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Reumütig. Daniel Pietta bedauert seine Entgleisung, das hat er mehrmals beteuert.

© ActionPictures/Imago

Das Eishockey und eine Geste mit Nachwirkung: Rassismus reißt Wunden

Im Fall Daniel Pietta reagiert die Deutsche Eishockey-Liga mit einer harten Strafe. Trotzdem ist der Fall damit kaum erledigt. Ein Kommentar.

Als gar nichts mehr ging, als sich Daniel Pietta womöglich nicht mehr anders zu helfen wusste, griff er zum inakzeptablen Joker Rassismus. Auf dem Weg zur Auswechselbank imitierte der Angreifer des ERC Ingolstadt einen Affen. Es war im Testspiel eine knappe Geste in Richtung Gegenspieler Sena Acolatse von den Straubing Tigers, mit dem US-Amerikaner hatte sich Pietta zuvor schon im Infight auseinandergesetzt.

Doch dann kam diese Geste - mit Nachwirkung. Der Fall war eindeutig und das Urteil der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist nun eindeutig. Pietta wird für neun Spiele gesperrt und muss eine Geldstrafe zahlen.

Manchem ist das noch nicht genug. Ein Kollege von Acolatse bei den Straubing Tigers fordert, Pietta für immer aus der Liga zu werfen. Der Schuldige selbst ist sich indes seiner Schuld bewusst und hat sich inzwischen mehrmals kritisch auf einem sozialen Netzwerk mit seinem Verhalten auseinandergesetzt.

Er beteuert, dass er von Rassismus nichts halte. Pietta, knallharter, starker Spieler, aber auch Unterstützer der Plattform „Hockey is Diversity“, ist bisher auch noch nicht negativ aufgefallen in dieser Hinsicht.

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Das relativiert den Fall vom Spiel gegen Straubing allerdings nicht. Denn dass Rassismus auch bei Menschen, bei denen es nicht erwartbar scheint, seine Fratze zeigt, ist das Erschütternde. Und auch einige Reaktionen auf die Strafe von Pietta lassen darauf schließen, dass das Thema inhärenter Rassismus auch für manchen Fan ein wichtiges Thema sein sollte.

Ein Mensch kommentiert gar auf dem Instagram-Konto von Pietta fragend, was denn wohl der Acolatse dazu sage zu dem Fall und Strafmaß. So unter dem Motto, vielleicht findet der das ja gar nicht so schlimm, der Mann aus Kalifornien. Und genau da liegt das Problem, in dummer Ignoranz dessen, was Menschen mit dunkler Hautfarbe täglich durchmachen müssen in fast der ganzen Welt.

Der Rassismus hat viele Facetten – abseits des plakativen Rassismus in der Sportarena. Schwarze Deutsche - zum Beispiel - werden damit täglich konfrontiert, wenn sie etwa auf Englisch angesprochen werden oder in der Tagesschau sehen und erdulden müssen, das sie im Terminus „Fremdenfeindlichkeit“ eingemeindet werden, wobei in Wirklichkeit Rassismus gemeint ist. In den USA, der Heimat von Acolatse, geht es mitunter noch weniger subtil zur Sache beim Thema.  

Sicher, Daniel Pietta meint es gut. Er könnte es aber noch besser meinen, wenn er sagen würde: Macht mich nicht zum Märtyrer. Es mag schlimm sein, dass ihm die Aktion weiter anhaften wird. Aber schlimmer ist es für Sena Acolatse, denn der ist das Opfer und Pietta war der Täter. 

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