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Den Kapitän hat's erwischt. Manuel Neuer vom FC Bayern München fällt für den Rückrundenstart am kommenden Freitag aus.

© AFP

Das Coronavirus schlägt wieder zu: Omikron bringt die Bundesliga in Not

Kurz vor dem Rückrunden-Auftakt häufen sich in der Fußball-Bundesliga die Corona-Fälle. Und das könnte erst der Anfang sein.

Als die Spieltagsplaner der Deutschen Fußball-Liga Anfang November die zeitgenauen Ansetzungen für die Spieltage 14 bis 21 in der Bundesliga bekannt gegeben haben, schienen sie mal wieder ein glückliches Händchen bewiesen zu haben. Zum Start der Rückrunde würde es im frei empfangbaren Fernsehen nicht nur den wahren Klassiker zu sehen geben, sondern mutmaßlich auch ein echtes Spitzenspiel: Bayern gegen Gladbach, Rekord- gegen Altmeister, Tabellenführer gegen Verfolger.

Inzwischen stellt sich die Situation ein wenig anders dar: Borussia Mönchengladbach, Anfang November noch auf Tuchfühlung zu den Europapokalrängen, ist in in der Tabelle ungebremst in die Tiefe gerauscht.

Und trotzdem wird das Duell gegen die Bayern am Freitag ein Spitzenspiel sein. In München treffen nämlich die Führenden der inoffiziellen Corona-Tabelle aufeinander, nachdem beide Klubs zum Trainingsauftakt nach den Weihnachtsferien je vier Infektionen vermelden mussten.

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Kurzfristige Verschiebungen an der Spitze sind jederzeit möglich. Denn analog zu den Entwicklungen im normalen Leben bleiben auch der Profisport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen von Omikron nicht verschont. „Die Blase im Fußball spiegelt nur das wider, was in der Welt passiert“, hat Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky gesagt.

Der FC Bayern München, der eigentlich am Sonntag die Vorbereitung auf die Rückrunde beginnen wollte, hat den Trainingsauftakt um einen Tag verschoben, weil neben den vier Spielern – darunter Kapitän Manuel Neuer – auch Co-Trainer Dino Toppmöller positiv getestet worden ist. Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, hat sich am Neujahrstag mit leichten Symptomen in häusliche Quarantäne begeben müssen. Bei Paris St. Germain sind zum Trainingsauftakt vier Spieler positiv getestet worden, einer davon ist Lionel Messi, und beim FC Barcelona fehlen inzwischen acht Spieler, weil sie sich infiziert haben.

Auch Lionel Messi hat es erwischt

„Es ist wie eine Lotterie“, hat Klopp über die besonderen Herausforderungen gesagt, mit denen ein Trainer in diesen Tagen zurecht kommen muss: Welchen Spieler wird es heute erwischt haben? Wer muss jetzt wieder in Quarantäne? „Fußball ist immer ein Glücksspiel, aber das kommt jetzt noch dazu“, sagt Markus Weinzierl, der Trainer des Bundesligisten FC Augsburg. „Es wird in den nächsten Wochen alle treffen. Da wird es unterschiedliche Glücksfaktoren geben.“

Für die Bundesliga könnte sich die aktuelle Situation als die komplizierteste seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 herausstellen. Niemand weiß, wie hart Omikron zuschlagen und welche Auswirkungen die hochinfektiöse Mutation auf den Spielbetrieb im deutschen Fußball haben wird.

Ein Blick über die Grenzen lässt Schlimmes befürchten. In der Premier League sind in den vergangenen drei Wochen 17 Spiele ausgefallen, weil sich zu viele Spieler mit dem Coronavirus infiziert hatten.

Die Bundesliga hat sich dank ihres längst legendenumrankten Hygienekonzepts für weitgehend immun gehalten. Doch das erweist sich spätestens jetzt als Irrglaube. Im Grunde war es das immer schon – und das Hygienekonzept vor allem eine perfekte PR-Erzählung. Denn in Wirklichkeit ging es nie um den Schutz der Gesundheit der Spieler; es ging einzig und allein um den Schutz des Spielbetriebs.

Das Hygienekonzept schützt den Spielbetrieb, nicht die Spieler

Abgesehen vielleicht von der Fleischindustrie dürfte kaum ein Berufsstand so hohe Infektionszahlen aufweisen wie der Profifußball. Die beiden Gladbacher Jordan Beyer und Denis Zakaria hat es inzwischen sogar schon zum zweiten Mal erwischt. Bei Zakaria lagen zwischen seiner ersten Infektion im Juli und seiner zweiten in den Weihnachtsferien gerade mal fünf Monate.

Der Profifußball profitiert vor allem davon, dass die Arbeitskräfte der Branche in der Regel jung sind und das Risiko einer schweren Erkrankung daher überschaubar ist. Möglicherweise hat auch das – neben der zunehmenden Ermüdung nach zwei Jahren Pandemie – zu einem gewissen Leichtsinn geführt.

Fredi Bobic, Sportgeschäftsführer von Hertha BSC, hat Mitte November erzählt, dass einige Spieler inzwischen gemerkt hätten, dass es ohne Impfung schwierig werden könnte, über Weihnachten in Urlaub zu fahren. So positiv sich diese Erkenntnis auf die Impfbereitschaft ausgewirkt haben mag, so nachteilig war es für die Infektionszahlen. Ein Zusammenhang zwischen Reisetätigkeit über die Weihnachtsfeiertage und Infektion rund um Silvester ist schwer von der Hand zu weisen.

Bei den Bayern hat es von den vier Spielern drei – Neuer (Malediven), Kingsley Coman (Dubai) und Corentin Tolisso (Frankreich) – im Auslandsurlaub erwischt.

Immerhin reagiert der Profifußball angemessen auf die neue Welle. Die Hygienevorschriften werden jetzt wieder strenger befolgt, das Risiko wird neu vermessen. Die Zweitligisten Schalke 04, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen wollten die längere Winterpause eigentlich für ein Trainingslager im warmen Süden nutzen. Statt in die Türkei und nach Spanien zu reisen, haben sie jetzt entschieden, doch lieber im grauen und verregneten Deutschland zu bleiben. Sicherheit geht vor.

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