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Bei Arsenal ist Mesut Özil nicht mehr wohl gelitten.

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Der FC Arsenal streicht 55 Stellen im Klub: Mesut Özil ist immer der Sündenbock

Der FC Arsenal will kleinere Angestellte des Klubs entlassen. Reflexartig wird deswegen auch Mesut Özil kritisiert. Doch das geht zu weit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Kaum, dass der FC Arsenal angekündigt hat, sich von 55 Mitarbeitern zu trennen, steht Mesut Özil wieder in der Schusslinie. „Werdet ihn los – Problem gelöst“, heißt in den sozialen Medien stellvertretend für viele ähnliche Äußerungen.

Obwohl zuletzt meist nur noch Tribünenhocker, soll der Deutsche 387.000 Euro pro Woche beim Londoner Spitzenklub verdienen, als einziger Profi hat er im Zuge der Coronakrise vor ein paar Monaten einen teilweisen Gehaltsverzicht abgelehnt. Damals begründete Özil das damit, zunächst einmal abwarten zu wollen, wofür das eingesparte Geld verwendet werden soll.

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Man darf durchaus davon ausgehen, dass Özil es gern gesehen hätte, wenn damit Arbeitsplätze in seinem Klub gesichert worden wären. Nun aber stellt sich der Sachverhalt anders dar, Arsenal begründet die geplanten Entlassungen mit „signifikanteren und länger anhaltenden Einbußen als zunächst erhofft.“

Die Entscheidung sei den Verantwortlichen „nicht leicht gefallen“, aber sie sei notwendig. Arsenal gab außerdem bekannt, weiter in die Mannschaft investieren zu wollen. Transfers zur Verstärkung des Teams oder Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern hätten nach wie vor „eine wesentliche Priorität“.

Es klingt absurd, wenn auf der einen Seite rund zwei Millionen Euro jährlich für Klub-Angestellte eingespart werden sollen, auf der anderen Seite aber womöglich mehr als das Zehnfache in die Verpflichtung nur eines neuen Spielers investiert wird. Dabei zeigt es nur einmal mehr, wie das Fußballgeschäft funktioniert.

Özil hat als einziger Arsenal-Profi seinerzeit einen teilweisen Gehaltsverzicht abgelehnt

Das Aufbegehren der Fans ist verständlich und es kann etwas bewirken, wie ähnlich gelagerte Fälle beim FC Liverpool und Tottenham Hotspur gezeigt haben. Die Wut auf Mesut Özil ist allerdings unbegründet, denn nicht er trifft solche Entscheidungen.
Die haben die Klubbosse abgesegnet – an der Spitze Eigentümer Stan Kroenke, ein mehrfacher Milliardär aus den USA, dessen Vermögen BBC-Angaben zufolge während der Coronakrise sogar noch um mehr als 300 Millionen Euro gewachsen sein soll.

Mesut Özil könnte jetzt trotzdem handeln. Er weiß nun, was er Gutes mit einem teilweisen Gehaltsverzicht bewirken könnte. Die Jahreslöhne für die 55 Mitarbeiter hätte er in nur sechs Wochen zusammen. Es wäre ein starkes Zeichen.

Wahrscheinlicher ist, dass es so nicht kommt. Zum Sündenbock taugt Mesut Özil in diesem Falle dennoch nicht. Und man darf durchaus erwarten, dass das auch die Fans bei Arsenal oder anderswo begreifen.

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