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Auch an die Gegenwart denken. Das macht Trainer Urs Fischer beim 1. FC Union.

© Bernd Thissen/dpa

Der 1. FC Union ist in einem neuen Zeitalter: Immer weiter nach vorn

Der 1. FC Union hat eine rasante Entwicklung hinter sich und wohl zum großen Teil noch vor sich. Wahrscheinlich mit Loris Karius im Tor

Dass der 1. FC Union mittlerweile in einem anderen Zeitalter gelandet ist, konnte man am Samstagabend mit einem kurzen Blick auf das offizielle Twitter-Profil des Berliner Klubs feststellen. Dort stand kurz nach dem 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach ein Bild von Giannis Antetokounmpo von den Milwaukee Bucks, der erst vor kurzem zum „Most Valuable Player“ der nordamerikanischen Basketballliga NBA gekürt wurde.

Im dunkelblauen Fußballtrikot lächelte der Basketball-Star in die Kamera. Auf seiner Brust prangten das Wort „Aroundtown“ und das neon-grüne Logo von Union Berlin.
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Nun mag Loris Karius nicht ganz den Glanz eines NBA-Superstars haben. Der 27-Jährige Torwart ist aber immerhin ein Spieler, der bis vor zwei Jahren die Nummer Eins beim FC Liverpool war. Als Karius 2018 zur tragischen Figur eines Champions-League-Finals wurde, war der 1. FC Union unter Trainer Andre Hofschneider gerade auf dem achten Platz der zweiten Liga gelandet. Dass der ehemals kleine Klub aus Köpenick nun angeblich vor der Verpflichtung eines solchen Spielers steht, sagt auch ziemlich viel über die Entwicklung der letzten Jahren aus. Karius, den Manager Oliver Ruhnert am Samstagabend bei Sky zum „möglichen Neuzugang“ erklärte, wäre die zehnte Verpflichtung diese Transferfensters, und mit Abstand einer der auffälligsten. Union, der mit dem Unentschieden in Mönchengladbach seinen ersten Punkt im bevorstehenden Abstiegskampf erzielte, blickt anscheinend nach wie vor über den Tellerrand hinaus.

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„Wir haben super Neuzugänge hier. Union entwickelt sich immer weiter“, schwärmte Nico Schlotterbeck bei Sky, nachdem er am Samstag das späte Ausgleichstor gegen Gladbach erzielt hat. Der immer besonnene Trainer Urs Fischer war da vorsichtiger, und warnte nicht zum ersten Mal in dieser Saison, dass man „vor lauter Entwicklung das Tagesgeschäft nicht vergessen“ sollte. Dabei ist Schlotterbeck, der selbst erst im Sommer zu Union gekommen ist, der beste Beweis, dass Union das Tagesgeschäft nicht vergessen hat.

Nach seinem Siegtor im Pokal gegen Karlsruhe sorgte er am Samstag schon zum zweiten Mal in dieser Saison für die späte Erlösung. Der Innenverteidiger ist damit aktuell bester Torschütze der noch jungen Saison. Weil Fischers Mannschaft im Angriff noch Entwicklungsbedarf hat, muss sie sich schließlich noch auf alten Tugenden zurücklehnen: defensive Stabilität, schnelles Umschalten und Gefährlichkeit bei Standards. Gegen Gladbach gab es mindestens die ersten Zeichen, dass es mit der viel diskutierten Weiterentwicklung im Angriff langsam vorangeht.

Karius würde sicher die Nummer eins im Tor werden

Mit dem Debütanten Taiwo Awoniyi hat Union offensichtlich einen Spieler, der mit seiner Stärke in der Ballsicherung einen ordentlichen Ersatz für Sebastian Andersson sein kann. Auch Sheraldo Becker tollte eine Stunde lang auf der rechten Seite gefährlich herum, enttäuschte nur immer wieder mit seinen Hereingaben. „Wenn wir noch den einen oder anderen Konter ein bisschen präziser ausspielen können, werden wir gefährlicher sein“, sagte Fischer nach dem Spiel.

Positiv war aber vor allem das defensive Verhalten. Die Fehler des verlorenen Auftaktspiels gegen Augsburg hatte Unions Abwehr am zweiten Wochenende weitgehend abgestellt. Über weite Strecken frustrierten sie die Gladbacher bis zum Haareraufen, und wurden dadurch durch eine starke Torwartleistung von Andreas Luthe gestärkt. „Andreas hat uns mit der einen oder anderen Paraden im Spiel behalten“, bemerkte Fischer auf der Pressekonferenz.

Umso überraschender kam dann die Meldung zu Loris Karius, der sich vermutlich nicht mit der Rolle der Zweitbesetzung zufriedengeben möchte. Falls er tatsächlich von Liverpool ausgeliehen wird, steht womöglich ein harter Konkurrenzkampf bevor. Das gab es zuletzt 2018, als Daniel Mesenhöler und Jakob Busk um den Stammplatz zwischen den Pfosten buhlten. Erst zwei Jahre her ist das, und trotzdem wirkt es wie ein ganz anderes Zeitalter.

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