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Spanischer Flieger. Iker Romero heizte 2012 gegen Leon die Menge an und trieb die Füchse zum Erfolg.

© Imago

„Das war etwas ganz Herausragendes“: Vor zehn Jahren schafften die Füchse Berlin das Handball-Wunder gegen Leon

Vor zehn Jahren begeisterten die Füchse-Handballer in der Champions League – bald wollen sie wieder dort spielen.

Berlin - Iker Romero motivierte noch einmal die Menge, trieb sie mit seiner unnachahmlichen Art weiter an. Wenige Sekunden zuvor hatte der Spanier seine Mannschaft durch einen Strafwurf mit 20:10 in Führung gebracht und spätestens in diesem Moment wurde klar: Die Füchse können es trotz der deutlichen 23:34-Niederlage bei Ademar Leon noch ins Halbfinale der Champions League schaffen. Und so kam es dann auch in der unvergesslichen Partie vor zehn Jahren, die 29:18 gewonnen werden konnte und in der Berliner Max-Schmeling-Halle eine rauschende Feier auslöste.

Dieses Szenario, das sich am 29. April 2012 ereignete, gehört noch immer zu den triumphalsten Momenten der Vereinsgeschichte und veranlasste die Füchse, einige der ehemaligen Spieler um Kapitän Torsten Laen zu einem Video-Call (ab Samstag im Füchse-Kanal) zusammenzurufen und zu einem Austausch zu bitten. Erste Feststellung: die Erinnerungen mögen zwar noch lebendig sein, die Zeit ging allerdings nicht an allen spurlos vorüber. Mit einem breiten Lächeln musste Romero beim gemeinsamen Blick auf das Spiel dann doch zugeben, seither bestimmt 13 Kilogramm zugenommen zu haben. „Und die Haare waren auch einmal mehr“, gesteht der mittlerweile 41-Jährige, der aktuell die Trainerposition bei der SG BBM Bietigheim bekleidet.

Simple Taktik, großer Erfolg

Mit seinem ungebändigten Optimismus war es Romero, der schon kurze Zeit nach jener zerstörenden Niederlage in Spanien seinen Teamkollegen immer wieder Mut zusprach. Und bereits im Bus zurück arbeiteten die Füchse angeführt von ihrem Trainer Dagur Sigurdsson an einer Taktik für den angestrebten Sieg im Rückspiel. Der Ansatz hört sich im Nachhinein fast schon zu einfach an. „Wir hatten uns vorgenommen das Spiel in vier Viertel einzuteilen, die wir jeweils mit drei Toren gewinnen wollten. Das erschien uns einfacher, als gleich die elf Tore anzugehen“, sagt Sigurdsson.

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Neben der taktischen Einstellung wurde die Begegnung in Berlin zu einer Frage der Ehre. Die Mannschaft wollte nicht erneut sang- und klanglos untergehen und sich in Bestform präsentieren. Vor allem aber wollten sie es den Spaniern zeigen, die sie beim nächtlichen Stadtgang nach dem Hinspiel getroffen hatten. „Die waren schon recht großkotzig und prahlten damit, ihre Tickets fürs Final Four kaufen zu können. Das war ein Stachel im Herzen“, erinnert sich Silvio Heinevetter. Motiviert bis in die Haarspitzen spielte sich der aktuell in Melsungen unter Vertrag stehende Torhüter in einen Rausch.

Ein Rausch, der genauso vom zahlreich erschienenen Publikum ausging. „Der Fuchsbau hat von Anfang an gebrannt“, blickt der damalige Abwehrchef Sven-Sören Christophersen zurück. „Die Fans peitschten uns immer wieder an, zeigten auf Klapptafeln, wieviele Tore es noch aufzuholen galt.“ So wurde aus der elf nach und nach eine null – bis sich nach dem Abpfiff letztlich Fans und Spieler gleichermaßen in den Armen lagen und den Sieg zusammen feierten. „Das war etwas ganz Herausragendes, eines der schönsten Spiele, das ich bei den Füchsen erlebt habe“, sagt Geschäftsführer Bob Hanning heute, der angibt, sich nicht mehr an die anschließende Feier erinnern zu können.

Die richtige Mischung

Umso deutlicher habe er die damalige Mannschaft vor Augen. Den jungen Fabian Wiede, der ebenso wie Paul Drux seine ersten Profieinsätze verzeichnen konnte. Kapitän Torsten Laen, der ruhig und doch bestimmt voran ging. Der großen Sportsmann Iker Romero genauso wie Stratege Dagur Sigurdsson mit seiner legendären Taktiktafel.

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„Die Zusammensetzung hat damals einfach gestimmt“, sagt der Geschäftsführer, dessen bekannter Wunsch es ist, bald erneut in der Champions League anzutreten. Aktuell auf Platz drei hinter dem punktgleichen THW Kiel ist die Chance dafür im Ligaendspurt noch gegeben. „Ich glaube allerdings nicht, dass der THW noch einen Punkt abgibt“, ist Hanning realistisch und verweist gleichzeitig auf die bevorstehende Herausforderung der Berliner beim Tabellenführer SC Magdeburg (Sonntag, 14 Uhr/ Sky). Aber möglich ist eben alles. Das zeigt der Sport immer wieder, das hat das Spiel der Füchse vor zehn Jahren bewiesen.

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