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Unter der Gürtellinie. Die BVB-Fans können es nicht lassen.

© imago/Michael Weber

Konflikt zwischen Hopp und BVB-Fans: Nach Fan-Skandal: DFB ermittelt gegen Hoffenheim und Dortmund

Nachdem sich Fans beim Bundesliga-Spiel am Samstag daneben benommen hatten, müssen sowohl der BVB als auch die TSG Hoffenheim mit Strafen rechnen.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat nach den Dortmunder Fan-Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dies teilte der DFB am Montag mit. Ermittelt werde wegen Schmähplakaten und -gesängen und auch wegen beschädigter Sanitäranlagen im Gästebereich. Das Verfahren richtet sich gegen die TSG 1899 Hoffenheim wegen des Verdachts auf nicht ausreichenden Ordnungsdienst und gegen Borussia Dortmund wegen unsportlichen Verhaltens der Anhänger.

Einige BVB-Fans hatten am vergangenen Samstag vor dem 1:1 im Bundesligaspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hausverbote von Anhängern aus ihrem Lager und einen Strafantrag Hopps gegen mehr als 30 Dortmunder Fans nach dem Duell am letzten Spieltag der Vorsaison im Mai dieses Jahres protestiert.

Dabei war ein großes Banner ausgerollt worden, welches das Konterfei von Hopp hinter einem Fadenkreuz zeigte. Ein ähnliches Plakat, nur wesentlich kleiner, hatte vor zehn Jahren schon einmal für Aufsehen gesorgt. Auf zwei Spruchbändern stand in Großbuchstaben: „Strafverfahren & Hausverbote wegen beleidigender Gesänge. Was soll die Scheisse, du Hurensohn!?“ Dies sorgte für viel Empörung bei Hoffenheim. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte sich umgehend für das Verhalten seiner Anhängerschaft zu Beginn des Bundesliga-Spiels am Samstag entschuldigt. Mit wüsten Protesten hatten BVB-Anhänger in ihrem zehn Jahre anhaltenden Dauerstreit mit Hopp für einen Eklat gesorgt.

„Mit tiefer Erschütterung haben wir die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp im Rahmen unseres Heimspiels am Samstag gegen Borussia Dortmund erlebt. Wir verurteilen diese auf das Schärfste“, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten offenen Brief der Hoffenheimer Geschäftsführung. Die Mitteilung richtete sich „an die Clubs, Gesellschaften und Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga, an den Deutschen Fußball-Bund, an die Deutsche Fußball Liga, an die Fußballfans in Deutschland“.

Hopp will sich zu Vorfällen nicht äußern

„Ich möchte im Namen von Borussia Dortmund Dietmar Hopp um Entschuldigung bitten. Das ist nicht zu akzeptieren“, teilte Watzke als Geschäftsführer der Dortmunder mit und kündigte auch eine persönliche Entschuldigung bei dem 78-Jährigen an. Hopp selbst wollte nach dem Spiel „nix“ sagen. „Denjenigen, die gestern mit unverhohlenem Hass und Hetze bis hin zu einem Mordaufruf nicht nur die Werte des Fußballs verraten, sondern eindeutig gegen Recht und Gesetz verstoßen, müssen wir entschieden entgegentreten: Vereine, Verbände, Verantwortliche, Spieler und Fans“, forderte die TSG Hoffenheim. „Dafür braucht es Haltung und Integrität.“

Not amused. BVB-Boss Watzke will sich persönlich bei Hopp entschuldigen.
Not amused. BVB-Boss Watzke will sich persönlich bei Hopp entschuldigen.

© nordphoto

Aktueller Hintergrund der Proteste ist der Strafantrag des Milliardärs gegen mehr als 30 BVB-Fans. Der Mäzen hatte sich juristisch gegen Schmähgesänge aus dem Dortmunder Block zur Wehr gesetzt, die es in der Partie beider Teams am Ende der vergangenen Saison gegeben hatte. Gleichzeitig galt ein Haus- und Betretungsverbot für die Beschuldigten rund um das Spiel.

Nach Angaben eines Hoffenheimer Club-Sprechers demolierten Dortmunder Zuschauer auch Gäste-Toiletten. Hopps Vorgehen war vergangene Woche bekannt geworden. Die Beschuldigten konnten aufgrund von Videomaterial identifiziert werden. „Sollte Hopp tatsächlich glauben, er könne uns mit seinen Verboten mundtot machen, zeigen wir ihm am Samstag, wie falsch er damit liegt“, teilte das Dortmunder Fanbündnis Südtribüne am Freitag mit und kündigte an, das Strafverfahren rechtlich aufzuarbeiten.

Dortmundern ist Hoffenheim ein Dorn im Auge

„Wir haben in dieser Woche, in der sich das Ganze leider immer mehr hochschaukelte, versucht zu deeskalieren und haben mit allen Parteien gesprochen“, erklärte Watzke. „Leider waren wir dabei nicht erfolgreich. So ein Verhalten entspricht in keinster Weise den Werten von Borussia Dortmund!“

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann sagte in der Pressekonferenz nach dem Abpfiff: „Ganz ehrlich: Das war jetzt nicht so überraschend, so traurig das ist.“ Der 31-Jährige hatte die jahrelangen Diffamierungen bereits zuvor verurteilt, wollte aber nicht noch Stoff für weitere Diskussionen liefern. „Man spricht immer davon, dass sich der Fußball von den Fans wegbewegt, vielleicht sollten sich auch die Fans wieder mehr zum Fußball hinbewegen“, sagte Nagelsmann.

Hopp ist in der Rhein-Neckar-Region durch sein finanzielles Engagement für Hoffenheim bekannt, aber auch im sozialen Bereich. Vielen traditionellen Fans in der Bundesliga ist der schnelle Aufstieg der TSG vom Dorf- zum Bundesliga-Club immer noch ein Dorn im Auge. Hopp und die Hoffenheimer berufen sich darauf, dass die Kurve im Stadion kein rechtsfreier Raum sei. Nach dem ersten Plakat 2008 hatte der Mäzen sogar Dortmunder Fan-Vertreter nach Sinsheim eingeladen, um die Situation zu deeskalieren. Inzwischen reagiert er aber mit harter Hand. Ein Rätsel war am Samstag auch, wie ein solch großes Banner durch die Kontrollen im Stadion gelangt ist. (dpa)

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