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Sport: Das Projekt Zukunft

Leverkusen setzt im Basketball auf Deutsche

Leverkusen – Denis Wucherer ist ein Basketballprofi, der sagt, was er denkt. Wenn ihn ein Thema interessiert, redet er sich in Rage, zum Beispiel so: „Es gibt viele Leute, die in den letzten Jahren im Bereich des Nachwuchses geschlafen haben“, sagt der Kapitän der Bayer Giants Leverkusen, heute Gegner von Alba Berlin (18.30 Uhr, live auf Premiere). „Mir wird angst und bange, wenn ich an die Zeit nach 2008 denke.“ Dann nämlich würden sich „die Fehler, die in der Liga gemacht werden, auch in der Nationalmannschaft niederschlagen“. Bis zu den Olympischen Spielen 2008 will der 31-Jährige für die Nationalmannschaft spielen, auch die Stars Dirk Nowitzki oder Ademola Okulaja wollen so lange weitermachen. „Das Problem ist: Es kommen keine deutschen Spieler nach“, sagt Wucherer. Deutschland drohe deshalb in die Zweitklassigkeit abzudriften.

Wucherer spielt bei dem einzigen Klub der Liga, der schon im dritten Jahr überwiegend auf deutsche Spieler setzt. Zwei Amerikaner, ein Este und ein Däne stehen im Bayer-Kader, die neun übrigen Spieler sind Einheimische. Das Projekt wurde vor zwei Jahren aus der Not geboren. Der Bayer-Konzern kürzte den Basketballern den Etat, und zwar drastisch. Es wurde eine Lösung gesucht, mit weniger Geld möglichst weit zu kommen. So setzten die Bayer Giants unter Trainer Heimo Förster auf den einheimischen Nachwuchs, holten den erfahrenen Wucherer als Anführer hinzu.

Er liegt damit auf der Linie seines alten Förderers Dirk Bauermann. Auch der Bundestrainer sorgt sich um die Perspektiven seines Sports. Auslöser war, dass die Basketball-Bundesliga vor Saisonbeginn die Ausländerbeschränkung für Profis aus den AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifischer Ozean) kippte. Commissioner Otto Reintjes meint, die Liga solle die stärksten Spieler verpflichten, egal aus welchem Land. „Je mehr ausländische Spieler bei uns spielen, desto besser hat in den letzten Jahren die Nationalmannschaft abgeschnitten“, sagt Reintjes.

Wucherer sieht diesen Zusammenhang nicht. „Natürlich brauchen die Klubs Ausländer. Aber es gibt zu viele mittelmäßige Ausländer, deutsche Spieler haben zu wenig Chancen in der Liga.“ Vorbild ist die Deutsche Eishockey-Liga, die es durch kontinuierliche Reduzierung der Ausländerlizenzen geschafft hat, den Anteil der deutschen Spieler auf fast 60 Prozent zu erhöhen. Reintjes hat sich zwar einen aktuellen Anteil von 47 Prozent deutscher Spieler errechnet. „Aber wir gehen von rund 20 Prozent aus, die regelmäßig spielen“, sagt Sven Wehrmeyer von der Spielergewerkschaft sports-union.

Das Projekt bei Bayer ist auf drei Jahre angelegt und läuft zum Ende der Saison aus. „Wir werden Bilanz ziehen“, sagt Wucherer. In den vergangenen beiden Jahren kam Leverkusen jeweils bis ins Play-off-Viertelfinale. Ursprüngliches Ziel war es, in dieser Saison um den Titel mitzuspielen. „Dazu brauchen wir mehr Geld, zum Beispiel für einen guten ausländischen Spieler.“ Ohne geht es offenbar nicht mehr.

Christiane Mitatselis

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