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Novak Djokovic jubelt vor dem omnipräsenten Logo der Olympischen Spiele.

© REUTERS

Das verwirrende Logo der Olympischen Spiele: Täglich grüßt das Jahr 2020

Warum das Logo „Tokyo 2020“ in diesen Zeiten eigentlich nur konsequent ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Seit die Olympischen Spiele begonnen haben, flimmert es über die Bildschirme der Welt: das Logo „Tokyo 2020“. Menschen schießen auf Tontauben vor „Tokyo 2020“, sie fallen vom Skateboard neben „Tokyo 2020“ oder spielen Ball vor „Tokyo 2020“.

Wenn sie etwas davon besonders gut machen, bekommen sie dafür eine Medaille und können ihren Wikipedia-Eintrag ergänzen um den Punkt: Gewann bei „Tokyo 2020“ im Sommer 2021 eine Medaille. Hä? Irgendwann später stutzen Leser solcher Einträge vielleicht mal. Aber hier und heute? Hier und heute ist „Tokyo 2020“ eher ein verspielter Eigenname, so wie „Blume 2000“ oder „Autoteile 10“. Da denkt ja auch niemand an Kalenderdaten.

Schon bei der zurückliegenden Fußball-EM mit dem schönen Kurznamen EURO2020 war es doch im Grund schnurz, das sie 2021 stattfand. Die einzigen Zahlen, die die Welt hier und heute interessieren, sind Inzidenzwerte. Der Rest ist, was immer er sein möchte.

Und zudem: Ist nicht gerade im Höchstleistungssport Zeit im herkömmlichen Sinne aufgehoben? Liegt das Spitzensportlerwesen nicht geradezu im Durchbrechen herkömmlicher Zeit-Raum-Dimensionen? Hat sich nicht die Restbevölkerung in Zeiten, in der bei Olympia 100 Meter gerannt werden, gerade mal vom Stuhl erhoben?

[Höhepunkte, TV-Termine und Zeitplan der Olympischen Spiele hier auf einen Blick]

Staunen kann man so gesehen nur darüber, dass die Sportereignis-Nummerierungen der Realzeit nicht voraus sind, statt ihr nachzufolgen. Nähme man den allgemeinen Tempovorsprung der Spitzensportler auf die Restbevölkerung zur Grundlage für die Nummernzahlen der Ereignisse, wäre man womöglich schon im fünfstelligen Bereich. Aber diese Annahme ist durch nichts belegt.

Was zum vielleicht heikelsten Aspekt der Zahlendifferenz führt, die interessierten TV-Zuschauern aus Tokio täglich präsentiert wird: Wenn überall 2020 herumflimmert, obwohl doch 2021 ist: Deuten das manche womöglich als Fake News? Denken sie: Wenn schon die Jahreszahl nicht stimmt, was stimmt denn dann?

Oder noch anders: Wer von all jenen, die Deutschlands erste Medaillen beklatscht haben, kann beweisen, dass sich alles so und nicht anders zugetragen hat? Und wenn sie so denken, wie kann man sie umstimmen? Ich schaue gleich mal bei Wikipedia nach.

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