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Das passt schon. Marco Sturm beim Torefeiern.

© dpa

DEL-Finalserie: Marco Sturm: Oft geglänzt, wenig gewonnen

Mit 34 Jahren steht Marco Sturm mit den Kölner Haie gegen die Eisbären erstmals in einem Meisterschaftsfinale. In den Play-offs zeigte ehemalige der NHL-Star zuletzt steigende Form.

Seit Uwe Krupp bei den Haien Cheftrainer ist, ist der Dresscode bei offiziellen Auftritten der Kölner Eishockeyprofis strenger geworden. Marco Sturm hält sich daran. Jedenfalls fast. Von oben nach unten betrachtet lässt sich bei ihm am Mittwochmittag in Köln ein modischer Übergang von formal zu lässig beobachten. Graues Vereinsjacket, darunter dezente dunkle Jeans, an den Füßen Turnschuhe. Verdeckt wird das smarte Gesicht des gebürtigen Niederbayern durch einen Holzfällerbart – so wie ihn Eishockeyspieler gern in den Play-offs tragen. Erst recht, wenn sie weit gekommen sind. Sturm ist mit den Haien bis in die am Sonntag beginnende Finalserie gegen die Eisbären Berlin gekommen. „Ich wusste, dass wir in Köln die Chance haben, um die Meisterschaft zu spielen“, sagt er. „Mein Plan ist aufgegangen.“

Im Falle Sturm ist das nämlich so eine Sache mit den Erfolgen. Er war vielleicht der beste deutsche Angreifer überhaupt. 1008 Mal ist Sturm zwischen 1997 und 2012 in der National Hockey-League (NHL) aufgelaufen und hat dabei 251 Tore geschossen und 255 Treffer vorbereitet – kein anderer deutscher Profi kam oder kommt in der besten Eishockey-Liga in die Nähe dieser beeindruckenden Werte. Aber einer der erfolgreichsten deutschen Spieler ist der 34-Jährige nicht. Wo er auch spielte, war der Erfolg meist weit weg oder kam im Falle der Boston Bruins, als er weg war. Die gewannen den NHL-Titel eine Saison, nachdem Sturm den Klub verlassen hatte. So liest sich seine Titelbilanz gemessen an seinem Können schräg. 2005 gewann er während des Lockouts, der Spielpause in der NHL, mit  Ingolstadt den DEB-Pokal, ein Jahr später wurde er mit dem Nationalteam in Frankreich B-Weltmeister.

Dass bei Sturm die Vorfreude auf das Finale groß ausfällt, ist daher kaum verwunderlich: „Ich bin froh, dass es endlich geklappt hat.“ Und so schnell. Erst am 12. Februar gab er sein Debüt für die Haie. Zehn Monate hatte er zuvor nicht gespielt, hatte während des Lockouts in der NHL die Hoffnung, dass ihn noch ein Klub verpflichten würde. Aber es kam anders: Viele Verletzungen, viele Klubs in den jüngsten Jahren: Hin- und hergeschoben, abgeschoben. Schließlich konnte Krupp Sturm überreden, nach Köln zu kommen.

In dieser Saison haben schon andere Spieler vom Formate Sturms in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gespielt, darunter die beiden NHL-Stars Claude Giroux und Daniel Briére bei den Eisbären. Die Haie waren belächelt worden, als sie während des Lockouts nicht zugriffen. Krupp hatte immer wieder gesagt: „Das machen wir erst, wenn die NHL-Saison abgesagt wird.“ Als die Saison nicht abgesagt wurde, waren im Januar Brière und Co. schnell weg und alle Spitzenteams in der DEL geschwächt – bis auf die Kölner, die legten noch zu mit Marco Sturm.

Anfangs wurde das Engagement von Zweifeln begleitet. Nur fünf Spiele machte Sturm in der Hauptrunde für die Haie, zwischendurch musste er sogar in ein Aufbautraining. Zehn Monate Pause, das steckt auch ein Marco Sturm nicht weg. „Ich habe viel Zeit gebraucht, um da wieder reinzukommen“, sagt er. Außerdem sei die DEL stärker als noch zu seinen Anfangszeiten im Profibereich in den Neunzigerjahren. Aber Sturm hat sich gesteigert, in den Play-offs wurde er einer der gefährlichsten Kölner Angreifer, hat schon vier Tore geschossen.

Wobei Tore allein sind es nicht, die sein Trainer an ihm schätzt. Sturm mache durch seine Präsenz ein Team stärker, glaubt Krupp. Er sagt: „Das Erste, was nach der Finalserie auf der Agenda steht, ist eine Verlängerung mit Marco Sturm.“ Wenn der weiter in der DEL spielen will. Sturm weiß es nicht, noch wohnt seine Familie in Florida. Krupp glaubt aber, dass Sturm in Köln wieder in Weltklasseform kommen kann: „Wenn er mit uns die ganze Vorbereitung macht, dann spielt er im Dezember vielleicht wieder in der NHL.“ Womöglich sogar als Deutscher Meister, aber davor stehen ja noch die Berliner Eisbären.

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