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David Wagner kann mit Schalke derzeit einfach nicht mehr gewinnen.

© dpa

Der FC Schalke 04 vor dem Gastspiel bei Union: Wie Trainer David Wagner vom Wunsch- zum Wackelkandidaten wurde

David Wagner kam als Hoffnungsträger zum FC Schalke 04. Nach elf Spielen ohne Sieg muss der Trainer mehr denn je um seinen Job fürchten.

Schalke wäre nicht Schalke ohne eine Portion Drama. Eine sportlich heikle Situation, ein drohender Negativ-Rekord, verletzte oder gesperrte Leistungsträger – und eine aufflammende Diskussion um den Trainer David Wagner, die noch zu Beginn der Rückrunde unmöglich schien.

Denn so langsam wird es ungemütlich für Wagner. Seit elf Spielen hat seine Mannschaft nicht mehr gewonnen. Sollte Schalke am Sonntag im Stadion An der Alten Försterei gegen den 1. FC Union wieder kein Sieg gelingen, käme es zur Einstellung eines unrühmlichen Rekordes. Nur in der Saison 1993/94 blieb Schalke zwölf Spiele in Folge ohne Sieg. Und damit ist schon die Fallhöhe aufgezeigt, mit der sich Wagner nun auseinandersetzen muss.

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Denn wenn es so weitergeht, wird sich der vor der Saison stark umworbene Trainer auf anstrengende Wochen mit Diskussionen um seine Person einstellen müssen. Und dabei ist die Entwicklung von Schalke unter Wagner so nicht abzusehen gewesen.

Zum Ende der Hinrunde standen die Gelsenkirchener mit 30 Punkten auf Tabellenplatz fünf, die Qualifikation für die internationalen Plätze schien eine Formalie zu sein. Das Team spielte keinen überragenden, aber soliden Fußball. Den letzten Sieg schaffte Schalke jedoch am 18. Spieltag mit einem 2:0 gegen Mönchengladbach.

Danach begann die erfolglose Zeit, zuletzt verlor Wagners Team am vergangenen Wochenende daheim gegen den Tabellenvorletzten Werder Bremen 0:1. Dabei weckte der Fußball, den Wagner spielen ließ, durchaus Erinnerungen an Huub Stevens. Wobei unter dem Schalker Jahrhunderttrainer Spiele dieser Art oft mit einem 1:0-Sieg endeten.

Wagner war mit hohen Erwartungen geholt worden

Eigentlich war Wagner angetreten, um Schalke eine attraktive Spielweise einzuimpfen. Eine Etablierung unter den Top-Vereinen der Liga sei das „ganz klare Ziel“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies damals, dafür war Wagner geholt worden. Die Mannschaft solle unter ihm „das Heft des Handelns selbst in die Hand“ nehmen, „laufintensiv, mit möglichst viel Tempo“, sagte Sportvorstand Jochen Schneider.

Die Erwartungen an Wagner waren also hoch, er war Wunschkandidat von vielen Vereinen, nachdem er den englischen Zweitligisten Huddersfield Town 2017 spektakulär in die Premier League geführt hatte. „Klopp-Klon“ wurde Wagner in er englischen Presse genannt, in Anspielung auf den Spielstil seines Freundes Jürgen Klopp, dessen Trauzeuge Wagner ist.

Der Druck vor dem Spiel am Sonntag bei Union ist groß

Das war damals. Inzwischen steht Schalke auf Tabellenplatz zehn – und trotz der Job-Garantie von Sportvorstand Schneider geistern Namen für Wagners Nachfolger herum. Dazu gehört auch – wie könnte es anders sein – Huub Stevens. Zudem wird der einstige Schalke-Stürmer Raúl genannt, der derzeit die zweite Mannschaft von Real Madrid trainiert.

Zusätzlich zu dem ohnehin schon mächtigen Gegenwind kommt, dass Wagner große Personalsorgen plagen. Zum einen muss er auf Kapitän und Abräumer Omar Mascarell verzichten. Am Freitag verkündete Wagner in einer virtuellen Pressekonferenz, dass der Spanier in dieser Saison nicht mehr spielen werde. Mascarell erhole sich von einem Sehnenabriss im Adduktorenbereich und erlitt einen Rückschlag in der Reha. Ebenfalls in Berlin fehlen werden der nach der fünften Gelben Karte gesperrte Weston McKennie sowie die verletzten Jean-Clair Todibo und Amine Harit.

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Der Druck ist also groß – und Wagner ließ auf der Pressekonferenz am Freitag durchblicken, dass auch der Ton rauer zu werden scheint. „Dass die Ansprache, der Umgang und dann auch das tägliche Miteinander ein bisschen anders ist, dass Trainingsabläufe sich auch ändern in solchen Phasen, ist, glaube ich, vollkommen normal“, sagte Wagner.

Er nimmt in dieser schwierigen Situation seine Spieler in die Pflicht. „Hunger, Wille, Gier“ – nicht weniger erwartet er am Sonntag. „Es ist die Ehre, die jeder Spieler hat, sich dem Wettkampf zu stellen und erfolgreich gestalten zu wollen“, sagte der 48-Jährige. „Das haben wir viele Spiele nicht geschafft.“ Man werde da sein und sich stellen. „Sonntag, 15.30 Uhr ist unser Date in Berlin, wo wir zeigen wollen, dass wir das besser können.“

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