. Haie-Trainer Uwe Krupp freut sich auf ein "gutes und attraktives Eishockeyspiel" gegen das Vorbild der Kölner Haie: Die Eisbären Berlin.

Mehr als sechs Stunden waren die Kölner in der Nacht zum Samstag auf der Autobahn unterwegs. Viel Zeit zum Nachdenken über unangenehme Dinge. Denn es ging nach einem 1:2 am fünften Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei Rückkehrer Schwenningen heim nach Köln; eine Niederlage, die dem KEC nach Ansicht von Trainer Uwe Krupp nicht hätte unterlaufen dürfen. „Wir hatten genug Chancen, aus denen wir nichts gemacht haben“, sagte der 48-Jährige.

Zu Beginn der neuen Saison scheint den Kölnern die Leichtigkeit abhanden gekommen sein, mit der sie in der Vorsaison als Überraschungsteam durch die DEL- Hauptrunde gestürmt waren. Die Gegner kennen Krupps Team und begegnen den offensiv- und lauffreudigen Kölner Profis bevorzugt mit einem humorlosen Defensiv-Bollwerk.

Groß ist deshalb die Vorfreude der Kölner auf die Begegnung am Sonntag in Berlin (17.45 Uhr/Servus TV). „Die Eisbären spielen ähnlich wie wir, schnell, aggressiv und offensiv“, sagt Krupp. Soll heißen: Die Zeichen stehen auf Spektakel, die Berliner sind kein Team das mauert, sie werden den Kölnern wahrscheinlich einen offenen Schlagabtausch liefern. Zumal die Eisbären gerade dreimal verloren haben. „Mit einem Sieg gegen uns können sie sich rehabilitieren. Sie werden heiß sein, aber das sind wir auch“, meint der Haie-Coach.

Denn natürlich spukt in den Köpfen der Kölner noch das verlorene Play-off-Finale 2013 gegen Berlin herum. Die Haie, die eine stärkere Runde als die Eisbären gespielt hatten, waren unerwartet chancenlos. Und sie wurden auch noch verhöhnt. Berlins Stürmer Florian Busch, der mit TV-Mikrofonen verkabelt war, rief mehrfach: „Ihr habt die Hosen voll.“ Diese Erniedrigung haben die Kölner nicht vergessen. Doch es geht um mehr als um schnöde Revanche.

Haie-Trainer Uwe Krupp: "Ich glaube, dass uns die Erfahrung des Finales besser gemacht hat"

Krupp, der als Profi fast 20 Jahre in der NHL gespielt hat, ist von der Mentalität her ein optimistisch denkender Amerikaner. Er glaubt an Fortschritt und sieht das Haie-Team, das er seit 2011 betreut, in einem Lernprozess. Vor dem Saisonstart hatte er bereits verkündet, seine Profis würden sich in den Play-offs nicht noch einmal von den Eisbären derartig abservieren lassen – er konkretisiert: „Ich glaube einfach, dass uns die Erfahrung des Finales besser gemacht hat und dass wir – sollten wir es schaffen, wieder ins Finale zu kommen – besser mit der Situation zurechtkommen würden.“

So etwas kann nur mit einer Mannschaft funktionieren, die im Gros zusammenbleibt. Krupp bestreitet nicht, dass er sich hier am Erfolgsmodell des siebenmaligen Meisters Eisbären orientiert: „Berlin ist Vorbild für die ganze Liga, wie keine andere Mannschaft haben sie das deutsche Eishockey in den letzten zehn Jahren geprägt.“ Und so setzte er, dem Berliner Modell folgend, auf Kontinuität und kombinierte einen Kern deutscher Nationalspieler mit einer Gruppe überdurchschnittlich starker Ausländer. Das Team wird jedes Jahr nur punktuell verändert.

Mit dem gebürtigen Berliner Marcel Müller, dem Schweden Yared Hagos und Nachwuchsmann Pascal Zerressen kamen bis jetzt nur drei Neue. Krupp hat noch Kontakt zum Routinier Marco Sturm (36), der von Februar bis April in Köln spielte, zurzeit aber noch versucht, in der NHL unterzukommen. Einen Mann wie ihn könnten die Haie im Kampf gegen defensive Bollwerke ganz besonders gut gebrauchen, da ihr kreativster Stürmer Felix Schütz nach Wladiwostok in die russische KHL gewechselt ist. Zunächst aber freut sich Krupp auf ein „gutes und attraktives Eishockeyspiel“ in Berlin. Wie auch immer es ausgehen wird, lange Stunden auf der Autobahn bleiben den Haien diesmal erspart. Sie gönnen sich ausnahmsweise eine Flugreise.

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