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"Uns wird ein Knüppel zwischen die Beine geworfen" - Altglienickes Co-Trainer Torsten Mattuschka (rechts neben Chef-Trainer Karsten Heine) kritisiert die Entscheidung des NOFV.

© Matthias Koch/imago

„Das ist ein großer Arschtritt für Altglienicke“: Torsten Mattuschka ist verärgert über Meisterschafts-Entscheidung

Per Quotientenregelung vergibt der NOFV den Meistertitel der Regionalliga Nordost an Leipzig. Altglienickes Co-Trainer Mattuschka kritisiert den Verband scharf.

Von Johannes Nedo

Torsten Mattuschka will sich auf keinen Fall als schlechter Verlierer darstellen. „Wir wünschen Lok Leipzig alles Gute in der Relegation. Wir gönnen ihnen alles“, sagt er. Dennoch ist der Co-Trainer der VSG Altglienicke überaus enttäuscht über die Entscheidung des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) am Freitagabend. „Das ist ein großer Arschtritt für uns und nur schwer zu akzeptieren“, betont Mattuschka.

In einer Videokonferenz hatte das Präsidium des NOFV beschlossen, die Saison in der Regionalliga Nordost abzubrechen und den Meistertitel per Quotientenregelung an den 1. FC Lok Leipzig zu vergeben. Die Sachsen bestreiten nun noch Relegationsspiele um den Aufstieg in die Dritte Liga gegen den Meister der Regionalliga West, vermutlich Verl.

Altglienicke hatte sich für ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz eingesetzt

Für Altglienicke ist diese Entscheidung besonders hart. Denn die VSG war vor der Coronavirus-Unterbrechung im März Tabellenführer, punktgleich mit Leipzig. Allerdings hatte Lok bei gleicher Punktzahl ein Spiel weniger absolviert. „Natürlich gibt es in so einer Situation keine Königslösung, aber diese Lösung ist die brutalstmögliche“, sagt Mattuschka. „Für uns ist das richtig makaber. Uns wird ein Knüppel zwischen die Beine geworfen.“ 

Altglienicke war Herbstmeister und hatte sich für ein Entscheidungsspiel gegen Leipzig auf neutralem Platz eingesetzt. „Dann hätte es eine sportliche Entscheidung gegeben“, betont der frühere Profi des 1. FC Union. Doch mehr als 80 Prozent der Mitglieder stimmten für die Quotientenregelung. Auch der Antrag des Tabellendritten Energie Cottbus, den Meister unter den vier besten Mannschaften in Turnierform zu ermitteln, wurde nicht angenommen.

Mattuschka kritisiert die Ausgangssituation der Abstimmung scharf. „Wenn den Vereinen vorher gesagt wird, dass es bei der Quotientenregelung keine Absteiger geben wird, ist doch klar, dass dieses Modell dann die größte Zustimmung erfährt“, betont der 39-Jährige. „Die Klubs können nichts dafür. Ich ärgere mich einfach über den NOFV.“

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Ob Altglienicke noch rechtliche Schritte gegen den Beschluss erwägt, wolle der Verein in den nächsten Tagen entscheiden, sagt Mattuschka. Energie Cottbus hat bereits angekündigt, auf einen Einspruch zu verzichten. Doch für die VSG hatten sich gerade in den vergangenen Tagen auch in der Stadionfrage für die Dritte Liga neue Möglichkeiten ergeben. So hatte der 1. FC Union angekündigt, dass Altglienicke bei einem Aufstieg einige Heimspiele auch im Stadion An der Alten Försterei bestreiten könnte. 

Und so hadert Mattuschka nach dem NOFV-Beschluss auch mit dem Berliner Fußball-Verband (BFV). „Ich hätte mir Unterstützung vom BFV gewünscht“, sagt er. „Aber da kam nichts.“

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Für Mattuschka hänge an der Entscheidung, keine Absteiger zu haben, nun ein „Rattenschwanz an Problemen“. Da mit dem wahrscheinlichen Drittliga-Absteiger Carl Zeiss Jena, den Aufsteigern Tennis Borussia und Luckenwalde sicher einige Mannschaften dazukommen – bei verpasster Relegation würde ja auch Lok in der Liga bleiben –, werde die Regionalliga in der nächsten Saison aufgeblasen, betont er. „All die zusätzlichen Spiele bedeuten eine zusätzliche Belastung. Besonders für die Vereine mit Halbprofitum wird das sehr schwer zu stemmen sein.“ Für Mattuschka steht eines fest: „Der NOFV macht sich keine Gedanken. Da wurde einfach ins Blaue hineinentschieden.“

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Vom NOFV kamen am Samstag um Versöhnung bemühte Töne. „Ich habe Verständnis für die Vereine, die ihre eigenen Interessen gerne durchgesetzt hätten und das zwischenzeitlich ja auch versucht hatten. Aber ich hoffe auf Einverständnis“, sagte der Geschäftsführer Holger Fuchs der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist eine ganz ungewöhnliche Saison mit einer ungewöhnlichen Situation, über Fußball zu entscheiden, wo gar kein Fußball gespielt wird.“
Für Torsten Mattuschka ist das nur ein schwacher Trost: „Denn so bleibt ein fader Beigeschmack.“

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