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Das gespielte Märchen: Hoffenheim verärgert Christoph Daum

Die TSG Hoffenheim bleibt auch nach dem Sieg in Köln cool – zum Ärger von Christoph Daum.

Die Rolle des bösen Buben beherrscht Christoph Daum perfekt - und er setzt sie gern gezielt ein. So gab er sich am Samstag Nachmittag große Mühe, seinen Hoffenheimer Kollegen Ralf Rangnick wütend zu machen. Mangelndes Fairplay warf der Trainer des 1. FC Köln Rangnicks Hoffenheimern vor. Und: "Das Saubermann- Image hat einen Fleck bekommen. Was da von der Bank gekommen ist, war das Unfairste, was ich in diesem Stadion je gesehen habe", behauptete Daum. Und was tat Rangnick? Er blieb ebenso ruhig und gefasst wie seine Spieler, die den FC zuvor mit 3:1 besiegt und die Bundesliga-Tabellenführung zurückerobert hatten. "Diesen Schuh, den Herr Daum uns vor die Tür gestellt hat, ziehen wir uns nicht an", sagte der 50-Jährige. Auch auf Nachfrage ließ sich Rangnick nicht zu unbedachten Worten verleiten: "Es ist nicht meine Aufgabe, das Verhalten des Kollegen zu kommentieren. Ich beurteile nur meine Mannschaft." Und mit der konnte der Trainer sehr zufrieden sein.

Daums Attacke gegen Hoffenheim darf als Ablenkungsmanöver von den vielen Schwächen der Kölner Mannschaft eingeordnet werden. Das FC-Mittelfeld funktionierte überhaupt nicht. Auf den Außenbahnen dilettierten Adil Chihi (links) und Nemanja Vucicevic (rechts) vor sich hin, dahinter stolperte Rodar Antar. Einziges Kölner Spielkonzept: Lange Bälle auf Torjäger Milivoje Novakovic. Doch der Slowene hatte am Samstag kein Glück im Abschluss. Hoffenheim hat sich im Gegensatz zum 1. FC Köln stark weiterentwickelt. In der letzten Zweitliga-Saison hatten die Kölner Hoffenheim als einziges Team zweimal besiegt - mit Härte und Kampf brachten sie den Gegner damals aus dem Konzept. Am Samstag trat die Mannschaft aus dem Badischen ausschließlich mit Profis an, die schon dem Zweitliga-Team angehört hatten. Und sie zeigten, dass sie nicht nur schön und schnell spielen, sondern inzwischen auch hart sein können. Aggressives Spiel gehört im November 2008 ebenso zum Hoffenheimer Repertoire wie zweckdienliche Fouls, Rempler oder Grätschen. Seine Spieler hätten "Leidenschaft, Herz und Lernfähigkeit" bewiesen, sagte Rangnick. "Es war ein weiterer Schritt, sich in Auswärtsstadien auch zu wehren und nicht nur attraktiven Fußball zu spielen."

Die Stimmung war unfreundlich

Die Stimmung im mit 50.000 Besuchern ausverkauften Stadion war in vielen Momenten sehr unfreundlich, besonders in der 52. Minute. Es war die Szene, die Daum so in Rage versetzte. Der Kölner Kevin McKenna holte Hoffenheims Sejad Salihovic im Mittelfeld beim Stand von 0:1 mit einem Tackling brutal von den Beinen. Dafür bekam er Rot. Und zwar zu Recht. Laut Daum jedoch durch Beeinflussung der Hoffenheimer Bank. "Es ist klar, dass man hochspringt, wenn fünf Meter vor seiner Bank ein solches Foul passiert", sagte Rangnick dazu. Es wurde nun laut im Stadion, sehr laut. Kurz darauf sah Hoffenheims Luiz Gustavo Gelb-Rot nach einem Foul gegen Chihi - was wiederum eine diskutable Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin war. "Ich beschwere mich nicht über solche Entscheidungen. Aber erst als fünf Kölner Spieler auf den Referee zuschossen und die Karte quasi aus der Hosentasche zogen, gab es Gelb-Rot", merkte Rangnick an.

Er konnte dabei lächeln, da seine Mannschaft trotzdem ruhig geblieben und wieder einmal gesiegt hatte. "Es ist ein Märchen. Ich hab das in meiner Karriere noch nie erlebt", sagte Rangnick. Ein Märchen, das jeder Trainer gern erleben würde. Auch Christoph Daum.

Christiane Mitatselis

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